Fußball

Didi und die Wolfsberger Leidenschaft gegen Rapid

Ernst Dokupil, Rapids Erfolgstrainer der Neunzigerjahre, versicherte Sonntag nach dem 2:0 gegen Admira im Allianz-Stadion, er habe gefühlt noch nie so viel Zustimmung seit dem Meistertitel 1996 erhalten  wie nach seiner Kritik an der grün.weißen Chefetage in der letzten Woche. Ein Jahr vor dem Meistertitel holte Rapid unter Dokupil den Cupsieg. 23 Jahre lang wartet Rapid auf eine Wiederholung. Gelingt es Didi Kühbauer auch als Trainer, den Cup mit Grün-Weiß zu gewinnen, was ihm 1995 als Spieler gelungen war? Die erste Antwort gibt es Mittwoch Abend bei seinem Ex-Klub Wolfsberg.

Sonntag und Montag schaffte es Admira, Rapid kurz aus den Schlagzeilen zu holen. Mit der unverständlichen Trennung von Ernst Baumeister, mit der genauso unverständlichen Wahl des No Name-Nachfolgers Reiner Geyer, der schon vor dem ersten Training behauptete, die junge Mannschaft habe Potenzial. Entweder hat er sie schon beobachtet, was ein Beweis mehr wäre, dass General Manager Amir Shapourzadeh schon länger plane, Baumeister los zu werden, weil der nicht nach seiner Pfeife tanzte. Oder Herr Geyer gab nur ein unseriöses Ferngutachten hab. Was zu den Vorkommnissen in der Südstadt passen würde.

Aber Montag Abend holt Rapid schon wieder die Unruhe ein. Peter Pacult, der letzte grün-weiße Meistermacher, setzte seine Kritik-Tour an Rapid durch die Fernsehstudios fort. Nach Puls 4 war Servus-TV an der Reihe. Im Talk aus Hang 7 warf er aus Salzburg Sportchef Fredy Bickel vor, bisher keinen Spieler geholt zu haben, der wirklich weiter geholfen hat, sprach von einem Kader ohne Hierarchie, der nicht funktionieren kann. Ihm zur Seite Michael Hatz, der Innenverteidiger aus Dokupils Erfolgstruppe. Der ließ den Hinweis, dass Rapids Mannschaft zu sensibel sein könnte, überhaupt nicht gelten: „Mich hat auch keiner gefragt, ob ich sensibel bin.“

Jetzt liegt es an Kühbauer, zu zeigen, ob der Kader vielleicht doch funktionieren kann. Das sechste Spiel seiner Ära ist das bisher wichtigste, weil es die Richtung weist:. Rapid gastiert in zwölf Tagen zweimal an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, Mittwoch geht es um die einzige Titelchance in dieser Saison. Geht die mit einer Niederlage verloren, ist wieder die große grün-weiße Depression angesagt. Von Aufbruchsstimmung war auch nach dem Pflichtsieg über die  Admira nichts zu merken. Die gab´s nur, als Kühbauer Anfang Oktober nach Hütteldorf kam. Bis Hartberg und Villarreal.

In Wolfsberg arbeitete er vom 2. September 2013 bis 25. November 2015. Er übernahm die Mannschaft als Vorletzter von Slobodan Grubor, der jetzt Co-Trainer von Kühbauer-Freund Zoran Barisic bei Olimpija Laibach ist, führte sie in der zweiten Saison sensationell mitunter sogar an die Tabellenspitze, im Endeffekt in die Europa League-Qualifikation, füllte dabei mit Wolfsberg gegen Borussia Dortmund sogar das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt. Als er gehen musste, war Wolfsberg nach einem 1:2 in Altach auf den letzten Platz zurückgefallen. Die Kühbauer-Bilanz mit Wolfsberg gegen Rapid: Drei Siege (einer auch im Hanappi-Stadion), ein Remis und fünf Niederlagen in der Bundesliga, im Cup eliminierte er daheim seinen Herzensklub am 7.April 2015 im Viertelfinale meit 2:1, tat damit den Hütteldorfern sehr weh. Vom aktuellen Wolfsberger Kader arbeitete er mit den Torhütern Alexander Kofler und Christian Dobnik, den Innenverteidigern Michael Sollbauer und Nemanja Rnic, Mittelfeldlenker Michel Liendl, Flitzer Christopher Wernitznig und  Linksfuss Marc-Andre Schmerböck zusammen. Wernitznig erzielte beim Cupsieg über Rapid ein Tor. Damals zählten Mario Sonnleitner, Stefan Schwab und Deni Alar zu den Verlieren.

