Man kann es ruhig als Kindergarten bezeichnen, was sich rund um das 3:1 von Sturm Graz bei Rapid zwischen den Trainern abspielte. Auf die nicht einmal vorwurfsvolle Meldung von Robert Klauß bezüglich einer Grazer Spionage beim Rapid-Training reagierte Christian Ilzer ziemlich überzogen. Vom verweigerten Handschlag vor dem Anpfiff bis zu seinen Sagern nah dem Schlusspfiff. Für Medien bedeutete die völlig unnötige Eskalation mit Ausdrücken wie „Paranoia“, die Ilzer in Richtung Klauß gebrauchte, natürlich ein gefundenes Fressen. Was aber in diesem Trubel ziemlich unterging: Die Möglichkeit, dass es am 26, und 30. Mai, einen Tag nach Beginn der EM-Vorbereitungen des Teams in Windischgarsten, zwischen dem Siebenten und Fünften, zwei emotionsgeladene Wiener Derbys um einen Europacup-Platz gibt, wurde Mittwochabend größer. Die Austria ist bereits Siebenter und will es unbedingt bleiben, müsste danach das Semifinale gegen den Achten gewinnen. Wenn es bei Rapid so weiter geht wie in den letzten Runden, wenn es weiterhin so große Probleme gibt, Chancen zu kreieren und Tore zu schießen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass Rapid nicht Vierter bleibt, sondern noch einen Platz verliert und auf Rang fünf landet.
Die Austria muss bereits Freitag den nächsten Schritt machen, um Platz eins in der Qualifikationsgruppe zu halten, den Dreipunktevorsprung auf Wolfsberg zu verteidigen. Vor mehr als 10.000 Zuschauern mit einem Heimsieg gegen Altach. Die bisherigen drei Saisonduelle waren eng. Im Grunddurchgang gab es je einen Sieg mit einem Tor Differenz, zum Start der Qualifikationsgruppe im Ländle ein 1:1. Die Statistik spricht eigentlich für Violett: Nur eines der ersten 14 Heimspiele dieser Saison verloren (das erste gegen Sturm Graz), 13 ohne Niederlage bedeuten so viele wie zuletzt in der Saison 2009/10. Die Leistung am Dienstag beim 0:1 gegen WSG Tirol in Innsbruck bedeutete hingegen ein Alarmzeichen: „Wir haben etwas gutzumachen“, sagte Trainer Michael Wimmer (Bild) seiner Mannschaft, „wir müssen ein anderes Gesicht zeigen. Mit mehr Gier und mehr Tiefgang!“ Er will aber nach der dritten Niederlage in den letzten 20 Spielen nicht alles schlecht reden: „Ich denke, punkto Einstellung war es Dienstag ein einmaliger Ausrutscher!“ Innenverteidiger Johannes Handl ist wieder dabei, hinter Lucas Galvao steht noch ein Fragezeichen. Fix ausfallen werden Routinier James Holland und der gesperrte Hakim Guenouche. Daher könnte Manuel Polster wieder zum Kader gehören.
Für Wolfsberg-Stürmer Bernhard Zimmermann ging die Saison Dienstag beim Sieg über Lustenau zu Ende. Die Rapid-Leihgabe erlitt einen Kreuzbandriss, womit das Kapitel bei den Kärntnern für ihn höchstwahrscheinlich erledigt sein wird. Sein Vertrag bei Grün-Weiß läuft bis 2025. Bitter für den 22 jährigen, nochmals von vorne beginnen zu müssen.
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