Fußball

Eigentlich ist Arnautovic ein billiger Gelegenheitskauf

„Ich bin müde, ich gehe schlafen“. Diese sechs Worte sagte Marko Arnautovic nach der Ankunft mit seinem neuen Klub West Ham im  Trainingslager in Rothenburg/Wümme, als ihn Deutschlands Massenblatt „Bild“ zu seinem 28 Millionen Euro-Transfer  von Stoke zum Londoner Traditionsklub interviewen wollte. Da hatte er  wohl noch im Hinterkopf, wie ihn „Bild“ in seiner  Zeit bei Werder Bremen mitunter an den Pranger gestellt hatte. So groß der Jubel in  Österreich über den Arnautovic-Wechsel auch war, weil noch nie zuvor für einen österreichischen Spieler so viel Geld bezahlt wurde, wenn man  die internationalen Relationen in den letzten Tagen vergleicht, was etwa zeitgleich mit dem Arautovic-Wechsel passierte, dann muss man feststellen: Arnautovic ist geradezu ein Schnäppchen,  ein billiger Gelegenheitskauf.

Da bringt  Englands Meister Chelsea nach rund 80 Millionen für Monacos Mittelfeldstar Tiemoue Bakayoko und den deutschen Innenverteidiger Antonio Rüdiger nochmals die gleiche Summe für den Spanier Alvaro Morata auf. Der bei  Real Madrid nicht an dem kaum zu toppenden  Stürmertrio mit Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale vorbeikam. Trotzdem kam der  24jährige  letzte Saison in der Liga bei 26 Einsätzen auf 15 Tore und vier Assists, in der Champions League in neun Partien auf drei Treffer. Moratas tellte damit gleich Rekorde auf: Der teuerste Spanier und zugleich Chelsea teuerster Neuzugang, beides vor Landsmann Fernando Torres, für den Chelsea-Boss Roman Abramowitsch 2011 58 Millionen bezahlte. Zugleich ist Morata Reals teuerster Abgang vor Angel di Maria, der  2014 mit dem Wechsel zu Manchester United 75 Millionen brachte. Um die Summe, die Chelsea für Morata bezahlte, hätte der Meister mehr als zwei Arnautovic bekommen.

Oder Manchester City nach der titellosen Saison mit Pep Guardiola, der ersten in  der Trainerkarriere des Spaniers. Dank der Gelder aus Abu Dhabi und China durfte er 171,5  Millionen Euro für vier vermeintliche Verstärkungen in der Defensive ausgeben. Jeder des Quartetts  teurer als Arnautovic, die neue Offensivhoffnung von West Ham. Bisher lag der Höchstwert, den bei Klub in einer Transferzeit ausgab, bei 212 Millionen, die Real Madrid 2009 für Ronaldo, Benzema, Xabi Alonso und den Brasilianer Kaka ausgab. Manchester City investierte  sogar 241,5 Millionen, überbot den  Topwert für den teuersten Verteidiger der Geschichte  zweimal innerhalb von einer Woche. Zunächst für Englands Teamverteidiger Kyle Walker von Tottenham mit 51 Millionen,  dann kam jedoch der Franzose Benjamin Mendy von Monaco. 57,5 Millionen kostete der 24jährige Linksverteidiger, den Monaco ein Jahr zuvor um 13 Millionen  von Olympique Marseille  ins Fürstentum gelotst hatte, der erst vier Länderspiele absolvierte. Somit hat Manchester City die vier teuersten Abwehrspieler der Welt unter Vertrag: Letztes Jahr kostete der englische Innenverteidiger John Stones 54 Millionen, 2014 der Franzose Eliaquim Mangala nur eine weniger Letzte Saison war er an Valencia verliehen.

Vor Walker und Mendy hatte  Guardiola schon bei Benficas brasilianischem Tormann Ederson um 51 Millionen zugeschlagen, bei Monacos Spielmacher  Bernardo Silva um 50 Millionen. Der  brasilianische Verteidiger Danilo,  letzte Saison bei Real Madrid nur 17mal in der Startelf, kostete auch noch 30 Millionen, zwei mehr als Arnautovic. Da war der 19jährige Brasilianer Douglas Luiz mit 13 Millionen, die Vasco da Gama bekam, nur die günstige Draufgabe.

Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger beklagte dieser Tage in einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ die ungute Entwicklun durch unverständliche Transfersummen, mit der sich  der Fußball immer weiter von seiner Basis entfernte. Recht hat er.  Aber das Ende der Fahnenstange ist noch gar nicht erreicht.  Monacos Jungstar Kylian Mbappe soll Real Madrid schon 180 Millionen Euro wert sein. Paris St. Germain glaubt mit Hilfe eines Unternehmens aus Katar eine Konstruktion gefunden zu haben, um Neymar um 222 Millionen von FC Barcelona loszueisen, ohne gegen das Financial Fair Play der UEFA zu verstossen. Das ist kaum vorstellbar.

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