Er gilt irgendwie als eine Art Querdenker unter den Nachwuchsteamchefs im ÖFB. Rupert Marko (im Bild oben links) ist bekannt dafür, sich nicht dem sogenannten „Mainstream“ unterzuordnen. So steht der 55 jährige Steirer dazu, die Hauptaufgabe in seinem Job darin zu sehen, die Spieler besser zu machen, sich nicht allzusehr mit taktischen Details und Finessen zu beschäftigen. Bereits 1996 war Marko mit der U 19 bei der Europameisterschaft. Mit dem Jahrgang 1997, von dem jetzt Konrad Laimer und Stefan Posch zu Franco Fodas Teamkader gehören. Jetzt versucht er mit dem Jahrgang 2001, der für ihn einen Top-Charakter hat, dies zu wiederholen. Die Qualifikation der U 19 sieht Marko als schwerste, weil sich nur sieben Mannschaften für die Endrunde qualifizieren.
Die erste Etappe geht nach einem Turniersieg in Lettland mit Heimvorteil in Szene: Mittwoch in Straßwalchen gegen Gibraltar,dann zweimal in Salzburg am SAK-Platz im Nonntal. Samstag gegen die Schweiz, Dienstag gegen Irland. Beim SAK ist Hans Peter Berger, der Tormanntrainer von Österreichs U19, sportlicher Leiter und seit kurzem Ex-Teamstürmer Roman Wallner Trainer. Platz eins oder zwei muss Österreich belegen, um sich für die Eliterunde im Frühjahr zu qualifizieren: „Das wird eng, wir sind mit der Schweiz und Irland auf Augenhöhe“, glaubt Marko, der als Assistenten den ehemaligen Teamstürmer Mario Haas an seiner Seite hat. Marko spielte in der Saison 1989/90 bei Austria Salzburg, ein Jahr zuvor hatte er beim ersten seiner drei Länderspiele, am 27.Mai 1988 für Mega-Schlagzeilen gesorgt: Drei Tore beim historischen 4:0-Sieg über Ungarn im Budapester Nep-Stadion. Das vierte erzielte Ralph Hasenhüttl, jetzt Southampton-Trainer.
Einer der fünf Legionäre in Markos Kader kommt aus England: Thierno Ballo,von Chelsea als „Austrian Wonderkid“ präsentiert. Als Wunderkind galt der 17 jährige, der in Abidjan geboren wurde, bereits seit längerer Zeit. Sein Wechsel zu Chelsea beschäftigte unlängst sogar das Magazin „Spiegel“, das bei seinem Wechsel nach London einige Verstösse der „Blues“ gegen die FIFA-Regeln für Nachwuchstransfers anprangerte. Reaktion darauf gab´s noch keine. Im !Spiegel“ konnte man auch lesen, was Ballo bei Chelsea schon verdienen soll: Umgerechnet 250.000 Euro pro Saison. Nicht so schlecht in seinem Alter. Das interessiert Marko gar nicht. Vielmehr, dass Ballo regelmäßig in der U 19 zum Einsatz kommt, einige Male auch in der Meisterschaft der zweiten Mannschaften der Premier League-Teams, dabei ein Tor erzielte.
Die anderen Legionäre kommen aus Deutschland. Ex-Rapidler Flavius Daniliuc, der von 2011 bis 2015 im Nachwuchs von Real Madrid gespielt hatte, ist Kapitän von Bayern Münchens U-19. Sein Partner in der Innenverteidigung, Ivan Sarcevic, kommt von Wolfsburg, dem Klub von Oliver Glasner. Ebenso wie die Stürmerhoffnung Amir Abdijanovic, der im Nachwuchs bereits für Bosnien spielte, ehe in Marko zum „Wechsel“ überreden konnte. Der fünfte Legionär heißt Suliman Mustapha, Sein Weg führte ihn über das Wiener Unterhaus (Nussdorfer AC, Penzing, Red Star) und sieben Monate in der Salzburger Akademie nach Mainz. Jetzt will Mustapha aus Penzing mit Österreich zur Europameisterschaft.
Für Marko stehen aber nicht die Legionäre allein im Mittelpunkt: „Es gibt in Österreich genug große Hoffnungen. Sie gehören nur invidiviell betreut und gefördert, wenn sie einmal im Kader einer Bundesligamannschaft stehen“, behauptet Marko. Einer, der dies geschafft hat, ist der Rapidler Dalibor Velimirovic, der zu den Fixstartern gehört. Auch die Austria hat mit Mittelfeldspieler Niels Hahn und Patrick Wimmer zwei Hoffnungen dabei. Von Wimmer, der bei ihm Verteidiger spielt, hat Marko eine höhere Meinung als die Trainer bei Violett. Doppelten Heimvorteil in Salzburg haben die Spieler von Liefering, die für Salzburger in der Youth League derzeit sehr erfolgreich unterwegs sind, in ihrer Gruppe vor dem FC Liverpool auf Platz eins liegen. Wie Innenverteidiger David Affengruber oder der in Nigeria geborene Stürmer Junior Adamu. Die Europameisterschaft wird im Juli 2020 in Nordirland ausgetragen. Um dorthin zu kommen, muss Österreich davor im Frühjahr einer der sieben Gruppensieger der Eliterunde sein.