Höchster Saisonsieg seit dem 4:0 gegen Admira am 13. August 2016 in der dritten Runde -klarer als Samstag gegen Wolfsberg gewann Rapid bisher nur beim ersten Bundesligaspiel im neuen Allianz-Stadion, dem 5:0 gegen Ried. Aber Trainer Goran Djuricin tat gut daran, den zweiten Sieg in diesem Jahr, den ersten in dieser Saison gegen desolate Kärntner, die ihren Trainer Heimo Pfeifenberger richtig wütend machten, nur als ersten kleinen Schritt zu sehen. Aber auch der war sehr wichtig.
Wer die angespannte Miene von Sportchef Fredy Bickel eine halbe Stunde vor Anpfiff sah, als er mit einer selbst gewuzelten Zigarette seine Nerven zu beruhigen versuchte, der wusste, wie viel auf dem Spiel stand. Mattersburg hatte zuvor Salzburg die erste Niederlage dieses Jahres zugefügt, mit dem 2:1 (1:1) sich als zweitbeste Mannschaft dieses Jahres bestätigt. Ein Wahnsinn, zu dem auch ein Ex-Rapidler einiges beitrug. Nicht nur wegen des Ausgleichs, den Stefan Maierhofer mit Gesichtsmaske gegen den Ex-Klub köpfelte. Er war seit seiner Verpflichtung im Jänner der Leader, den man nicht nur im Kampf um die Rettung braucht. Dass dann die im Jänner geholte Salzburg-Leihgabe David Atanga noch für die drei Punkte sorgte, sorgte bei Bickel für weitere Bedenken, die in seinem Kopf herumspukten. Salzburg ließ nach dem 1:1 gegen Schlusslicht Ried die zweite Chance zum Meisterstück in Mattersburg ungenützt, die dritte wird sich der Meister daheim nächste Runde nicht entgehen lassen. Und da heißt Salzburgs Gegner Rapid. Also wusste Bickel: Wenn es gegen Wolfsberg nicht klappt, kann es richtig ungemütlich werden.
Aber es klappte gegen die Kärntner mit deren gütiger Hilfe, weil sie sich die ersten drei Tore quasi selbst schossen. Schon nach elf Minuten stand es durch den zweiten Doppelpack von Giorgi Kvilitaia 2:0, womit das Match gelaufen war. Und sich drei Entscheidungen von Trainer Goran Djuricin als richtig erwiesen. Er setzte ein Signal, als er den Isländer Arnor Traustason nach dessen leblosen, fast provokanten Auftritts beim 2:3 in der Südstadt gegen Admira aus dem Kader strich. Er reaktivierte Pechvogel Matej Jelic der zu beiden Treffern des Georgiers die Vorarbeit leistete. Unter Mithilfe von Christoph Rabitsch, Wolfsbergs Kapitän Daniel Drescher und Tormann Alexander Kofler.
Mit Jelic klappt auch das 4-4-2-System besser als bei den bisherigen Versuchen mit Joelinton und Kvilitaia. Der bisher selten überzeugende Kroate hatte diese Saison viel Verletzungspech: Muskelbündelriss im Juli, drei Monate Pause. Muskelriss im Jänner, zwei Monate Pause. Das Match gegen Wolfsberg war sein erstes von Beginn seit der 0:1-Heimniederlage gegen Wolfsberg am 6. November. Seit damals kam er nur noch viermal als Joker zum Zug. Da ließ Djuricin sein Bauchgefühl nicht im Stich. Ebenso wie mit der neuen Besetzung an der rechten Flanke mit Mario Pavelic und Manuel Thurnwald. Sehr laufstark, Druck nach vorne, das konnte sich sehen lassen. Ob Djuricin seine drei richtigen Entscheidungen nützen, wenn Bickel Montag mit Rapids Präsidium über die Trainerfrage, zehn mögliche Kandidaten redet, bleibt abzuwarten. Ist ihm auch egal. Aber ihm ging´s auf jeden Fall besser als Kollegen Pfeifenberger: „Wenn die Leader fehlen und einige machen, was sie wollen, dann kriegt´s Probleme. Eine Frechheit, jetzt brennt´s“. Bei Rapid in Sachen Abstieg nicht mehr, auch wenn er theoretisch noch möglich wäre.
Es wäre nicht Rapid und diese verkorkste Saison, hätte es nicht wieder ein Opfer gegeben. Christopher Dibon schied nach mehreren Schlägen, die er bei Kopfballduellen bekam, mit einer massiven Gehirnerschütterung knapp vor der Pause aus, muss bis Montag im Spital bleiben. Stefan Schwab hat trotz Tor in letzter Minute weiter nicht die Form wie vor dem Knöchelbruch im Herbst, da passierten viel zu viele Fehlpasses. Aber nach dem 4:0 (2:0) rauchte Bickel schon entspannter. Vielleicht auch, weil die Grün-Weißen aus dem Burgenland denen aus Wien vorexerziert hatten, dass man als schwächere Mannschaft in einem Spiel gegen Salzburg eine Chance hat, wenn man das Herz in beide Hände nimmt. So wie es Maierhofer & Co vorexerzierten, muss es Rapid nächste Runde in Salzburg und dann am 1. Juni beim Cupendspiel in Klagenfurt tun. Samstag ließ Djuricin Louis Schaub noch im Talon. Der Trainer riskierte nach nur drei Tagen Training mit der Mannschaft nichts, was man verstehe konnte, da das Match rasch gelaufen war. Aber das muss sich bald ändern. Denn um Rapid in Klagenfurt helfen zu können, braucht Schaub Spiele.
Florian Kainz, dem Ex-Rapidler in Diensten von Werder Bremen, gefiel bei seinem ersten Besuch in der neuen Rapid-Heimstätte das Allianz-Sadion super: „Heute kann man es gelten lassen“, sagte er zur Leistung, obwohl er sich zum Superspiel zwischen dem 1.FC Köln und Bremen am Abend davor wie in einer anderen Fußballwelt vorkommen musste. Dann ging er in den VIP-Club mit den früheren Mitspielern plaudern. Auch über frühere, erfolgreichere Zeiten. Wann kommen die für Rapid wieder?