Der EM-Zauber ist endgültig verflogen. Verdrängt von einem Fehlstart in die Nations League. Auf das 1:1 in Slowenien gegen Laibach folgt im Ullevall-Stadion von Oslo im strömenden Regen ein 1:2 (1:1) gegen Norwegen. Der Ausgleich von Kapitän Marcel Sabitzer (Bild) nach 37 Minuten war zu wenig. Nach 83 Minuten entschied dann eine der wenigen auffälligen Aktionen von Erling Haaland, bei der er sich gegen Stefan Posch durchsetzte, für das dritte österreichische Spiel hintereinander ohne Sieg. Schiedsrichter Nikola Dabanovic aus dem Montenegro entschied zunächst nach Anzeige seines Assistenten auf Abseits, aber der VAR aus Frankreich, Jerome Brisard, sah nach drei Minuten, dass die Ferse von Leopold Querfeld die Abseitsstellung Haalands verhinderte. Das bedeutet: Österreich hat nach zwei Partien je drei Punkte weniger als Slowenien (nicht am unebenen Laibacher Terrain, sondern in Marburg 3:0 gegen Kasachstan durch drei Tore des Ex-Salzburgers Benjamin Sesko zwischen der 23. und 63, Minute) und Norwegen, braucht daher vier Siege hintereinander für den Gruppensieg und Aufstieg.
Vorbei sind die Zeiten aus dem Frühjahr, als Österreich für schnelle Tore sorgte. Beginnend vom Rekordtor von Christoph Baumgartner nach 63 Sekunden in der Slowakei, dem 1:0 beim 6:1 gegen die Türkei zwei Minuten, zwei Treffer gegen Serbien in den ersten 13 Minuten, der Führung beim 1:1 in der Schweiz nach fünf Minuten, bei der EM gegen Polen nach neun Minuten. Jetzt war es das dritte Mal hintereinander, dass Österreich bald in Rückstand geriet. Bei EM-Aus gegen die Türkei nach einer Minute, gegen Slowenien in der 16. Minute, in Oslo nach neun Minuten. Teamchef Ralf Rangnick vermisste nachher die Galligkeit wie in der EM-Qualifikation und bei der Endrunde. Mit der Favoritenrolle tut sich Österreich offenbar schwer.
Gegenüber Laibach gab es zwei Änderungen in der Aufstellung: In der Abwehr Philipp Lienhart statt Max Wöber, der über Knieprobleme klagte und Baumgartner statt Marko Arnautovic. Die vorderste Spitze war Wimmer. Das 4-2-2-2 funktionierte nicht, die lange Bälle der Norweger verhinderten Österreichs Pressing, sorgten für Probleme in der Abwehr. Nicht gegen Haaland, sondern gegen die starke rechte Seite der Norwegen mit Alexander Sörloth und Julian Ryerson, gegen die Linksverteidiger Alexander Prass überfordert war. Sein Fehlpass leitete auch Norwegens Führung vor, als Felix Myhre nach Sörloths Vorarbeit genau ins Eck traf. Rangnick ließ Konrad Laimer und Sabitzer, der nachher Selbstkritik übte („wir haben den Beginn verschlafen“) die Postionen tauschen, danach ging es besser. Nach Wimmers idealem Pass gelang Sabitzer mit links sein 19. Tor für Österreich. Bis zur Pause folgte Österreichs beste Phase in diesem Spiel, in der auch die Führung möglich gewesen wäre.
Zur zweiten Hälfte wechselte Norwegens Teamchef Stale Solbakken Leipzig-Jungstar Antonio Nusa ein, der über links ein ähnlicher Gefahrenherd war wie anfangs Sörloth über rechts. Rangnick musste den ausschlussgefährdeten Rechtsverteidiger Philipp Mwene austauschen, seine Position übernahm Posch, für ihn kam Querfeld ins Zentrum. Die Norweger waren dank Nusa in der ausgeglichenen Partie gefährlicher, Österreich gelang es schon wie in der zweite Hälfte gegen Slowenien nicht, Chancen zu kreieren. Das änderte sich auch nicht, als Matthias Seidl Baumgartner ersetzte. Kevin Stöger kam wieder zu spät, erst für die letzten 18 Minuten. Gemeinsam mit Arnautovic. Stöger fiel durch gelungene Wechselpasses und einen starken Eckball auf, mit dem Arnautovic nichts anzufangen wusste. Sicher ein Fehler von Rangnick, den Mönchengladbach-Legionär so lange draußen zu lassen, hinter dem man verschiedene Gründe vermuten kann. Auf jeden Fehler wäre es angebracht, Stöger in den bereits ausverkauften Oktober-Heimspielen in Linz gegen Kasachstan und Norwegen von Beginn an einzusetzen.