Auch am Tag vor dem Qualifikationsspiel gegen Lettland kam auf der Pressekonferenz das Thema Nationalstadion und Trainingszentrum zur Sprache. ÖFB-Präsident Leo Windtner wird das mit Zufriedenheit verfolgt haben. Teamchef Franco Foda ortete einen dringenden Nachholbedarf in Sachen Infrastruktur, den man schleunigst bekämpfen sollte. Kapitän Julian Baumgartlinger vermisste einen fixen Punkt für die Nationalmannschaft, die sich im Wiener Happel-Stadion, ihrem Lieblingsspielort, am wohlsten fühle. Er fragte sich, ob die Lösung dieser Problemkreise noch zu seinen Lebzeiten gelingen werde: „Uns beschäftigt dieses Thema!“ Wiens Sportstadtrat Peter Hacker äußere ja nur die Bereitschaft, mit sich über eine Renovierung des Happel-Stadions reden zu lassen.
Nach Wiens Nein zu einem neuen Nationalstadion, für ds Hacker nachvollziehbare Argumente nannte, verkommen die Diskussionen über einen anderen Standort schön langsam zur Posse. Es erinnert fast an die berühmten Burgenländerwitze, wenn Parndorf nein sagt, in Bruck/Leitha der Streit tobt, ob man sich als Standort ins Gespräch bringen soll oder nicht. Niederösterreichs Landesregierung läßt einstweilen nach geeigneten Möglichkeiten suchen. Den Wechsel der Orte der Heimspiele, den Baumgartlinger als etwas störend empfand, gibt es aber nicht nur in Österreich. Deutschland empfängt Freitag zum Knaller der EM-Qualifikation Holland in Hamburg, spielte davor gegen Estland in Mainz, in der Nations League gegen Frankreich in München und Holland in Gelsenkirchen. Da kann man einwenden, Deutschland habe zum Unterschied von Österreich mehrere moderne und größere Stadien. Das stimmt. An der Realität vorbei gehen hingegen die Rufe nach einem Trainingszentrum. Das gibt es eigentlich schon seit den Siebzigerjahren. Nur die Nationalmannschaft benützte es schon seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Angeblich, weil es zu entlegen ist, die mehr als 100 Zimmer nicht mehr den Anforderungen der Spieler entsprechen.
Gemeint ist Lindabrunn, die Sportschule des niederösterreichischen Verbands (Bild oben), nur 45 Kilometer von Wien entfernt. Damit auch in der von Windtner geforderten Nahdistanz zum Flughafen Schwechat. In Lindabunn gibt es eigentlich alles, was eine Mannschaft braucht. Sechs Naturrasenplätze, einen mit Kunstrasen, dazu Kraftkammer, Ballsporthalle, Wellnessbereich. Genau das, was Foda Donnerstag einforderte. Die Nationalmannschaft war in seiner Ära halt noch nie dort. Österreichische Nachwuchsteams hingegen schon.
