20.200 Zuschauer lockte das Duell zwischen dem Dritten und Zweiten ins Hütteldorfer Allianz-Stadion. Doch den Höhepunkt gab es schon vor dem Anpfiff. Mit der Choreografie im Fansektor zum 25 jährigen Jubiläums der Tornados. Das 1:1 (0:0) zwischen Rapid und Sturm konnte mit diesem Niveau bei weitem nicht mithalten. Das war vielleicht sogar noch mehr Rugby und eine Spur schlimmer als eine Woche zuvor in Graz beim 2:1-Heimsieg gegen Sturm. Die Steigerung von Kick and Rush, keine Spur davon, dass Fußball gespielt wurde. Intensität kann mitunter auch hässlich sein, bei Rapid und Sturm war sie es. Kaum Torraumszenen, flüssige Kombinationen, nur Kampf, Fehlpasses, Foulorgien und mit Sebastian Gishamer ein Referee, der mitunter überfordert wirkte und zudem am Egotrip zu sein schien. Die Bilanz am Ende: Acht gelbe Karten, Gelb-Rot nach 82 Minuten für Sturms Schweizer Innenverteidiger Gregory Wüthrich, glatt rot in der Nachspielzeit für Rapids Trainer Ferdinand Feldhofer für eine lautstarke Reklamation beim vierten Schiedsrichter Julian Weinberger. Auch die Trainer sorgten für Hektik. Sowohl Feldhofer als auch Christian Ilzer.
„Es ist nicht so einfach, wenn immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren“, meinte Feldhofer. Spielte damit auf das frühe Pech mit Christopher Dibon nach vier Minuten an. Der verletzte sich im Duell mit Rasmus Höjlund sein rechtes Problemknie, musste ausscheiden. Erst Montag wird man mehr wissen. Für ihn kam U 19-Teamspieler Leopold Querfeld. Aber daran lag es nicht. Schon die Aufstellung verriet, dass Rapid nur auf Kampf eingestellt war. Dejan Petrovic, Christoph Knasmüllner und Yusuf Demir nur auf der Bank, Kelvin Arase nicht einmal im Kader. Den hatte Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic vor kurzem noch als einen der unterschätzesten Spieler der Bundesliga bezeichnet. Am meisten dürfte ihn Feldhofer unterschätzen, der ihn Freitag noch als matchfit bezeichnet hatte. Der bereits bekannt gegebene Wechsel nach Karlsruhe kann als Argument nicht herhalten. Man weiß, dass auch andere Rapid verlassen werden, nur ist es noch nicht offiziell.
Rapids Spielaufbau war meistens eine Farce. Einige Querpässe, dann entweder ein versuchter Querpasse von links auf rechts, der auch nur selten gelang. Oder hoch in Richtung von Ferdi Druijf und der Kampf um die sogenannten zweiten Bälle. Es war nicht zum Anschauen. Auch weil sonstige Leistungsträger, wie Robert Ljubicic und Marco Grüll, einen schwachen Tag hatten. Rapid sollte besser aufhören, von seinen Toptalenten zu schwärmen. Die hat Salzburg, die spielen Fußball. Bei Martin Moormann, Moritz Oswald oder Querfeld steht eindeutig der Kampf im Vordergrund. Den Anspruch des Toptalents erfüllt Tormann Niklas Hedl, der bei Sturms einziger Chancen vor der Pause gegen Höjlund rettete und in der siebenminütigen Nachspielzeit ein Eigentor von Druijf und damit die Niederlage verhinderte. Solange Sturm komplett spielte, kam Rapid daheim zu keinem Torschuss. Das sagt alles.
Sturm darf sich bei acht Punkten Vorsprung auf Rapid vor den letzten vier Spielen schon über Platz zwei freuen. Obwohl zwischen den Minuten 56 und 62 viermal gewechselt werden musste: Zunächst schied Ion Gorenc Stankovic mit verletztem Knie aus, dann bewahrte Ilzer den über den Referee total verärgerten Jakob Jantscher mit dem Austausch vor der roten Karte, dann musste Anderson Niangbo verletzt raus, ebenso kurz darauf der für ihn gekommene Otar Kiteishvili. Dennoch ging Sturm noch in Führung, weil Querfeld nach einem Freistoß unnötig im Strafraum Lukas Jäger am Trikot zog und zu Fall brachte. Gishamer sah es nicht, aber der VAR Manuel Schüttengruber. Nach dem On-Field-Review zeigte Gishamer zum Unverständnis von Feldhofer auf den Elfmeterpunkt. Der Ex-Austrianer Manprit Sarkaria verwandelte im Rapid-Stadion den Elfmeter.
Erst gegen zehn Grazer wurde Rapid gefährlich. Der Ausgleich entstand in der 89. Minute aus der besten Kombination von drei Jokern: Demir, ebenso wie Knasmüllner vor dem Elfmeter für Sturm gekommen, auf Nicolas Binder, der erst zwei Minuten im Spiel war, dessen Pass zur Mitte Knasmüllner mit rechts verwertete. Wenigstens die Niederlage verhindert, aber in dieser Saison bleibt Rang drei für Rapid das Maximum. Das bedeutet keinen Fortschritt, eher das Gegenteil. Rapid hat je zwei Punkte mehr als die Austria und Wolfsberg, vier mehr als Austria Klagenfurt. Wenn man bedenkt, dass Rapid seit Jahren nicht mehr das Wiener Derby gewonnen hat und nach Wolfsberg muss, wird auch Platz drei noch hart umkämpft sein.
Wolfsberg entschied das Kärntner Derby im Wörthersee-Stadion gegen Austria Klagenfurt mit 3:2 (1:1) für sich, feierte den ersten Sieg der Meistergruppe. Mit Hilfe von VAR Alexander Harkam: Der übersah bei Wolfsbergs Führung zum 2:1 die Abseitsstellung des Schützen Eliel Peretz, machte Schiedsrichter Rene Eisner darauf nicht aufmerksam. Der sprach danach von einem menschlichen Versagen. Eine Woche zuvor bei Austrias 1:2 gegen Salzburg gab es um Eisner als VAR Aufregung. Auf die Reklamationen von Klagenfurts Trainer Peter Pacult nach Schlusspfiff reagierte Eisner mit der gelben Karte. Für Pacults Anregung, den VAR wieder abzuschaffen, kann man sogar Verständnis zeigen.
Foto: Chiara.