Fußball

Die violette Aufregung über den grünen Hybridrasen

Ein bisschen paradox ist es schon, wenn zu Zeiten, in denen wegen der Corona-Pandemie am grünen Rasen kein Betrieb herrscht, die Spielergewerkschaft eine Zwischenwertung  ihrer „Pitch-Competition“ veröffentlicht. Ein Wettbewerb, wie gut in welchem Stadion der Rasen ist. Dazu gab nach jeder Partie der bisherigen 22 Runden ein Spieler der Gästemannschaft nach interner Beratung sein Urteil ab. Nach einer Punkteskala mit zehn als Höchstwert. Bei Ex-GAK-Verteidiger Gregor Pötscher, in der Gewerkschaft der Chef dieses „Wettbewerbs“, trafen Kommentare in der Bandbreite vom perfekten Teppich bis zu Skandal oder unterirdisch ein.

Der Titel der Aussendung der Gewerkschaft über die Momentaufnahme „FAC-Platz besser als die Generali Arena“ sorgte bei Austria doch für einige Aufregung. Der Schnitt der Wertungen des 2018 im Zuge des Stadionneubaus verlegten neuartigen, modernen Hybridrasens lag nur bei 3,55, der beim Floridsdorfer AC als Schlusslicht der zweiten Liga bei 4,11. Schon erstaunlich, weil im Mai in der Generali-Arena das Champions League-Finale der  Damen stattfinden sollte. Auf diesem Terrain? Vier Stunden nach der Veröffentlichung der Gewerkschaft folgte der violette Konter. Zu dem die Vorstände Markus Kraetschmer und Peter Stöger ausrückten. Kraetschmer wunderte sich, dass der Rasen bei der Wertung der zweiten Liga nach den Spielen der Young Violets im Mittelfeld auf Rang neun landete, aber in der Bundesliga sozusagen die „grüne Laterne“ bekam. Machte für den Zustand einen Pilzbefall im letzten Sommer verantwortlich, dessen Spuren trotz mehrerer Maßnahmen durch Rasenspezialisten nicht beseitigt werden konnten. Ein Austausch des Rasens wäre nicht möglich gewesen, da darauf ja zwei Mannschaften (Austria und Young Violets) spielen. Was Kraetschmer nicht ansprach: Ein Rasenaustausch ist keine billige Angelegenheit, kostet eine nette sechsstellige Summe, hätte die finanzielle Situation der Austria noch mehr belastet. Oder vielleicht hoffte man darauf, dass die UEFA vor dem Endspiel der Damen-Champions League selbst den Wechsel vornimmt und finanziert, sich zumindest an den Kosten beteiligt.  Egal: Stöger versicherte, dass alles unternommen wird, damit sich der Rasen nach der Corona-Pause in Topzustand präsentieren wird.

Rasenprobleme nach dem Stadionneubau gab es auch im Westen  von Wien im Allianz Stadion. Erstmals im Herbst 2016, dann nochmals zwei Jahre später nach einem Pilzbefall. Rapid nahm damals sogar rund eine Million Euro in die Hand, um für ein einwandfreies Terrain zu sorgen. Mit Hilfe einer Spezialmaschine Air2G2, die für die Auflockerung des Untergrunds sorgte und mit Hilfe von zwei Lichtbalken, die oft auch über Nacht eingeschaltet blieben, um für Wärme und künstlichen Lichtbefall zu sogen. Das deutliche Signal: Beim aktuellen Zwischenstand kam Rapid mit 9,05 Punkten auf seinen bisher besten Wert. Der ein Kompliment für Greenkeeper Daniel Heckl und seine Crew bedeutet.

Damit landete Raoid auf Platz zwei hinter Red Bull Salzburg (9,09) und vor dem LASK (8,73). Der Rang drei schaffte, obwohl der Rasen in der Paschinger Raiffeisen-Arena auch die Belastung von zwei Mannschaften (LASK, Oberösterreich Juniors in der zweiten Liga) aushalten muss. Sturm Graz, der Sieger der Pitch-Competition in der vergangenen Saison, purzelte von 9,19 Punkte auf 5,82, daher auf Rang acht. Das war bei den Heimspielen vor der Corona.Pause sozusagen mit freiem Auge sichtbar. Da glich das Terrain stellenweise einer Sandwüste. Angeblich, weil im Herbst drei Mannschaften darauf spielten, nämlich Sturm der GAK und dreimal Wolfsberg in der Europa League.

Der Rasen-Report kann aber auf Grund der aktuellen Lage nur ein Randthema sein. Die Frage, die alle am meisten beschäftigt: Wann kann das entscheidende Play-off beginnen? Austrias Kapitän Alexander Grünwald (Bild oben am kritisierten Hybridrasen) meinte im Viola-TV, dass viele Fans derzeit froh wären, wenn sie Live-Fußball auch nur im Fernsehen sehen könnten. Und lag damit sicher richtig. Alle drei, vier Tage ein Speil bestreiten zu müssen, um die Saison korrekt zu Ende zu bringen, das wäre laut Grünwald kein Problem: „Das ist doch ohnehin der Rhythmus, den die meisten Fußballer am liebsten haben!“

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