Letzte Saison gewann Didi Kühbauer dreimal am Innsbrucker Tivoli gegen Wacker Innsbruck ohne Gegentor. Einmal mit St.Pölten, zweimal mit Rapid. Samstag gelang dort mit den Hütteldorfern der dritte Streich, diesmal gegen Aufsteiger WSG Swarovski Tirol. Das 2:0 (0:0) setzte den grün-weißen Aufwärtstrend fort, der dritte Sieg hintereinander brachte bis zu den Sonntag-Spielen Platz zwei. Danach sah es vor wenigen Wochen noch gar nicht aus. Entscheidend im Heiligen Land Tirol war auch, dass Kühbauer den richtigen Joker zog. Nämlich Kelvin Arase. Der 20jährige, der in Nigeria (Benin City) geboren wurde, kam nach 50 Minuten für den verletzten Thomas Murg, traf vier Minuten später nach einem idealen Chip von Kapitän Stefan Schwab mit links zur Führung. Genau drei Jahre und drei Tage nach seinem Bundesligadebüt für Rapid am 18. September 2016. Es war ein langer Weg bis zu seinem ersten Bundesligator in seinem siebenten Bundesligaspiel bei. Bis man in Hütteldorf wirklich auf die Qualitäten des Youngsters, von dem auch U21-Teamchef Werner Gregoritsch eine hohe Meinung hat, zu setzen scheint.
Diese Qualitäten zeigte er bei seinem Treffer. Ein Sprint in die Tiefe, mit dem er Verteidiger Florian Buchacher abschüttelte, dann ein Haken um Routinier Ione Cabrera, dann mit links getroffen. Der Dosenöffner für Rapid. Arase war bei allen der letzten drei Siege im Einsatz: 21 Minuten im Derby gegen Austria (Bild oben), 12 gegen Admira, 40 in Innsbruck. Mike Büskens war vor drei Jahren der erste Trainer, der erkannte, dass der 17jährige mit seiner Schnelligkeit Raid sehr gut tun könnte. Er ließ vier Minuten lang im Allianz-Stadion gegen Mattersburg debütieren, brachte ihn eine Woche später elf Minuten in St.Pölten. Einen Monat später war Büskens Geschichte. Nachfolger Damir Canadi glaubte nicht, dass Arase schon helfen könnte, sagte dies auch mit wenig aufbauenden Worten. Bei Goran Djuricin änderte sich für Arase wenig zum Besseren, auch wenn Sportchef Fredy Bickel den Vertrag vor zwei Jahren bis 2020 verlängerte. Meist spielte er bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Ost. Letzte Saison war er Kooperationsspiele in Horn, kam danach im letzten Spiel der Qualifikationsrunde, der 1:2-Heimpleite gegen Altach, zum bisher einzigen Bundesligaeinsatz über die volle Distanz. Die laufende Saison begann er bei Rapid, wurde allerdings nach dem Cupspiel in Allerheiligen an Ried verliehen. Für die Innviertler bestritt er im August zwei Partien in der zweiten Liga gegen Lafnitz und den GAK, ehe ihn Rapid wegen einiger Ausfälle zurückbeorderte. Dafür machte sich auch Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic stark, der sich als Arase-Fan outete: „Wir müssen lernen, seine Fähigkeiten besser zu nützen“. So wie es Schwab Samstag gelang. Kühbauer zum „Wechselspiel“ um Arase: „Er war mir zu wertvoll, um bei uns auf der Ersatzbank zu versauern. Als wir ihn brauchten, holten wir ihn zurück.“ Jetzt wird er wohl bleiben.
Kühbauer ließ wieder Richard Strebinger, der kaum geprüft wurde, im Tor beginnen, veränderte die Startelf vom 5:0 gegen Admira noch an zwei weiteren Positionen: Murg statt des Griechen Taxiarchis Fountas, Aliou Bajdi als einziger Stürmer statt Koya Kitagawa. Rapid kontrollierte das Spiel, ohne richtig gefährlich zu werden. Das änderte sich erst, als Arase kam. Danach ließ Rapid nichts mehr anbrenen, sorgte Innenverteidiger Matteo Barac mit seinem zweiten Tor im zweien Spiel hintereinander nach Freistoß von Schwab für die endgültige Entscheidung. Auch einer, mit dem man nicht mehr so richtig rechnete. Jetzt blühen vor dem Cupschlager gegen Red Bull Salzburg am Mittwoch im Allianz-Stadion in Hütteldorf die Träume von einer Sensation. Für den negativen Beigeschmack in Innsbruck sorgte nur ein verrückter Fan, den Sky-Kommentator Erich Auer als „gehirnamputiert“ bezeichnete: Ein Gegenstand flog aus dem Fansektor auf den Rasen, traf Wattens-Verteidiger David Gugganig am Kopf. Der Kärntner im Tiroler Dress war sportlich so fair, dass er weiter spielte.