Fußball

Ein Vizebürgermeister ist neuer Fan-Betreuer von Rapid

Mit dem letzten Spiel der Saison in Wolfsberg war der Urlaub von Rapid-Präsident Martin Bruckner vorbei. Mit einer Serie von Interviews quer durch alle Medien versuchte er einiges klar zu stellen, Optimismus trotz angespannter finanzieller Lage zu verbreiten. Stellte fest, dass Grün-Weiß nicht pleite ist, dass es zu nicht verkraftbaren Ausfällen kommt, weil die wichtigsten Sponsoren wie Wien Energie und Ottakringer an den Ausstieg denken, was eer so nicht sieht. Das macht Cashback World mit Vertragsende. Aber das hat mit Turbulenzen, die nicht Rapid betreffen, zu tun. Und nicht mit dem sexistischen Transparent des Fansektors vor dem 0:1 gegen Hartberg, das bei weitem nicht so „normal“ war wie vorangegangene Proteste gegen die Geisterspiele (Bild oben). Ein total verunglücktes „Sky“-Interview von Geschäftsführer Christoph Peschek zu dem Thema machte alles viel schlimmer. Seither hielt sich Peschek mit Wortmeldungen zurück. Jetzt redete Bruckner über Konsequenzen daraus. Wie der Installierung eines hauptamtlichen Fan-Betreuers ab 1.September. den es bisher noch nie gab.  Was früher zum umfassen Aufgabengebiet von Andy Marek gehörte, soll künftig Helmut Mitter hauptamtlich tun. Damit hat Rapid einen Vizebürgermeister als Fan-Betreuer.

Das ist der 38 jährige Magister der Wirtschaftswissenschaften und Bachelor der Soziologie seit zwei Jahren in der oberösterreichischen Marktgemeinde Walding im Kreis Urfahr-Umgebung, die 4095 Einwohner hat. Seit 2008 führt er ein selbstständiges Unternehmen, derzeit sind es schon zwei. Vor 17 Jahren gründete er in Linz den Rapid-Fanklub „Lions“. Er weiß also, was in der Fanszene so läuft, wie die Tendenzen sind. Als deren Vertreter gehörte Mitter vor der Präsidenten-Kampfwahl im November zum Wahlkomitee. Er glaubt, dass der Block West durchaus einen sozialarbeiterischen Anspruch hat.

Mitter hat auch mit der Solidargemeinschaft von Fans für Fans, die sich „Rechtshilfe Rapid“ nennt, etwas zu tun. Als Vorstandesmitglied. Die Rechtshilfe wird meist aktiv, wenn Fans wegen ihrer offenbar übertriebenen „Aktivitäten“ Probleme mit den Behörden, von der Polizei bis zum Gericht, bekommen. Etwa bei den Vorfällen rund um das Dezember-Derby 2018 rund um die Generali-Arena der Austria. Mitter positionierte sich stets klar gegen Stadionverbote, behauptete unter anderem in einem Interview mit dem „Ballesterer“, dass die komplett ihre Wirkung verfehlen würden. Damit denkt er völlig anders als etwa die Bundesliga. Weshalb einige seine Ernennung zum Fan-Beauftragten auch mit etwas Skepsis sehen werden.

Ab 1. September muss Mitter den Spagat schaffen, einerseits für die Fans so viel Verständnis wie bisher zu zeigen, anderseits auch dafür zu sorgen, dass sie  Rapid nicht schaden. Wie einige Male in den letzten Jahren geschehen. Keine leichte Aufgabe, zwischen den grün-weißen Fronten zu agieren, ohne dabei beschädigt zu werden. Auf jeden Fall ist Mitter österreichweit ein Unikat: Der einzige Vizebürgermeister, der hauptamtlich Fan-Betreuer eines Bundesliga-Klubs ist.

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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