Zwei Tage vor der Liga-Premiere von Jürgen Säumel als Interimstrainer präsentierte Sturm Graz-Präsident Christian Jauk den Nachfolger von Andreas Schicker als Sportchef: Den 38 jährigen Deutschen Michael Parensen. Mit ihn kommt auch ein bisschen von Union Berlin nach Graz: Als zentraler Defensiv-Allrounder kam er zwischen 2009 und 2020 auf den Klubrekord von 207 Einsätzen, spielte mit Ex-Rapidler Christian Trimmel und dem Austrianer Philipp Hosiner zusammen. Trimmel und Publikumsliebling Parensen waren beim Aufstieg in die Bundesliga dabei. Nach der aktiven Karriere durchwanderten Parensen zunächst die Geschäftsstelle, ehe er technischer Direktor wurde, sozusagen der engste Vertraute des ehemaligen Sportvorstands Oliver Ruhnert war. Als Ruhnert im Frühjahr seinen Rückzug ankündigte, galt Ruhnert als Favorit auf die Nachfolge. Doch im Frühjahr wurde er überraschend beurlaubt, im September gekündigt. Dagegen klagte er vor dem Berliner Arbeitsgericht, dabei geht es vor allem um seine Abfindung. Nächster Termin wäre im Juni 2025. Wahrscheinlich hilft sein Engagement bei Österreichs Meister beim Versuch, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Der Job bei Sturm ist der von Parensen in einer absoluten Führungsposition.
Für die Präsentation wurde der für Donnerstag geplante erste Pressekonferenz von Säumel um einen Tag auf Freitag verlegt. Das gab Sturm Mittwoch erst kurz vor 22 Uhr bekannt. Als die Einigung mit Jauk und Wirtschaft-Geschäftsführer Thomas Tebbich erzielt war: „Er überzeugt uns als bodenständiger Mensch mit seinem Einsatz, sein Charakter besticht. Er geht mit viel Einsatz an die Sache heran, weiß, wie hart das Fußballgeschäft ist“, lobte Jauk den neuen Sport-Geschäftsführer, mit dem er von einer erfolgreichen Zukunft von Sturm überzeugt ist. Parensen will versuchen, die erfolgreiche Arbeit von Vorgänger Schicker fortzusetzen, sah dies als große Herausforderung: „Ich bin sicher, mit meiner Art und Weise, die sicher etwas anders sein wird als die von Andreas, überzeugen zu können!“
Er bekannte sich komplett zur Spielphilosophie der „Blackies“, mit der er sich schon seit Jahren auseinandergesetzt haben und sie weiterentwickeln will. Also kein Kurswechsel? Parensen wird sicher das entscheidende Wort haben, wenn es darum geht, ob im Winter aus der Interimslösung Säumel eine auf Dauer wird. Bei Union Berlin galt er am Ende seiner aktiven Karriere als verlängerter Arm des erfolgreichen Schweizer Langzeittrainers Urs Fischer, der die „Eisernen“ in fünf Saisonen sogar in die Champions League brachte. Fischer wurde vor einem Jahr gekündigt, wäre am Markt. Holt ihn Parensen nach Graz? Parensen und Fischer, das wäre quasi eine „Fortsetzung“ des erfolgreichen Duos Schicker und Ilzer.
Auch bei einem anderen steirischen Bundesligaklub gab es eine Neuigkeit. Hartberg bekam von der Landesregierung die Zusage für eine Förderung in Höhe von neun Millionen Euro zum geplanten Stadionumbau, der elf Millionen kosten soll. Das sorgte klarerweise für Jubel und Erleichterung, weil dies in Sachen Infrastruktur die Zukunft in d er Bundesliga sichert. Der Zeitpunkt der Zusage, drei Tage vor der Landesligawahl, ist sicher kein Zufall.
Foto: Sturm Graz.