Auch in der Schweiz beginnt am Wochenende die Meisterschaft. Auch die Eidgenossen denken daran, irgend etwas an der seit 14 Jahren praktizierten Zehnerliga zu ändern, holten dazu die holländische Firma Hypercube ins Boot, die bei den Modusänderungen in Österreich, Belgien und Dänemark dabei war. Einige Klubs antworteten aber gar nicht auf den ihnen zugesandten Fragebogen, was sie ändern würden. Etwa der FC Basel, Young Boys Bern, der FC Zürich, St. Gallen, Sion, Luzern.
Eine weitere Ähnlichkeit zwischen Super League und rot-weiß-roter Bundesliga: Die Konkurrenten sind mit Kampfansagen gegen den Abonnementmeister vorsichtig. Der FC Basel ist nach 20 Titeln, acht in Serie, natürlich die klare Nummer eins. Die aggressivste Kampfansage, wenn man es überhaupt so bezeichnen kann, kam aus dem Mund eines Trainers aus Österreich. Adi Hütter sagte seiner dritten Saison mit Young Boys Bern nur: „Wir greifen an.“ Das kann gleich zum Start bewiesen werden: Samstag empfängt Youngs Boys zum Eröffnungsspiel im Stade de Suisse Basel.
Hütters Klub war zuletzt vor 31 Jahren Meister. Da gehört schon viel Mut dazu, jetzt den Titel zu prophezeien. Oder es steckt Kalkül dahinter, damit aufzufallen. Könnte beim ehemaligen Schweizer Teamstürmer Kubilay Türkyilmaz so gewesen sein, der sich für den „Blick“ darauf festlegte, dass Basel diesmal abgelöst wird, wenn Hütter wieder ein so mutiges Pressing spielen lasse wie zu Beginn seiner Ära, als ihn der jetzige Rapid-Sportchef Fredy Bickel im Herbst 2015 in die Uhrenstadt geholt hatte. Türkyilmaz sieht Basel mit neuem Präsidenten, neuem Sportchef, neuem Trainer, dem Schweizer Ex-Internationalen Raphael Wicky, im Umbruch. Zudem habe Basel nach der Trennung von Schützenkönig Seydou Doumbia und von der österreichischen Strafraumkobra Marc Janko keinen Stürmer mit den Qualitäten des 33jährigen Bern-Torjägers Guillaume Hoarau. Allerdings verlor Hütter mit Torhüter Yyon Mvogo und Mittelfeldstar Denis Zakaria zwei Stützen an RB Leipzig und Mönchengladbach. Hütters Neuerwerbungen sind „junge Wilde“, keine gestandenen Routiniers. Zu denen zählt beim bisherigen Personal schon der 27jährige Hütter-Landsmann Thorsten Schick. Das Werben der Young Boys um den Toptorjäger der zweiten Liga, den 24jährigen Kameruner Jean-Pierre Nsame, brachte Mittwoch Abend ein Happy End. Servette Genf war die angebotene Ablöse, rund 750.000 Euro, vorerst zu wenig. Nsame, der letzte Saison für Servette 23 Tore erzielte, wollte die Freigabe durch einen „Trainingsstreik“ erzwingen. Offenbar mit Erfolg.
Wenig traut Türkyilmaz seinem Ex-Klub Grasshoppers Zürich mit den Neuzugängen aus Österreich, Teamkeeper Heinz Lindner und Marco Djuricin, zu. Dass der brasilianische Mittelfeldlenker Caio lieber nach Israel übersiedelte statt beim Traditionsklub zu bleiben, wertete er als Alarmzeichen. Im Spanier Jeffren, der vor acht Jahren zwei Saisonen lang zum Kader des FC Barcelona gehört hatte, sah er keinen gleichwertigen Ersatz. Türkyilmaz prophezeite den „Hoppers“ nur Platz sieben, dem dritten Österreicher-Klub, St. Gallen mit dem von Wolfsberg gekommenen Neuzugang Peter Tschernegg, noch weniger Erfolg: Nur Neunter und Vorletzter.
Die letzten Tests der Grasshoppers waren aber gar nicht so schlecht: 2:1 gegen den FC Sochaux aus Frankreich, 3:1 gegen den holländischen Spitzenklub PSV Eindhoven. In beiden Partien bereitete Djuricin je ein Tor vor. Die Saison beginnt für Grasshoppers ziemlich brisant: Sonntag am Letzigrund mit dem Derby gegen Aufsteiger FC Zürich.