Fußball

Für „Fußball-Lehrbuben“ ist Rapid der falsche Verein

Der Präsidenten-Wahlkampf bei Rapid ging Sonntag, einen Tag vor der entscheidenden Generalversammlung, weiter. Vor dem Match gegen Sturm stand am Parkplatz beim Allianz-Stadion  das Team Grün Weiss von Roland Schmid Rede und Antwort, wollte damit speziell die „Ultras“ ansprechen und ihre Vorbehalte abbauen. Wie sowohl Martin Bruckner und seine „Liste Leitbild“ als auch  Schmid in den letzten Wochen um die Stimmend des Fansektors buhlten, war so ziemlich das bedenklichste bei dem angeblichen Wettkampf der Ideen. Da gab es nämlich keine neue, wie man den Auswüchsen begegnen könnte. Und daher hatte die Behauptung des langjährigen Rapid-Managers, des Sohns der gleichnamigen grün-weißen Legende, Franz „Bimbo“ Binder durchaus eine Berechtigung: „Es kann und darf nicht sein, dass sich Fans einen Verein halten, ohne selbst Vrsntwortung zu übernehmen!“

Roland Schmid wird Montag offenbar auch Fans zur Generalversammlung „karren“, dabei für Speis und Trank sorgen. Eine derartige Aktion gab´s in der 120 jährigen Kubgeschichte noch nie,. Schmid gestand letzten Freitag, er hätte diesen Flyer (Bild oben) anders gestaltet.  Dieses „Geständnis“ zeigte ein Problem von ihm und seiner Liste auf: Er wechselt zu oft die Meinung. Als er vor Monaten den Wahlkampf eröffnete, deponierte er in den Redaktionen sei „Nein“ zu Zoran Barisic als Sport-Geschäftsführer. Derzeit sieht er in „Zoki“ das Gesicht von Rapid. Ehrlich gesagt, ganz glaubwürdig wirkt das nicht. Ebenso wertete Schmid seine Behauptung, er sehe in den 13 Monaten unter Kühbauer keine Entwicklung, über die man diskutieren kann, nicht als ein in Frage stellen des Trainers. Das passt nicht zusammen. Ebenso die Versicherung, dass die sieben Legenden, die für ihn stimmen, künftig nichts mit sportlichen Entscheidungen zu tun haben. Es wird doch keiner glauben, dass sie sich darauf beschränken werden, den Fans im VIP-Club für Selfies zur Verfügung zu stehen, wie das  Schmid im Interview mit dem Kabarettisten Florian Scheuba für das Rapid-TV ankündigte. Die wollen schon mitbestimmen, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen. Ob dies alles ehrenamtlich passieren würde, bleibt unbeantwortet im Raum stehen.

Wer seit Jahrzehnten die Rapid.Entwicklung verfolgte, den kommt dabei das unrühmliche Kapitel mit Lothar Matthäus in Erinnerung. Den deutschen Rekordteamspieler  brachte der damalige Sponsor Bank Austria mit seinem Boss Gerhard Randa im September 2001 als Trainer nach Hütteldorf, er verpflichtete ihn, ohne das damalige Präsidium darum zu fragen. Das erfuhr in der Sitzung, in der die Suche nach dem Nachfolger von Ernst Dokupil auf der Tagesordnung  stand, dass der bereits veerpflichtet wurde. Rudi Edlinger musste beim Amtsantritt seines zwölfjährigen Präsidentschaft am 1.Oktober 2001 Matthäus zur Kenntnis nehmen.  Die Saison entwickelte sich unter dem „Trainerlehrbuben“ Matthäus desaströs, Rapid landete unter zehn Klubs auf Rang acht, 32 Punkte hinter Meister FC Tirol. Edlinger zog, was so gar nicht seine Art war, bereits nach sieben Monaten die Reißleine, holte aus Katar Josef Hickersberger nach Hütteldorf, der in drei Saisonen Rapid zum Meistertitel und in die Champions League führte.

Matthäus kam als „Lehrbub“ immerhin aus der  Fußbalbranche. Max Kindler und Conny Wilczynski, die für das Team Grün Weiss  ein neues sportliches Konzept entwickeln wollen, hingegen nicht. Sie wollen das gemeinsam mit Barisic tun, wie sie bei ihren Wortmeldungen erklärten. Aber da klang auch durch: Er muss ihren Plänen folgen. Ob das funktionieren wird? Der Tech-Unternehmer und Absolvent der Liverpool Football Academy und die Handball-Legende mögen bitte nicht böse sein, aber im Fußballbetrieb sind sie „Lehrbuben“. Für die ein Verein wie Rapid der falsche ist, um erste Erfahrungen zu sammeln. Ob die Liverpool-Erkenntnise so ohne weiters auf Hütteldorf umzulegen sind, ist nicht gesagt. Und Wilczynski kann nichts dagegen einwenden, wenn einer sagt, dass genau dies bei Westwien passierte, seit er im Management das Sagen hat, was er Rapid vorwirft: Es wurde kein Titel gewonnen, Zwar nicht elf Jahre lang, aber doch.

Schmid sprich die grüne Linie an, die zu de Grundsätzen von Kindler und Wilczynski gehören. Das ist ein durchgängiges Konzept, das sich durch den ganzen Verein zieht: „Auch uns werden Fehler passieren, aber wir schaffen die Rahmenbedingungen für mittel-und langfristigen Erfolg“, behauptet Schmid. Was er und sein Team übersehen: Rapid braucht auch einen kurzfristigen Aufschwung. Den kann keiner versprechen. Den kündigte auch nicht Bruckner an. Ein Name kam im Wahlkampf ie vor: Der des langjährigen General Managers Werner Kuhn. Der sorgte in den letzten Jahren aus dem Hintergrund maßgeblich für die Finanzierung des Stadionbaus, für die lukrativsten Sponsorenverträge. Bei der Präsentation ließen sich dann andere feiern. Wie man hört, arbeitet Kuhn emsig daran, Finanziers für die Nachwuchsakademie zu finden. Aber für welche Liste?

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