Fußball

Die Rückkehr der Rapid-Viertelstunde bei erster Gala von Knasmüllner

Rapid verschaffte sich Zeit zum Atem holen, Trainer Goran Djuricin steht zumindest vorübergehend bei den Fans nicht mehr in der Schusslinie. Mit dem bisher höchsten Europacupsieg im Allianz-Stadion, dem 4:0 (1:0) gegen Slovan Bratislava, gelang vor 17.800 Zuschauern mit dem Gesamtscore 5:2 der Aufstieg ins Play-off zur Europa League, in dem Steaua Bukarest nach dem 2:1 gegen Hajduk Split mit dem Siegestor in der 93. Minute der Gegner ist, nächsten Donnerstag in Hütteldorf gastiert. Und sicher nicht mit seinem Fans im Westen von Wien für so viel Aufregung und Ärger sorgen wird wie die der Slowaken: Rund um die U-Bahn-Station brach eine Stunde vor Anpfiff das Chaos aus. Die U 4 musste wegen randalierender Slovan-Fans, die auch die Gleise blockierten,  den Betrieb einstellen.  Auf den Straße gab es kein Weiterkommen, die Autos standen im Stau, ebenso die Straßenbahnlinie 49. Auch viele Rapid-Anhänger kamen zum Handkuss, erst ins Stadion, als Rapid schon in Führung lag. Versäumten die wirklich sehenswerte Choreographie des Fanblocks, ein Riesentransparent, mit einer Zeichnung der Bahnstation Hütteldorf-Hacking, die den ganzen Sektor verhüllte. Darunter stand Endstation Hütteldorf. So kam es prompt für den slowakischen Vizemeister.

Schon nach 2:56 Minuten stand Rapid im Play-Off. Als Christoph Knasmüllner nach Vorarbeit von Boli Bolingboli das erste Europacuptor seiner Karriere gelang. Bei 2:2 wäre Rapid ja wegen des Auswärtstors weiter gewesen. Bis Knasmüllner in der 79. Minute zum zweiten Mal scorte, traf er zuvor einmal die Latte. Es war der erste Gala-Abend des 26jährigen „ewigen Talents“ in Grün-Weiß, mit dem er bereits seinen Einkauf rechtfertigte. Denn er legte Thomas Murg  das 3:0 auf, erzielte in der fünfminütigen Nachspielzeit das 4:0. Ein Dreierpack, besser geht´s nicht. Da wird sich Sportchef Fredy Bickel spätestens ab 22.30 Uhr, zu seiner Personalpolitik gratuliert haben. Und Djuricin zu seinem glücklichen Händchen mit dem Eintausch des schnellen Rumänen Andrij Ivan. Denn mit seiner ersten Aktion legte Ivan perfekt das 2:0 für Knasmüllner, den Mann des Abends auf.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: So klar wie das Resultat am Ende war das Match nicht, Zwischen 1:0 und 2:0 lag auch einige Male der Ausgleich von Slovan im Bereich des Möglichen, den aber Tormann Richard Strebinger mit drei ganz starken Reaktionen verhinderte. Nach der dritten  war es geradezu unfassbar, dass Moha den Nachschuss neben das Tor setzte. Andererseits ließ Rapid bereits vor dem zweiten Knasmüllner-Tor einige Chancen liegen, die Nerven  zu beruhigen. Zum ersten Mal in dieser Saison konnte Rapid in der zweiten Hälfte zusetzen. Vielleicht lag´s auch an den angenehmeren Temperaturen in den Abendstunden. Keine Hitze wie zuvor gegen Admira ,Altach oder in Bratislava. So kam es zur Rückkehr der Rapid-Viertelstunde. Sogar zu einer glorreichen mit drei Toren innerhalb von 15 Minuten. Djuricins Fazit: „Die Mannschaft hat gesehen, was in ihr steckt.“

Etwas Neues brachte der Eintausch des jungen Innenverteidigers Mert Müldür für die letzten acht Minuten statt Kapitän Stefan Schwab: Er lief mit einem Zettel in der Hand auf den Rasen, übergab ihn Marvin Potzmann. Darauf taktische Anweisungen zur Umstellungen von Viererabwehr auf Fünferkette. Aber da stand´s schon 3:0, drohte keine Gefahr mehr. Der Schönheitsfehler bei dem versöhnlichen grün-weißen Erfolgsabend:  Bolingboli und Potzmann sahen vom mitunter kleinlichen italienischen Referee Davide Massa Gelb, sind im Heimspiel gegen Steaua gesperrt. Mit Rapid gewann auch der ORF: Noch eine Live-Übertragung aus Hütteldorf. Denn die zentrale Vermarktung des Play-off gibt´s nur in der Champions, nicht in der Europa League.

Rapid ist nach seinem ersten Wahrheitsbeweis für die Werbekampagne mit den Hütteldorfer Festspielen außer Meister Red Bull Salzburg der einzige österreichische Klub im Play-off. Denn dem LASK fehlten nur Sekunden zur Krönung für eine ganz starke Leistung im ausverkauften Linzer Stadion gegen Favorit Besiktas Istanbul, die höchsten Respekt verdient. Die Linzer führten bis zur 93.Minute 2:0, ehe dem eingewechselten spanischen Ex-Teamstürmer Alvaro Negredo das 2:1 gelang. Damit entschied bei 2:2 der Auswärtstreffer für die Türken, deren Fans vor dem Match auf der Tribüne einen Polizeieinsatz notwendig machten: „Die Enttäuschung ist riesengroß“, gestand LASK-Trainer Oliver Glasner. Bei Vizemeister Sturm Graz muss sie nach dem desaströsen 0:5 (0:1) bei AEK Limassol, der höchsten Niederlage, die je eine österreichische Mannschaft gegen eine zypriotische bezog, noch viel, viel größer sein. Es war desolat, was die Grazer zeigten. Sportchef Günter Kreissl versicherte, man werde nicht zur Tagesordnung übergehen, schloss aber personelle Konsequenzen aus. Viel darf aber nicht mehr passieren, sonst steht Heiko Vogel ähnlich in der Diskussion wie Djuricin vor dem 4:0. Rapid darf sich jetzt eine Woche lang freuen, aber ob wirklich alles in Ordnung ist, bleibt dahingestellt.

Das internationale Highlight: Zenit St. Petersburg holte gegen Dynamo Minsk, 2015 Gegner von Rapid in der Europa League, ein 0:4 auf. Nach 90 Minuten stand es 4:0, nach 99 Minuten nur noch 4:1, am Ende aber 8:1! Mit drei Toren von Russlands WM-Helden Artems Dziuba. Unglaublich, dass die Amateure von Düdelingen aus Luxemburg sechs Jahre nach Red Bull Salzburg mit Legia Warschau Polens Meister eliminieren konnten. Mit Marcel Sabitzer gab´s noch einen österreichischen Aufsteiger. Er erzielte beim 1:1 von RB Leipzig bei Uni Craiova  das Führungstor. Ausgeschieden sind hingegen der Ex-Austrianer und die Ex-Rapidler bei HNK Rijeka. Alex Gorgon, Mario Pavelic und Srdan Grahovac  verloren daheim nach einem miesen Match gegen Sarpsborg aus Norwegen 0:1. Den vierten Sieg im vierten Spiel unter Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller feierte der FC Basel: 1:0 gegen Arnheim und Aufstieg.

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