50 Jahre ist es schon her und keiner im Umfeld des traditionsreichen 1.FC Nürnberg hat das Match vergessen: Am 2.Dezember 1967 gelang am Weg zum bisher letzten Meistertitel in der Bundesliga ein 7:3 (3:0)-Triumph über Bayern München. Mit Wiener Beteiligung: Auf der Trainerbank Max Merkel und sein Assistent Robert Körner, am Rasen der damals 22jährige Gustl Starek, sechs Monate zuvor als Schützenkönig von Rapid nach Nürnberg gewechselt. Damals steckte auch die deutsche Bundesliga noch in den Kinderschuhen: Es war erst die fünfte Saison, bei den 18 Klubs spielten insgesamt nur 23 Legionäre. Starek war einer von zwei Österreichern. Der andere: Der Steirer Willi Huberts in Diensten von Eintracht Frankfurt. In dieser Saison sind allein 19 Österreicher in der Weltmeisterliga unter Vertrag. Interessant ist, dass es 1967 mit sechs ausländischen Trainern einen mehr als derzeit gegeben hat. Dabei jeweils ein Österreicher: Damals „Peitschenknaller“ Merkel, jetzt Peter Stöger. In Merkels Meisterkader gehörten mit Starek und dem ungarischen Ersatztormann Gyula Toth zwei Legionäre. Stöger hat in Köln dreizehn.
Vor drei Jahren stieg Nürnberg in die zweite Liga ab, kämpft mit finanziellen Sorgen. Deshalb bekam Guido Burgstaller letzten Winter für 1,5 Millonen Euro die Freigabe für Schalke. Jetzt gibt´s wieder einen Silberstreif am Horizont: Platz drei in der zweiten Liga, daher Aufstiegshoffnungen. Der Vorarlberger Georg Margreitter gehört als Abwehrchef zum Stammpersonal, der im Sommer von Altach geholte Mittelfeldspieler Lukas Jäger überzeugte Trainer Michael Köllner bisher nicht. Rund um das Heimspiel gegen Sandhausen am Samstag feiert Nürnberg zunächst im Max Morlock-Stadion die Helden von 1967. Vier sind bereits verstorben. Etwa der unerbittliche Abwehrchef Nandl Wenauer. Wer kann, der kommt. Am Abend wird in einem Kino nochmals das ganze March gezeigt. Der Jubel um den fünffachen Torschützen Franz Brungs wird groß sein.Ebenso um den gefürchteten Innenverteidiger Luggi Müller, der damals Bayern-Bomber Gerd Müller mit einer Ausnahme sehr gut im Griff hatte. Nürnberg führte bereits 6:0, ehe Müller traf. Oder um Starek, der in Nürnberg auch 50 Jahe später noch einen guten Namen hat. Sogar während seines Maledivenurlaubs bekam er Anrufe von Nürnbergs Marketingchef Martin Meeske, nur ja nicht auf den Termin zu vergessen.
„Bekniet haben´s mich“ erzählt Starek lächelnd, verhehlt nicht, dass einen mit 72 eine solche Anerkennung sehr freut. Bayern ging mit all seinen Stars wie Franz Beckenbauer, „Katsche“ Schwarzenbeck, Bulle Roth und Sepp Maier im Tor total unter. Damals war noch die strikte Manndeckung in Mode, Starek musste gegen Bayerns Mittelfeldlenker Dieter Koulmann bestehen: „Gleich in der ersten Minuten habe ich ihm voll auf die Ferse gehaut. Das wurde eine andere Zeit damals.“ Unter den 65.000 Zuschauern waren auch vier Starek-Fans aus Wien. Aus Simmering, dem Bezirk, in dem er aufgewachsen war: „Die sind mit dem Moped gekommen, hin und retour mehr als tausend Kilometer gefahren. Das musst dir einmal vorstellen.“ Heute undenkbar.
Starek bereitete damals zwei Tore vor. Einen möglichen Wechsel zu Bayern München hatte er noch nicht im Hinterkopf. Fünf Monate später war er Realität, wechselte er den roten Dress von Nürnberg mit dem roten von Bayern (siehe links oben). Dort kaufte Manager Robert Schwan wegen Nürnberg Meistertitel Starek, der Koulmann verdrängte, tauschte auch den Trainer aus, ersetzte den väterlichen Jugoslawen „Tschik“ Cajkovski durch dessen unerbittlichen Landsmann Branko Zebec. Der holte mit zwei Wienern, die einander aus dem Simmeringer Nachwuchs kannten, mit Starek und Peter Pumm, gleich das Double. „Wir sind damals mit 12 Spielern die ganze Saison ausgekommen. Das glaubt mir heute keiner, wenn ich ihm das erzähle.“