Gmunden war schon einmal, vor vier Jahren, Schauplatz einer turbulenten Sitzung des ÖFB-Präsidiums. Im Oktober 2017 wurde das Ende von Teamchef Marcel Koller so gut wie beschlossen, das von Sportchef Willi Rutensteiner eingeläutet. Der sollte zwar noch eine Shortliste von Kandidaten zu Kollers Nachfolge erstellen, tat dies auch, musste dann aber gehen. Was bringt Gmunden am Donnerstag, wenn sich der Wahlausschuss, sprich die neun Landesverbandspräsidenten und Ligapräsident Philipp Thonhauser mit der Frage der Nachfolge für ÖFB-Präsident Leo Windtner beschäftigen werden? Sicher noch keinen Kandidaten, der sich am 17.Oktober in Velden zur Wahl stellen wird. Das kündigte Wolfgang Bartosch, der steirische Verbandschef, als Vorsitzender des Gremiums an. Es geht viel mehr um den Modus, um den Termin der nächsten Sitzung und die Frage, ob es eine interne oder externe Lösung geben soll.
Windtner begründete seinen Rückzug offiziell damit, einem Generationswechsel nicht im Wege stehen zu wollen. Vom Alter her würde aus dem Präsidium nur der 55 jährige Kärntner Verbandschef Klaus Mittendorfer als „Youngster“ dafür stehen. Der hatte schon zum Jahreswechsel darüber nachgedacht, zu kandidieren, wenn Windnter nicht mehr antritt. Aktuell hält er sich wie alle anderen auch bedeckt, spricht von der besten Lösung, die man für Österreichs Fußball finden müsse. Und, dass er in Kärnten noch genug zu tun habe. Ohne dass er es sagt: Sicher wäre es für ihn ein Traum, in seiner engeren Heimat gewählt zu werden. Aber es dürfte einer bleiben. Außer es gelingt in Gmunden, die nicht kleinen Differenzen und unterschiedlichen Ansichten im Präsidum zu beseitigen. Was aber fast auszuschließen ist.
Seit Windtner bekannt gab, nicht mehr zur Verfügung zu stehen, gibt´s in Wien fast täglich neue Spekulationen und Gerüchte. Über ehemalige Angestellte von ÖFB und Bundesliga, die sich vorstellen könnten, bezahlter Präsident zu werden. Was nicht passieren kann. Das Amt bleibt sicher ehrenamtlich. Was die Suche nach einem externen Kandidaten natürlich erschwert. Philipp Trattner, Sektionschef im Sportministerium, damit der höchste Sportbeamte in Österreich, soll versuchen, mit Kurt Svoboda ein Vorstandsmitglied von Uniqa, dem Cupsponsor des ÖFB, in Stellung zu bringen. Das wird schon deshalb scheitern, weil Svoboda (Bild oben) seine begonnene Vienna-Mission, als Vizepräsident den ältesten österreichischen Klub aus der Regionalliga wieder in die Bundesliga zu bringen, nicht aufgeben will. Das spricht für ihn. Und dafür wird auch der blau-gelbe Sympathisant Trattner Verständnis zeigen.
Wer immer Kandidat und gewählt wird, er wird sich mit einer Frage intensiv beschäftigen müssen: Mit dem von Windtner in einem „Geheimpakt“ mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler und Wiens Sportstadtrat Peter Hacker ins Leben gerufene Projekt eines ÖFB-Centers mit Trainingslätzen und 5000 Quadratmeter Bürofläche in Aspern, das in der ersten Etappe 49 Millionen Euro kostet. Dagegen gibt es unter den Landespräsidenten Widerstände, die nicht gering sind. Von Niederösterreichs Präsident Johann Gartner, weil er die Sportschule Lindabrunn als Standort dafür durchbringen möchte. Was wenig Sinn ergibt. Von anderen wegen der 20,2 Millionen Kosten, die der ÖFB aufbringen muss. Da sprechen einige sogar von Gigantonomie.
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