Fußball

Erste Meisterfeier ohne Weißbier-Dusche: Alaba droht Terminchaos

Dienstag Auftakt zu den letzten drei Runden der deutschen Bundesliga. Mit dem wahrscheinlichen Meisterstück der Bayern beim  Vorletzten Werder Bremen, der dringend eine Sensation für den Klassenerhalt benötigen würde. Aber Bayern hat sich vorgenommen, wie es David Alaba ausdrückte, den Sack zuzumachen. So leid es ihm für seinen Tiroler „Bruder“ im Bremen-Dress, Marco Friedl, auch tut. Ausgerechnet an Andi Herzogs ehemaliger Wirkungsstätte wird er ihn mit seinem 265. Einsatz als österreichischer Rekordspieler in der Bundesliga ablösen. Was Israels aktueller Teamchef  Sonntag Abend aus dem Wiener „Sky“-Studio ganz gelassen kommentierte: „Er wird mich noch um hunderte Spiele abhängen, er ist ja erst 27!“ Eine Saison spielt der Wiener sicher noch für die  Bayern, die sich in der Führungsetage darauf verständigten, ihn im Sommer keinesfalls zu verkaufen. Selbst wenn dann die Gefahr besteht, dass der neue Abwehrchef 2021 ohne Ablöse eine neue Herausforderung bei einem anderen europäischen Spitzenklub annimmt.

Sein insgesamt neunter Meistertitel mit Bayern, mit dem er seinen Freund Franck Ribery einholen würde, wird für Alaba ein ungewohnter: Wegen Corona erstmals keine Feier auf dem Marienplatz am Balkon des Rathauses vor den Fans, erstmals kein Auto-Korso durch die Stadt. Alaba macht sich keine Gedanken darüber, wie gefeiert wird: „Es gehört zum Respekt vor jedem Gegner, nicht vorher übers Feiern nachzudenken!“ Auch die gewohnten Weißbier-Duschen aus den XXL-Gläsern nach der Übergabe der Meisterschale, für Sponsor „Paulaner“ immer eine Superwerbung, müssen diesmal aus Hygiene-Gründen ausfallen. Die Schale will nach aktuellem Stand Ligachef Christian Seifert nicht Samstag beim letzten Heimspiel gegen Freiburg überreichen, sondern erst in der letzten Runde in Wolfsburg. Aus Sicherheitsgründen, um bei dem extrem unwahrscheinlichen Fall eines Saisonabbruchs wegen einer erneuten Corona-Welle noch alle Optionen zu haben.

Aber Alaba beschäftigt etwas viel mehr: Das größte Terminchaos seiner Karriere, das ihm droht. Vier Wochen Urlaub stellte Trainer Hansi Flick den Bayern-Spielern in Aus,sicht. Zwölf Tage nach dem deutschen Pokalfinale am 4.Juli in Berlin gegen Leverkusen und zwei nach dem Ende des Champions League-Finalturniers, das die UEFA vermutlich Mittwoch in einer Sitzung de Exekutiv-Komitees nach Lissabon vergeben wird. Termin des Endspiels, das man den Bayern in ihrer derzeitigen Form zutrauen muss, wäre der 23.August. Nach dem derzeitigen UEFA-Terminplan beginnt acht Tage später bereits die Abstellungspriode für die ersten zwei Nations League-Spiele mit Österreichs Team. Am 11. September soll die neue Saison der Bundesliga beginnen.  Also keine Zeit für den „zweien“ Urlaub. Die Bayern-Bosse  knüpften bereits hinter den Kulissen Allianzen gegen dieses Szenario. Die wahrscheinlichste Lösung: Absage der September-Termine in der Nations League. Die UEFA signalisierte bereits Bereitschaft. Damit würde  Alaba erst im Oktober wieder Österreichs Teamdress anziehen.

Er sieht noch eine Problematik: „Wir bräuchten doch auch mindestens zwei Wochen, um uns auf die nächste Saison vorzubereiten. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll.“ Das betrifft auch Marcel Sabitzer und Konrad Laimer, die mit Leipzig auch noch in der Königsklasse dabei sind, sowie  Julian Baumgartlinger Alexander Dragovic und Xaver Schlager mit Leverkusen und Wolfsburg in der Europa League, deren Finalturnier in Düsseldorf steigen dürfte. Für Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker wird es mit Eintracht Frankfurt am 7.August nach dem Achtelfinal-Rückspiel gegen Basel bei einem 0:3-Rückstand wohl vorbei sein. In Deutschland gibt es bereits Überlegungen, die Bundesliga erst Ende September beginnen zu lassen, die Winterpause eventuell sogar wegfallen zu lassen. Der Devise, je später der Start, desto besser, weil dann die Möglichkeit größer wird, dass Zuschauer wieder ins Stadion dürfen, kann Alaba einiges abgewinnen.

Ohne Fans geht´s  sicher in die letzten drei Runden, auch ins Pokalfinale und in den Kampf um den Champions League-Sieg. Worum geht´sin der Bundesliga noch bis 27.Juni? Borussia Dortmund und RB Leipzig dürften die Champions League-Plätze sicher haben, um den vierten kämpften Leverkusen und Mönchengladbach. Nach dem 1:1 bei Schalke am Sonntag Abend hat Leverkusen einen Punkt Vorsprung, Das Unentschieden fixierte Schalkes längste Negativserie der Klubgeschichte, 13 Spiele ohne Sieg. Michael Gregoritsch hatte es in der Nachspielzeit am Kopf, das zu verhindern, scheiterte aber an der Superreaktion von Leverkusens finnischem Goalie Lukas Hradecky. Oliver Glasner und Schlager sind mit Wolfsburg auf Europa League-Kurs, das Hoffenheim-Trio (Christoph Baumgartner, Florian Grillitsch, und Stefan Posch) sowie Philipp Lienhart kämpfen um Platz sieben. Am Tabellenende wird Paderborn Dienstag der erste Fixabsteiger sein. Wen erwischte es noch? Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf (Kevin Stöger, Markus Suttner) und Mainz (Karim Onisiwo, Philipp Mwene) trennen nur drei Punkte.

Ein in die dritt Liga abgestürzter Ex-Meister erlebt die schwersten Zeien seiner Geschichte: Kaiserslautern muss bei 24 Millionen Euro Schulden einen Insolvenzantrag stellen. 1998 war Kaiserslautern, in der zweiten Liga vor sieben Jahren die bisher einzige Trainerstation von Österreichs Teamchef Franco Foda in Deutschland, letztmals Meister. Als Aufsteiger unter Otto Rehhagel.

Foto: Bayern München.

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