Fußball

Nach Japans zweiter Sensation zählt Deutschland endgültig zu den Kleinen

Kasan wiederholte sich für Deutschland vier Jahre später in Al Khor. 2018 flog Deutschland in Russlad durch das 0:2 gegen Südkorea als Titelverteidiger nach der Vorrunde aus, Donnerstag bei der Wüsten-WM im Al Bayt-Stadium trotz 4:2 (1:0) gegen Costa Rica. Weil Japan nach Deutschland auch Spanien nach einem 0:1-Rückstand sensationell 2:1 (0:1) bezwang, damit sogar Gruppensieger wurde. Die bisher größte Sensation der WM. Damit ist Deutschland endgültige keine Fußball-Großmacht mehr, sondern bei den Kleinen gelandet. Derzeit auf einer Stufe mit Katar, Kanada, Ecuador, Iran, Saudi-Arabien, Mexiko, Tunesien, Costa Rica, Belgien und Dänemark, die ebenfalls nicht das Achtelfinale erreichten. Nach dieser Peinlichkeit steht Deutschland schwer unter Schock, im Tal der Tränen. Bei den drei Turnieren in Folge nichts erreicht. Auch das Achtelfinale bei der Euro 2021 zählt nicht. „Bild“ klagte bereits: „Jetzt ist Deutschland nur noch ein Fußball-Zwerg!“ Von Turniermannschaft keine Rede mehr.

Das Spiel gegen Costa Rica zeigte trotz Sieg, warum Deutschland scheiterte. Schnelle Führung durch Serge Gnabry, alles schien in Ordnung. Zumal kurz darauf Alvaro Morata Spanien in Führung brachte. Schon in der ersten Hälfte fiel Deutschland nach vergebenen Chancen zurück, verlor Zweikämpfe, machte Costa Rica stark. In der zweiten Hälfte ging alles kaputt. Zunächst der Ausgleich für Japan, fünf Minuten später sogar die 2:1-Führung. Drei Minuten lang wurde das Tor überprüft, weil der Ball vorher im Tor-Aus gewesen sein könnte. Eine Millimeter-Entscheidung. Dann kam es für Deutschland noch schlimmer. Die Spieler sahen auf der Anzeigetafel den Zwischenstand bei Japan. Costa Rica glich aus, ging sogar in Führung, wobei Tormann Manuel Neuer den Ball selbst über die Linie beförderte. Damit kassierte Deutschland in drei Spielen fünf Tore, was die bereits vor der WM angesprochenen Defensivprobleme nochmals aufzeigte. Durch Costa Ricas Führung war in diesem Moment außer Deutschland auch Spanien ausgeschieden.

Aber nur drei Minuten. Dann glich der deutsche Joker Kai Havertz aus, traf zwölf Minuten später zur Führung. Mit Niclas Füllkrug legte noch ein Joker nach, aber das half nicht mehr. Dass zwei eingewechselte Spieler für den Umschwung sorgten, führte sofort zu Diskussionen um die Aufstellung von Teamchef Hansi Flick, ob es richtig war, sieben von Bayern München in die Startformation zu stellen. Einer von ihnen, Thomas Müller, gab nachher im ARD-Interview, ein Ohnmachtsgefühl zu, hielt so etwas Ähnliches wie eine Abschiedsrede. „Wir sind verdient ausgeschieden“, gab Zweifachtorschütze Havertz selbstkritisch zu, „wir dürfen nicht auf Spanien böse sein, müssen uns selbst an der Nase fassen!“ Flick gestand nach dem ersten großen Turnier seiner Ära, die riesengroße Enttäuschung, gab aber Bastian Schweinsteiger, dem Kapitän der Weltmeistermannschaft von 2014, Kontra, als der meinte, die Mannschaft habe auch das nötige Feuer vermissen lassen. Flick bekräftigte, im Amt bleiben zu wollen: „Mir macht das Amt Spaß!“ Wirklich noch?

Deutschland schied wegen der Niederlage gegen Japan aus. Damals drehten die Japaner zwischen der 75. und 83. Minute das Spiel, gegen die Spanier dauerte es drei Minuten kürzer. Eine Parallele: Sowohl gegen Deutschland als auch gegen Spanien sorgte Freiburg-Legionär Ritsu Doan für den Ausgleich. Der Unterschied: Gegen Deutschland spielte er von Beginn an, gegen Spanien erst ab der 46. Minute, brauchte nur zwei, bis er traf. Für den Siegestreffer sorgte Ao Tanaka  vom deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Das tut Deutschland noch mehr weh. Insgesamt kamen sieben Legionäre von deutschen Klubs zum Einsatz.

Spaniens Teamchef Luis Enrique ließ bei seinen fünf Umstellungen Stammspieler wie Aymeric Laporte, Jordi Alba, Marco Asensio und Ferran Torres auf der Bank, die er nach dem Rückstand einwechselte. Half nicht mehr. Die größte Ausgleichschance vergab nach 90 Minuten Leipzig-Legionär Dani Olmo. Er scheiterte an Tormann Shiuchi Gonda, der von Jänner bis Dezember 2016 im Waldviertel bei Horn in der zweiten österreichischen Liga spielte,16 Partien bestritt. Deutschland fliegt heim, Japan spielt Montag im Achtelfinale gegen Kroatien, Spanien einen Tag später gegen Marokko.

Foto: FIFA.

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