ÖFB-Präsident Leo Windtner schüttelte den Kopf, Sportchef Willi Ruttensteiner wirkte betreten, Marcel Kollers Assistent Thomas Janeschitz und Tormanntrainer Klaus Lindenberger konnten zwei Tage nach der Pleite in Belgrad auch in St.Pölten bei der U 21 nichts erfreuliches entdecken. Ganz im Gegenteil.Das 1:4 (0:1) im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland tat wegen des gewaltigen Klasseunterschieds, der sich nicht nur gegen den 50 Millionen-Stürmer Sane, sondern auch gegen Wolfsburgs Arnold, Amiri, der bei Hoffenheim keinen Fixplatz hat, oder Uwe Seelers Enkel Öztunali auftat, sehr weh und zerstörte allzugroße Hoffnungen für das Play-off. Okay, Friesenbichler scheiterte knapp vor der Pause bei der Ausgleichschance an Mainz-Ersatzkeeper Huth, aber zuvor hätten die dominanten Deutschen schon klarer führen können. Wenn Horst Hrubesch zur Pause meinte, man müsste seinen ehemaligen Schützlinge jetzt langsam aufwecken, damit sie richtig auf Touren kommen, dann sagt das genug. Zudem sassen sonstige Stammspieler aus Hrubesch-Zeiten zu Beginn auf der Bank, weil der Gruppensieg schon feststand: Die Innenverteidiger Tah und Süle sowie Weiser wärmten überhaupt nur auf, Gnabry und Dahoud kamen erst nach der Pause. Dennoch schaffte Deutschland souveränst zum zwölften Sieg in Serie. Österreichs Teamchef Werner Gregoritsch wirkte auf der Bank jedenfalls giftiger als manche seiner Spieler am Rasen. Wieso Florian Grillitsch bei Werder Bremen einen Fixplatz hat, blieb in der U21 wieder einmal rätselhaft. Gregoritsch setzte seinem wenig engagierten Auftritt zur Pause ein Ende.
Zwei der vier deutschen Tore entsprangen zwar individuellen Fehlern, aber die Defizite in Tempo, Ballannahme, Technik und Umschalten mussten einfach alarmieren. Das sahen auch Rapid-Trainer Mike Büskens und Assistent Carsten Jancker (auch Büskens-Vorgänger Zoran Barisic ließ sich nach der Rückkehr aus Belgrad das Match nicht entgehen), Austria-Coach Thorsten Fink, St. Pöltens Trainer Karl Daxbacher und Sportchef Frankie Schinkels, sowie Louis Schaub, der noch mitspielen hätte können. So vorgeführt zu werden, warf zumindest die leise Frage auf, ob die Nachwuchsarbeit in Österreich wirklich so herausragend ist, wie sie verkauft wird. Wenn von 14 eingesetzten Spielern mit Nachsicht aller Taxen maximal fünf mithalten können, darf man dies zur Diskussion stellen, ohne sich den Vorwurf der Polemik gefallen lassen zu müssen.
Offenbar sollte das Match auch als Test für die Pläne von Koller dienen, Valentino Lazaro zum rechten Verteidiger aufzubauen. Er begann auf dieser Position. Punkto Schnelligkeit gab´s wenig Defizite, im Zweikampfverhalten und Stellungsspiel hingegen schon. Zur Pause wechselte er ins offensive Mittelfeld. Zunächst zentral, dann am Flügel. Drei Positionen in einem Match-auch nicht gerade das Wahre. Das Beste an der Abfuhr ist, dass sie nicht die Play-off-Teilnahme, die ja an und für sich ein Erfolg ist, zerstören konnte. Trübsal blasen hilft nichts. Freitag weiß man den Play-off-Gegner, dann gilt es für die Spiele am 7. und 14. November alles zu mobilisieren. Wenn es Gregoritsch gelingt, diese U21 erstmals in die EM-Endrunde zu führen, dann verdient er einen Orden. Denn seine Vorgänger hatten bessere Jahrgänge zur Verfügung.