Fußball

Der ÖFB ist auf Verhandlungen mit Bayern um Rangnick vorbereitet

Noch in dieser Woche könnte fixiert sein, dass Ralf Rangnick der Nachfolger von Thomas Tuchel als Trainer von Bayern München wird. Dies behauptete Dienstag das deutsche Massenblatt „Bild“,  einen Tag zuvor bezeichnete die Münchener „tz“ den 65 jährigen österreichischen Teamchef als Favorit auf den Trainerjob beim entthronten deutschen Meister, der noch die Champions League gewinnen kann.  Die Indizien dafür: Rangnick beobachtete letzten Mittwoch Bayerns 2:0-Heimsieg gegen Arsenal vor Ort, aus Bayerns Kandidatenkreis schied nach Leverkusens Meistermacher Xabi Alonso und dem deutschen Teamchef Julian Nagelsmann auch der Spanier Unai Emery aus, der seinen Vertrag bei Aston Villa bis 2027 verlängerte. Bleibt also nur Rangnick? Mit Bayerns Sportchef Christoph Freund arbeitete er mehr als drei Jahre erfolgreich bei Red Bull Salzburg zusammen, aus dieser Zeit kennt er auch Jochen Sauer, den Chef am Bayern-Campus. Freund war nicht gerade unbeteiligt, dass Rangnick nach dem missglückten Gastspiel auf der Trainerbank bei Manchester United Österreichs Teamchef wurde.

Als Reaktion auf die deutschen Meldungen kam Dienstagvormittag, zweieinhalb Stunden, bevor Rangnick und Bayern ein Thema in der Mittag-ZiB des ORF waren, eine Aussendung von Österreichs Fußballbund. In der Sportchef Peter Schöttel versicherte, dass keine Anfragen bezüglich Rangnick vorliegen, der volle Fokus auf die Europameisterschaft gerichtet ist!“ Geschäftsführer Bernhard Neuhold stellte aber fest, man sei darauf vorbereitet, in Gespräche einzutreten, falls dies gewünscht und erforderlich werden sollte. Aber bisher wollten dies weder die Bayern-Cheftage noch Rangnick. Keinen Zweifel gibt es daran, dass er auch bei der Europameisterschaft Teamchef sein wird, selbst wenn danach seine Ära beendet sein sollte, weil er zu Bayern geht: „Er hat in den zwei Jahren so viel Identifikation zu der Mannschaft entwickelt, dass er sich nie gleichzeitig mit Planungen für Bayern beschäftigen würde“, behauptete Neuhold. Da Rangnicks Teamchefvertrag bis zum Ende der Qualifikation für die WM 2026 läuft und sich automatisch bis zur Endrunde verlängert, falls erstmals seit 28 Jahren das WM-Ticket geschafft wird,  kann der ÖFB  von Bayern sicher eine Millionenablöse für Rangnick kassieren. Geld, das der ÖFB für den Bau des neuen Zentrums in Aspern gut gebrauchen kann.

In den deutschen Medien wird natürlich auch der alte Konflikt zwischen Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Rangnick rauf- und runtergespielt. 16 Jahre lang ist es her, dass Hoeneß den damaligen Hoffenheim-Trainer Rangnick als Besserwisser bezeichnete, später, als er bei RB Leipzig war, als „Bayern-Feind“. Alles vergessen? Muss es wohl sein. Denn ansonst hätte der Machtmensch Rangnick keine Chance bei Bayern. Auch der von ihm forcierte Spielstil passt eigentlich nicht zum jahrelang praktizierten Ballbesitzfußball von Bayern. Aber vielleicht braucht Bayern jetzt einen Erneuerer wie Rangnick: „Bayern wird einzigartig geführt. In erster Linie vom Uli und da muss auch ein Trainer reinpassen“, sagte Montagabend beim „Sport und Talk aus dem Hangar 7“ bei ServusTV einer, der es wissen muss: Jürgen Klinsmann, der Spieler und Trainer bei Bayern war. Trainer in 43 Spielen zwischen Juli 2008 und April 2009. In der Saison wurde Wolfsburg unter Felix Magath Meister, schied Bayern im Viertelfinale der Champions League durch ein 0:4 beim FC Barcelona aus.  „Bayern wird einen Trainer finden, der ein absolutes Kaliber und Persönlichkeit hat“, prophezeite Klinsmann, „sie werden als reichster Verein der Welt immer wieder Wege finden und es wird nach wie vor Uli Hoeneß sein, auch wenn er offiziell nicht mehr den Verein ganz vorne führt. Aber im Hintergrund zieht er die Fäden mit den Leuten, die vor Ort sind“. Klinsmann interessiert sich nicht mehr für den Trainerjob bei Bayern: „Es ist genug!“

Foto: Bernd Fell/M.i.S./imago.

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