Fußball

Deutsches Torfestival: Besser kann man nicht starten!

Ralf Rangnick wird Freitagabend vor dem Fernsehschirm im Berliner Schlosshotel Grunewald bei der Übertragung das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland aus München garantiert bald den Kopf geschüttelt worden. Denn hoch den Gegner anzulaufen, wie es Österreichs Teamchef immer wider predigt, war für Schottland ein Fremdwort. So bekam Deutschland die Räume, die ein Toni Kroos oder auch Kapitän Ilkay Gündogan brauchen, um bei viel Ballbesitz zu glänzen. Das Resultat war mit 5:1 (3:0) ein deutsches Torfestival, ein Start, wie er nicht besser gelingen kann. Deutschland kam damit im Turnier an. Bedeutet das ein deutsches Comeback als Turnermannschaft, wie man es bis 2018 eigentlich immer gewohnt war?

Anders als bei der verpatzten Wüsten-WM in Katar war Deutschland brutal effizient. Aus sechs Torschüssen bis zur Pause wurden drei Treffer. Der erste nach zehn Minuten bedeutetet die Führung. Erzielt vom jüngsten deutschen Spieler, Florian Wirtz (Bild) unter Mithilfe von Schottlands Tormann Angus Gunn. Neun Minuten später traf Jamal Musiala nach Vorarbeit von  Kai Havertz. Knapp vor er Pause gelang die endgültige Entscheidung: Elfmeter nach einem Foul von Schottlands Innenverteidiger Ryan Porteus, der dafür die rote Karte bekam, an Gündogan, Havertz traf zum 3:0. Die drei jüngsten deutschen Spieler sorgten für die Tore. Gegen zehn Schotten konnte es keine Probleme mehr geben. Der für Havertz eingewechselte Niklas Füllkrug traf gleich zum 4:0, feierte nach Schlusspfiff sein erstes EM-Tor mit der Tochter am Arm. Auf die einzige deutsche Panne, das Eigentor vor Antonio Rüdiger, das die Schotten noch jubeln ließ, obwohl alles verloren war, folgte noch die Antwort. Der nachnominierte Emre Can, der nur einmal mit der Mannschaft trainierte, traf mit der letzten Aktion in der Nachspielzeit, sein zweites Tor für Deutschland nach sieben Jahren Pause. Damit stand am Ende der höchste deutsche EM-Sieg mit 20:1-Torschüssen.

Prächtige Stimmung auf den Tribünen, auch bei der Prominenz. Bei Bundespräsident Walter Steinmaier , beim ehemaligen Tennisstar Boris Becker. Für Rätseln sorgte die Freundin von Teamchef Julian Nagelsmann, Lena Wurzenberger, die einen Teamdress trug, auf dem am Rücken „Julsi“ stand. Alle rätseln, ob dies der Kosename des Bundestrainers ist. Der war von der Power in den ersten 20 Minuten mit zwei schönen Toren beeindruckt: „Aber es war nicht mehr als ein erster Schritt“. Zu einem neuen Sommermärchen?  In Erinnerung blieb auch eine Szene vor Anpfiff, als Heidi Beckenbauer, die Witwe der deutschen Fußballikone, den acht Kilo schweren EM-Pokal in Begleitung der Kapitäne der Europameistermannschaften von 1980 und 1996, Bernard Dietz und Jürgen Klinsmann, auf den Rasen trug. Als auf der Anzeigetafel Franz Beckenbauers Bild aufschien, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten, schickte ihm einen Kuss in den Himmel.

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