Fußball

Ex-Ried-Trainer Muslic und Schalke: Ein wenig Klopp in Königsblau?

Bis Mittwochabend war der Name von Miron Muslic, des 42 jährigen ehemaligen Kurzzeittrainers von Ried, in deutschen Fußballkrisen kein Begriff. Das änderte sich rasch. Als der Transferexperte Fabrizio Romano mit der Meldung aufhorchen ließ, Muslic werde Trainer beim taumelnden Traditionsklub Schalke 04. Was rasch folgte, war ein Shitstorm von Schalke-Fans über den in Bosnien geborenen, während der Jugoslawien-Kriegs mit seinen Eltern nach Österreich geflüchteten Muslic. Einen Tag später schrieb das Fachblatt „Kicker“: „Ein wenig Klopp in Königsbau: Muslic soll Schalke elektrisieren!“ Muslic hatte in einem Podcast von Sky Austria erklärt, Jürgen Klopp sei sein großes Vorbild, die Art, wie er Fußball spielen ließ, fasziniere ihn. Deshalb der Titel im „Kicker“.

Wie geht das alles? Muslic begann 2018 seine Trainerkarriere im Nachwuchs von Ried. War bis Herbst 2020 Trainer in Wien beim Floridsdorfer AC, dann von Jänner bis März 2021 zehn Spiele bei Ried in der Bundesliga. Sieben Monate später begann er in Belgien bei Cercle Brügge. Zunächst als Co-Trainer. Auch als Österreichs früherer Damen-Teamchef Dominik Thalhammer nach seiner LASK-Zeit dort Trainer war. Als Cercle in Abstiegsgefahr geriet, folgte Muslic 2022 auf Thalhammer als Chef, schaffte die Rettung, führte Cercle nächste Saison sogar sensationell auf Rang vier und in die Conference League. Die Doppelbelastung war zu viel, Cercle rutschte wieder ans Tabellenende, im Dezember 2024 war für Muslic nach 101 Spielen Schluss. Auf ihn folgte der aktuelle GAK-Trainer Ferdinand Feldhofer, aber nur für vier Monate.

Muslic übersiedelte nach England, was auch nicht wirklich zu erwarten war. Er übernahm das Rettungskommando beim Letzten der zweiten Liga, genannt Championship, wurde bei Plymouth Nachfolger der englischen Spielerlegende Wayne Rooney. Sorgte für riesige Schlagzeilen, als im FA-Cup Liverpool mit 1:0 eliminiert wurde. Gegen Manchester City schied Plymouth mit Anstand aus, verlor 1:3. In der Meisterschaft reichten sieben Siege und fünf Unentschieden bei neun Niederlagen nicht zur Rettung. Plymouth wurde Vorletzter. Muslic hatte einen Vertrag bis 2027, überraschte und verärgerte den Klub mit der Mitteilung, zu Schalke wechseln zu wollen. Er soll 700.000 Euro Ablöse kosten!

Obwohl es beim Traditionsklub aus Gelsenkirchen mit den königsblauen Klubfarben nicht erst seit dem Abstieg in die zweite Liga vor zwei Jahren chaotisch zugeht: Es kracht überall. Letzte Saison war die schlechteste in der 121 jährigen Klubgeschichte: Platz 14, nur drei Punkte vor dem Relegationsplatz, mitunter sogar in Abstiegsgefahr. Ein Debakel. Aussicht auf Besserung gibt es kaum: Riesiger Streit im Aufsichtsrat, dazu unter den Sport-Bossen, eine schwache Mannschaft. Aber trotzdem sind die Heimspiele mit 60.000 Zuschauern fast immer ausverkauft. Das Pulverfass muss offenbar Muslic reizen. Aufräumen soll der neue Sport-Vorstand Frank Baumann. Er hat eine erfolgreiche Werder Bremen-Vergangenheit, die als Spieler begann und als Sport-Vorstand endete, unterschrieb bei Schalke 2023 bis 2030. Muss aber jede Entscheidung mit einem Finanzvolumen über 500.000 Euro durch den Aufsichtsrat absegnen lassen. Schalke drücken mehr als 100 Millionen Schulden.

Baumann ist auch für die Bestellung von Muslic zuständig. Wie er auf ihn kam? Da müssen die Berater von Muslic ganze Arbeit geleistet haben. Er vertraut als einziger Trainer der slowenischen Agentur Pro transfer. Prominentester Spieler ist Leipzig-Torjäger Benjamin Sesko. Als Executive Direktor bei Pro transfer fungiert der ehemalige WSG Tirol-Legionär Zlatko Dedic. Mit ihm arbeitet der Tiroler Florian Mader, der 2013 zur Meistermannschaft der Austria gehörte, 2021/22 Nachwuchsleiter bei den Wiener Violetten war. Der Slowene Nik Prelec, letzte Saison Leihspieler bei Austria, wird von Pro transfer „betreut“.

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