Nächste Woche gastiert EM-Teilnehmer Türkei gegen Österreich im Wiener Happel-Stadion. Seit Sonntag liefern in der Türkei aber vorerst nur Fan-Ausschreitungen große Schlagzeilen. Passiert nach dem Spiel zwischen Trabzonspor und Fenerbahce Istanbul. Fenerbahce erzielte in der 87. Minute durch den Belgier Michy Batshuayi, der im Frühjahr 2018 unter Peter Stöger bei Borussia Dortmund gespielt hatte, den Siegestreffer um 3:2, blieb damit im Titelrennen gegen Meister Galatasaray. Die Fenerbahce-Spieler feierten dies nach Schlusspfiff am Mittelkreis, worauf einige Trabzonspor-Fans rot sahen, auf das Feld stürmten und Jagd auf die Sieger machten. Zu denen gehörte auch ein Ex-Rapidler: Mert Müldür, erst nach 95 Minuten, also kurz nach dem Skandal eingewechselt, wurde sogar mit der Eckfahne gejagt. Begegnungen zwischen Trabzonspor und Fenerbahce gelten seit Jahren als Hochsicherheitsspiele.
Der in Wien geborene Müldür wechselte von Rapid 2019 für 4,96 Millionen Euro Ablöse nach Italien zu Sassuolo, nach vier Jahren um 2,8 Millionen nach Istanbul zu Fenerbahce. 20 Länderspiele absolvierte der weiterhin von Max Hagmayt beratene Rechtsverteidiger für die Türkei, zwei bei der Europameisterschaft 2021, das letzte im September 2023. Er gehört zum Kader für die Spiele in Ungarn am kommenden Samstag und drei Tage später in Wien. Sonntag erlebte er in Trabzonspor etwas, was man wirklich keinem wünscht. Hunderte Fans stürmten den Rasen, Batshuayi trat einen in Kung-Fu-Art. Müldür wurde von einem Chaoten mit einer Eckbahn über den Platz gejagt, konnte ihm gerade noch entkommen. Die Fenerbahce-Spieler und Schiedsrichter Halil Meier, der knapp vor Weihnachten nach dem Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor vom inzwischen lebenslang gesperrten Ankaragücü-Präsidenten mit einem Fautschlag niedergestreckt worden war, konnten vom Sicherheitspersonal in die Kabinen gebracht werden. Laut dem türkischen Innenministerium gab es zwölf Festnahmen. Darunter auch der Müldür-Jäger mit der Eckfahne.
Bei Trabzonspor spielt auch ein Ex-Rapidler, nämlich der Grieche Taxiarchis Fountas, der knapp vor Müldür eingewechselt wurde. Müldürs Freundin Koprena, eine Österreicherin mit serbischen Wurzeln, beschrieb Montag auf Instagram ihren Schock-Moment: „Mein Herz ist für eine Minute stehen geblieben. Mir fehlen die Worte.“ Nicht nur ihr.
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