Alte Rechnungen, die Kühbauer Mittwoch noch zu begleichen hat? Der Lavanttaler Männerbund an der Spitze mit Präsident Dietmar Riegler, Vize Christian Puff und Obmann Jürgen Schratter regiert noch immer. Mit Riegler stimmt der Kontakt, mit den anderen zwei weniger. Speziell Puff machte diesmal Stimmung gegen Kühbauer, hörte sehr auf unzufriedene Spieler. Er hat das nicht vergessen, wird das  aber nicht thematisieren. Unter Kühbauers Nachfolger Heimo Pfeifenberger war der aktuelle Wolfsberg-Trainer Christian Ilzer (Bild oben) Assistent. Der Name Ilzer war auch im Hütteldorfer Präsidium gefallen, als über einen Nachfolger für Goran Djuricin geredet wurde, ehe Kühbauer als alternativlos galt.

Er weiß, was Rapid erwartet: Eine Wolfsberger Leidenschaft wie aus der Pistole geschossen. So formulierte es Ilzer letzten Sonntag nach dem 1:0 über Kühbauers Ex-Klub St.Pölten, gegen den Rapid daheim 0:2 verloren hatte Das Fernduell zwischen Rapid und Wolfsberg am letzten Sonntag bei den Heimsiegen: Beide kamen auf je 21 Torschüsse. Bei Rapid war das der Höchstwert in dieser Saison. Rapid hatte 63 Prozent Ballbesitz, Wolfsberg zehn weniger. Grün-Weiß hatte mit 83 % auch die bessere Passqualität als die Kärntner mit 71. Aber die gewannen mehr Zweikämpfe – 56 Prozent gegenüber 49. Auf gewonnen Zweikämpfe wird es Mittwoch ankommen, um unter die letzten acht zu kommen.  Normal hat Rapid mit dem Happy End im Mattersburger Elferschießen schon die Glücksration für diesen Bewerb aufgebraucht. Nur mit der besten Rapid-Leistung unter Kühbauer kann diese Hürde genommen werden. Ansonst heißt es: Warten auf die nächste Titelchance bis 2020. Bei den tipp 3-Wettquoten auf den Sieger im Uniqa-Cup  (siehe unten) rangiert Rapid auf Platz vier hinter  Red Bull Salzburg,  LASK und Austria. Noch vor Wolfsberg.

Bereits ins Viertelfinale schafften es die Austria durch ein 3:1 (1:0) gegen den Floridsdorfer AC mit zwei Toren des zuletzt nicht eingesetzten Christoph Monschein sowie Hartberg. Die Steirer gewannen das spannende Aufsteigerduell gegen Wacker Innsbruck mit 4:3 (2:1), wobei das Siegestor erst in der 89.Minute durch den fünf Minuten zuvor eingewechselten Christoph Kröpfl fiel. Bemerkenswert: Zakaria Sanogo vergab nach zehn Minuten bei 0:0 einen Elfmeter zweimal. Zunächst scheiterte er an Tormann Hidajet Hankic, aber Referee Manuel Schüttengruber ließ wiederholen, weil sich Hankic zu früh bewegt hatte. Beim zweiten Versuch schoss Sanogo über das Tor. Hartberg stand schon letzte Saison im Viertelfinale. Damals als Klub aus der ersten Liga.

Foto: © ServusTV / Manuel Seeger.

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