Fußball

Keine Idee bei Wiener Doppelnull: „Wir sind selbst schuld!“

Wiener Doppelnull in der englischen Woche: Rapids Hoffnungen auf einen Dreikampf im Titelrennen starben durch zwei Heimniederlagen in vier Tagen. Auf das 2:3 gegen Meister Red Bull Salzburg folgte im Schneetreiben vor 13.400 Zuschauer, der schwächsten Kulisse dieser Saison, die wegen der Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt nicht überraschend kam, ein unerwartetes 1:2 (0:0) gegen Altach.  Das bedeutet elf Punkte Rückstand auf Salzburg, neun auf Sturm Graz. Die Austria, die Platz eins als Saisonziel ausgegeben hatte, liegt nach dem 0:1 (0:1) beim zuvor 19 Spiele lang sieglosen Schlusslicht St. Pölten als Sechster sogar 18 Punkte hinter  Salzburg. Trainer Thorsten Fink gestand die verdiente Niederlage, brachte die nicht zufriedenstellende Leistung mit der  Personalsituation und der langen Verletztenliste in Zusammenhang. Ließ dies anderseits aber nicht als Ausrede gelten.

Verdient war Rapids Heimpleite nicht, aber total unnötig. Trotz Sperren von Stephan Auer und Max Hofmann, trotz des Fehlens von Philipp Schobesberger, der wegen Leistenbeschwerden geschont wurde, Dejan Ljubicic und Veton Berisha gab es schon in der ersten Hälfte Chancen genug, alles klar zu machen. Und als nach 72 Minuten endlich die überfällige Führung durch Louis Schaub fiel, gelang es nicht, den Vorsprung heim zu spielen. Und dabei rückte nicht zum ersten Mal nach Rapid-Spielen, die er leitete, der oberösterreichische Referee Manuel Schüttengruber in den Mittelpunkt. Mit zwei Elfmetern für Altach, die der eingewechselte Hannes Aigner mit der Routine seiner 36 Jahre zum unerwarteten Auswärtssieg verwandelte. Und mit den roten Karten sechs und sieben für Rapidler in dieser Saison, für Thanos Petsos und Boli Bolingboli.

Petsos traf beim Rettungsversuch  bei einem Schuss von Aigner  vor Torhüter Richard Strebinger, der den wahrscheinlich gefangen hätte, der Ball in der Achselhöhle. Schüttengruber wertete das als Hands und Torraub, zeigte Rot. Ebenso als Bolingboli, der beim Ausgleich Aigners Abseitsstellung aufgehoben hatte, weil er locker aus dem Strafraum trabte, statt zu sprinten, in letzter Minute Christian Gebauer leicht stieß, bevor der an Strebinger scheiterte. Rapids aufgebrachter Kapitän Stefan Schwab (Bild oben) konnte sich nach dem Schlusspfiff kaum beruhigen, es kam zur  Rudelbildung, ehe ihn die Mitspieler zurückhielten. Schaub meinte sarkastisch, die Spieler hätten jede Saison Regelkunde, die Unparteiischen offenbar nicht.  Es wäre an der Zeit, dass die wirklich das Regelwerk beherrschen.

Trainer Goran Djuricin vermisste beim ersten Elfmeter das Gefühl  Schüttengrubers. Der begründete vor den ORF-Kameras speziell die erste rote Karte so unbeholfen, dass Djuricins Verdacht eines Blackouts  des Refeeres in dieser Situation gar nicht so abwegig erschien. Von Fingerspitzengefühl ist allerdings in keiner Regel etwas zu lesen. Aus Schiedsrichterkreisen werden sicher wieder die Worte  „regeltechnisch vertretbar“ zu hören sein. Wenn Petsos versuche, wie ein Tormann zu klären, riskiere er ein Hands. Und danach wäre Rot nur konsequent. Abgesehen von den zwei Elfmetern: Bolingboli und Petsos bestätigen eigentlich wieder, dass Lucas Galvao der einzige Sommerkauf ist, der Rapid wirklich hilft. Zu wenig, um vorne mitzumischen. Djuricin wollte auch das Schiedsrichterthema nicht zu sehr strapazieren: „Wir sind doch selbst schuld, weil wir Chancen auf vier oder fünf Tore nicht nützten.“

Da kann man ihm gar nicht widersprechen. Aber es bleibt die Frage, warum er mit einer wahren Engelsgeduld darauf wartet, dass  Giorgi Kvilitaia und Joelinton, die bei jedem Einsatz als Chancenvernebler auffallen,endlich treffen. Ob es nicht einmal an der Zeit wäre, etwas anderes zu probieren. Die Torquote der Legionäre schreit eigentlich danach. Denn schlechter kann es mit Philipp Prosenik nicht gehen, nur besser. Mittwoch entschloss sich Djuricin erst nach 83 Minuten und vielen Diskussionen mit Assistent Martin Bernhard in der Coaching Zone zum Wechsel. Für Kvilitaia kam kein anderer Stürmer, sondern für die letzten sieben Minuten Steffen Hofmann erstmals seit sieben Runden oder 23. September. Nach mehr als zwei Monaten von ihm zu erwarten, in der kurzen Zeit noch etwas umzudrehen, ist schon zu viel verlangt.

Djuricin gab nachher auf der Pressekonferenz zu: „Ich hatte keine Idee.“ Sehr ehrlich, aber nicht günstig. Die verschenkten drei Punkte zum Auftakt des grün-weißen „Pflichtprogramms“ bis zur Winterpause erinnerten an die verpatzten Heimauftritte Rapids im Herbst 2016. Jetzt steht wieder alles an der Kippe.

 

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