Halbwegs Normalität ist wieder bei Rapid eingekehrt. Behauptet zumindest Sportvorstand Markus Katzer (Bild) vor der Premiere des von ihm ausgesuchten neuen Trainers Robert Klauß am Sonntag gegen Blau Weiß Linz. Bei jedem der fünf Trainings unter Klauß war er bisher dabei, er könne nur das Beste berichten, auch wie die Mannschaft, den Trainerwechsel aufgenommen hat. Das ist seine Sicht. Aus Spielerkreisen hört man hingegen, dass Katzers Ansehen durch die von ihm initiierte Trennung von Zoran Barisic nicht besser geworden ist. Sondern eher das Gegenteil passierte. Vielleicht haben einige auch den Podcast von Sky Sport Austria mit Katzer gehört, in dem man einige Aussagen von ihm durchaus als Nachtreten gegen Barisic, dem er zugleich noch einmal danke sagen wollte, werten kann. Ein völlig unnötiges Nachtreten.
„Jeder merkt, dass Rapid jetzt ein neues Gesicht bekommt“, behauptet Katzer. An Klauß habe ihn am meisten das Feuer überzeugt, das er für Rapid und die Aufgabe hatte. Das habe ihn auch von den anderen Kandidaten abgehoben. Der neue Trainer habe schon Spielraum für eine gewisse Kreativität innerhalb der vom Verein vorgegebenen Idee. Zur Entlassung von Barisic habe auch die Bewertung des Gesamtbilds geführt. Es wäre nicht ideal gewesen, wenn der Trainer eine Mannschaft übernimmt, die er zuvor selbst als Sportdirektor zusammengestellt hat. Es habe sich auch öfters in der Arbeit gezeigt, dass es emotional schwierig ist, wenn man selbst Spieler geholt hat, weil man einen speziellen Zugang hat. Er habe sich im Frühjahr ein klares Bild gemacht, eine Analyse in alle Richtungen mit vielen Daten erstellt: „Da waren wir im Ligavergleich im letzten Drittel“. Darauf sein ein neuer Konditionstrainer eingestellt, der Kader stark umgebaut worden. Die aktuelle Tabellensituation sei nicht der einzige Punkt gewesen, der zur Entlassung geführt habe. Näher wollte Katzer darauf nicht eingehen, weil er den ehemaligen Mitspieler Barisic respektiere. Es sei ein unüblicher Trainerwechsel gewesen, weil es viele Dinge gebe, die funktionieren, gerade in der Offensive: „Ich habe jetzt meine erste richtige Entscheidung getroffen. Es war kein Schnellschuss, Robert Klauß zu holen, wir haben uns schon länger mit ihm beschäftigt. Die Vergangenheit war nicht gut. Es war zu viel Verpackung und zu wenig Inhalt, ohne jemanden zu nahe treten zu wollen. Rapid ist ein schlafender Riese, aber wir wollen ihn nicht weiterschlafen lassen, sondern irgendwann einmal aufwecken. Wir werden das auch machen, davon bin ich überzeugt!“ Wirklich respektieren tut Katzer mit diesen Aussagen Barisic wirklich nicht. Aber die gehören bei ihm offenbar zur Kategorie von halbwegs Normalität.
Der rhetorisch gewandet Klauß bezeichnete es bei seinem ersten Medientermin zu einem Spiel auf Rapids Trainerbank als größte Schwierigkeit der ersten Tage, Prioritäten zu setzen. Er arbeitet nicht zum ersten Mal mit Österreichern. Früher bei RB Leipzig im Nachwuchs mit Teamtorhüter Alexander Schlager, als Co-Trainer der roten Bullen mit Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker, beim 1. FC Nürnberg mit Ex-Rapid-Keeper Andreas Lukse sowie den Ex-Austrianern Georg Margreitter und Nikola Dovedan. Von dem bekam Klauß ein SMS mit den Worten „Wien ist violett“. Auch wenn Klauß ganz neu in Wien ist, weiß er bereits, dass dies nicht stimmt. Mit Lukse, der seit Juli bei Blau Weiß Linz íst, gibt´s Sonntag ein Wiedersehen, auf das sich der Trainer freut. Am meisten würde ihn aber ein Heimsieg freuen. Unter Barisic gewann Rapid in Linz 5:0. Aber jetzt ist Blau Weiß in der Bundesliga angekommen, wie zuletzt der Sieg im Linzer Derby zeigte.
Foto: Mario Urbantschitsch.