Fußball

Die Rapid-Karre kam nicht weiter aus dem Dreck

Altachs neuer Trainer Martin Scherb sprach Sonntag Abend im Sky-Talk und Tore von einem geglückten Saisonstart des Winterkönigs, obwohl er Platz eins an Salzburg verlor. Der Meister kann auch von einem geglückten Start reden, ebenso Mattersburg, weil der Sieg über Sturm Graz die Chancen im Kampf gegen den Abstieg vergrößerte, und  Wolfsberg. Keinen geglückten Start gab es in Wien beim Derby.  Weder für Austria noch Rapid. Schon die Zuschauerzahl zwingt zum Nachdenken, eigentlich auch in der Ligazentrale: 15.577 Besucher. Da hatte der deutsche Zweitligist Union Berlin beim 3:1 gegen Bielefeld, wahrlich kein Schlager, 4.681 mehr. In der deutschen Hauptstadt war das Wetter auch nicht anders als in der österreichischen.  Aber dabei hatte das engtäuschende Derby 2139 Zuschauer mehr als die vier Samstagpartien zusammen. Schlimm.

Der katastrophale Zustand des Rasens im Happel-Stadion passte  zum schwachen Niveau des Schlagers. Da gab es schon umkämpftere  Duelle in Wien als dieses. Man soll zwar nicht der Härte das Wort reden, aber typisch, dass es ausser Gelb-Rot für Joelinton keine gelbe Karte kam. Die vielen Fehlpasses, ohne dass ein Gegner in der Nähe war,  sorgten für Kopfschütteln. Mittwoch beginnt Rapid sein neues attraktives  Poster  mit der Karre, die alle gemeinsam aus dem Dreck ziehen wollen, zu verkaufen. Aber mit dem 1:1 kam Grün-Weiß sicher nicht weiter aus dem Dreck. Die unbefriedigende Tabellensituation blieb unverändert.  Dummheiten  hätten den Sieg gekostet, stellte Kapitän Stefan Schwab fest. Aus grün.weißer Sicht hat er wegen des späten violetten Ausgleichs nach 93:14-Minuten durchaus recht. Trotzdem: Nach diesem  Derby kann man weder Austria nach Rapid zutrauen, die beste Frühjahrsmannschaft zu werden. Zu den Dummheiten gehörten auch die Böller-und Knallkörperwürfe von unverbesserlichen Idioten im Rapid-Fansektor. Die kosten sicher wieder Geld – bis zu 100.000 Euro bewegt sich der Strafrahmen. Ligavorstand Christian Ebenbauer kündigt null Toleranz gegen Böller und Gewalt an.

Rapid hatte mit  der neuen Nummer eins im Tor Tobias Knoflach, dem Tiroler Andreas Kuen und Joker Osarenren Okungbowu drei Derbydebütanten. Knoflach ließ sich nichst zu Schulden kommen, Kuen bereitete das Tor vor. Aber irgendwie passte es zum Bild, dass eigentlich nichts so gelang, wie man es sich erhoffte, dass Knoflach seine auffälligsten Fehler  mit dem Fuss beging. Canadi hatte seine Entscheidung für ihn mit den Vorteilen beim Herausspielen und Herein-Chippen gegenüber Strebinger begründet. Vielleicht hatte Knoflach auch Schuld daran, dass Referee Schüttengruber fünf Minuten nachspielen ließ, was  Canadi bekrittelte.  Wenn der Ball bereits zum Abstoss aufgelegt ist und der Keeper  geht dann hinter sein Tor und tut so, als würde er den Ball suchen, bedeute dies eine Provokation des Schiedsrichters. Und die Frage, ob Knoflach nicht mehr Chancen gehabt hätte, Rotpullers Ausgleich zu verhindern, wenn er mit den Händen zum Ball gegangen wäre statt mit dem linken Fuss, muss  auch erlaubt sein. Knoflach wird sich  damit nicht mehr lange beschäftigen. Weil er nach eigenen Aussagen ein Mensch ist, der im jetzt lebt und nur nach vorne schaut.

Ein erfolgreicher Ex-Rapidler, der sich stets Gedanken um die Situation seines Herzensklubs macht, heißt Christian Keglevits. Er unkte schon vor dem Derby, dass einige für die aufwendige Spielweise nicht fit genug sein könnten. Ist wegen der letzten 28 Minuten in Unterzahl nicht schlüssig zu beurteilen. Der Rückfall von Schwab im Finish beim ersten Match nach dem Knöchelbruch durfte auch nicht überraschen.  Ob einige mit dem Druck nicht klarkommen, verdammt zu sein, immer zu gewinnen und dabei auch noch selbstkritsch zu sein, steht noch im Raum. Hinweise auf einen  Spieler, der im Frühjahr gut genug sein könnte, 15 Tore zu erzielen, gab das Derby auch keine. Und es änderte auch nichts an der bereits zwei Tage vorher  getroffenen Feststellung von Keglevits: Zu viele Fragen sind nicht wirklich schlüssig zu beantworten.

 

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