Für Israels Teamchef aus Oberösterreich, Willi Ruttensteiner, der Freitag seinen 59. Geburtstag feiert, wäre es ein Riesenerfolg, sollte sein Team am nächsten Montag nach den Gruppenspielen noch Dritter in der Gruppe hinter EM-Semifinalist und WM-Teilnehmer Dänemark und Schottland, also noch vor Österreich, sein. Franco Foda meinte zwar, es wäre nicht egal, ob man auf Platz drei oder vier landet, aber er weiß sicher, ohne dass er es offen ausspricht: Selbst zwei Siege in Klagenfurt, Freitag gegen Israel und Montag gegen Moldau, werden nicht für die Rückkehr der positiven Stimmung um Österreichs Team sorgen können. Die wird erst in vier Monaten zu schaffen sein, sollte Österreich via Play-offs das WM-Ticket für Katar, das erste seit 1998, schaffen. Dann wäre der aktuell von ziemlich vielen angezweifelte Foda sogar Österreichs erfolgreichster Teamchef aller Zeiten.
Einige Kritiker von ihm sprechen von Finalcharakter, den die ersten zwei Partien in der Ära des neuen ÖFB-Präsidenten Gerhard Milletich für Foda haben, ob er in den Play offs der Teamchef sei. Wer Milletich etwas kennt, weiß, dass von dem Burgenländer sicher kein Schnellschuss zu erwarten ist, egal, wie die zwei Spiele verlaufen. Dass er als erfolgreicher Geschäftsmann auch genau rechnen wird, wieviel die Trennung vom Teamchef kosten würde, ob die denn Sinn ergeben würde, zumal damit ja nicht die erste WM-Teilnahme seit 20 Jahren garantieren wäre. Realistischer ist es, darauf zu hoffen, dass die Rückkehr von derzeit Verletzten wie Stefan Lainer, der nur drei Monate nach der Knöcheloperation bei Mönchengladbach schon wieder ins Mannschaftstraining einstieg, Xaver Schlager, Julian Baumgartlinger oder Sasa Kalajdzic etwas bringt. Kapitän David Alaba ließ sich noch auf keine Spekulationen ein, ob die Play offs, die für Österreich im Semifinale mit eine Auswärtsspiel beginnen, zu schaffen sein werden: „Bis dahin ist ja noch etwas Zeit!“ Aber ein Nachteil wäre es sicher nicht, sollt das Team schon jetzt seinen Vorsatz, wieder in die Spur zu finden, umsetzen.
Dann gäbe es das erhoffte gute Gefühl. Auch von einer offenen Rechnung mit Israel, die es zu beglichen gelte, sprachen die Spieler. Eigentlich sind es zwei. Aber Foda hatte Recht, wenn er feststellte, nichts könnte die Anfang September in Haifa verlorenen drei Punkte wieder zurückbringen. Er lobte die Neulinge Niclas Seiwald und Junior Adamu, die gut trainiert und neuen Schwung gebracht hätten, sprach von zwei, drei offenen Positionen. Zu denen dürfte auch die des Tormanns zählen, da Foda die Frage, ob Daniel Bachmann trotz Reservistenrolle bei Watford die Nummer eins bleibe, nicht bejahte. Feststehen dürfte die Viererabwehr mit Christopher Trimmel, Aleksandar Dragovic, Lokalmatador Martin Hinteregger und Alaba. Offen werden noch je eine Position im zentralen Mittelfeld und im Angriff sein. Sollte Foda sich zu einem 4-4-2 entschließen, dann würde sich auf jeden Fall Karim Onisiwo aufgrund seiner letzten Leitungen bei Mainz eine Chance in der Startelf verdienen.
Egal wer spielt, es muss für jeden eine Frage der Ehre sein, sich so zu präsentieren, als handle es sich bereits um ein Entscheidungsspiel. Auch wenn es wenig Unterstützung von den Rängen fehlen wird, die 3000 bisher verkauften Karten auf einen Negativrekord in Sachen Zuschauer schließen lässt. Aber das darf keine Ausrede sein. Wer es gegen Israel und Moldau an der nötigen Einstellung fehlen lässt, wer nicht voll marschiert, der darf für die Play offs kein Thema mehr sein.
Zu den möglichen Gegnern im März 2022 dürfte aufgrund der Donnerstag-Spiele auch Schweden zählen. Trotz Comeback des 40 jährigen Zlatan Ibrahimovic gab es in Batumi ein 0:2 gegen Georgien, wodurch Spanien mit einem 1:0 in Griechenland Platz eins eroberte. Sonntag empfängt Spanien in Sevilla Schweden. Ein Glücklos könnte Nordmazedonien, bei der Europameisterschaft in Bukarest von Österreich 3:1 bezwungen, sein. Nordmazedonien eroberte in der Deutschland-Gruppe mit einem 5:0 in Armenien Rang zwei, da Rumänien gegen Island 0:0 spielte. Deutschland deklassierte in Wolfsburg Liechtenstein 9:0 (4:0). Vor Anpfiff feierten 26.000 Zuschauer Weltmeister-Teamchef Jogi Löw bei dessen offiziellen Abschied.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.