Fußball

Gewisse Dinge geraderücken: Hintereggers Innensicht gibt zu denken

Eine der schwersten, wenn nicht sogar die schwerste Aufgabe der 26 österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga zum Auftakt hat Martin Hinteregger. Auf der zentralen Position der Dreierabwehr von Eintracht Frankfurt in Dortmund beim Duell der Ex-Salzburger gegen Borussia Torjäger Erling Haaland. Auf den er sich wie auf alle seine Gegenspieler speziell einstellt. Er lässt sich von Frankfurts Videoanalysten die besten und typischen Szenen des Norwegers zusammenschneiden, studiert die am Abend  vor dem Spiel und nochmals am Matchtag vor der Fahrt ins Stadion. Das ist unter anderem in dem am Mittwoch erschienen Buch des Kärntners mit dem Titel „Innensicht“ nachzulesen. Indem er, wie in der Einleitung steht, gewisse Dinge geraderücken möchte. Er will aufzeigen, dass Fußballer nicht perfekt sind. Sein Appell: Lasst sie Fehler machen und daraus lernen“. Er scheint es getan zu haben: „Ich bin kein Superstar, der ein überhöhtes Spektakel um sich braucht. Ich bin nicht der stromlinienförmige Musterprofi und auch nicht dieser Hinterwäldler, den manche  in mir erkennen wollen.“

Der Vorsatz, die Leser mit Geschichten aus seinem Leben gut zu unterhalten, ist jedenfalls gelungen. Es fällt schwer, mit dem Lesen aufzuhören, wenn man einmal begonnen hat. In einem durchlesen heißt die Parole. Am Ende bestätigt das den Eindruc von einem, der mit dem 28 jährigen über Jahre zu tun hatte: Ein sympathischer Kerl, der geerdet blieb. Er verschweigt auf den 224 Seiten keine seiner Eskapaden. Von der Nacht im Aufzug, wie er Ablenkung mit Casino-Besuchen suchte, weshalb er den Wohnsitz von Salzburg nach Flachau verlegte. Von der Zeit bei Mönchengladbach, als der Alkohol zu sehr zum Trostspender wurde. Von Partynächten in Obergurgl. Vom tiefen schwarzen Loch, in das ihn der Druck der Öffentlichkeit rund um den Wechsel von Augsburg nach Frankfurt und die Geburtstagsfeier-Geschichte beim Nationalteam im Herbst 2019 fallen ließ. Er hatte Depressionen, konnte nicht mehr schlafen, war völlig fertig, ehe er sich an Frankfurts Arzt Florian Pfab wandte. Der schickte ihn nach München zur Psychologin Nicole Szesny. Das half.

Aktuell arbeitet Hinteregger mit einem eigenen Betreuerteam zusammen. Am längsten mit Tim Lobinger, dem ehemaligen Welt-und Europameister im Hochsprung. Weiters mit der Ernährunsgberaterin Annemarie Stein, der Psychologin Veronika Mayerhofer und dem Sporttherapeuten Josef Percht-Iurlov.  Er verrät auch die vier seiner bisherigen elf Trainer, die ihn formten: In Salzburg Huub Stevens, der ihn über Nacht in die Bundesligamannschaft holte, dann Roger Schmidt, weiters Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller und zuletzt Adi Hütter. Dessen Nachfolger in Frankfurt, Oliver Glasner, kennt er aus Salzburg-Zeiten. In seinem Heimatort Sirnitz ist ein Hinteregger-Museum in Planung. Mit allen Dressen, die er von Gegenspielern bekam, unter anderem von Italiens Europameister-Kapitän Giorgio Chiellini, und allen Fußballschuhen, die er trug. Am Schluss meint Hinteegger: „Mein Buch wird kein Leitfaden für junge, aufstrebenede Fußballer sein. Dumme lernen aus den eigenen Fehlern, Schlaue aus denen der anderen. Möge der eine oder andere aus meinen Fehlern lernen.“

Hinteregger ist Fixtstarter. So wie Samstag auch Christopher Trimmel als Kapitän von Union Berlin gegen Bayer Leverkusen. Ob dort Teamkapitän Julian Baumgartlinger zur Startelf  zählt, bleibt ein Fragezeichen. Xaver Schlager trifft mit Wolfsburg auf Bochum, Sasa Kalajdzic fehlt Stuttgarter gegen Aufsteiger Fürth. Der Corona-Test zum Ende seiner Quarantäne am Mittwoch war wieder positiv. Bei Arminia Bielefeld gehören gegen Philipp Lienhart und Freiburg zwei von den vier Österreichern zu den ersten elf (Manuel Prietl, Alessandro Schöpf). Christoph Baumgartner zählt bei Hoffenheim schon zu den größten Hoffnungsträgern, kam neu in den Mannschafsrat. Um Florian Grillitsch gibt es neue Italien-Gerüchte, diesmal um Milan. Stefan Posch könnte beim Start in Augsburg auf der Bank beginnen. Das Schicksal droht bei der Heimelf Michael Gregoritsch.  Sonntag fehlt bei Mainz gegen  RB Leipzig sicher Karim Onisiwo. Er hatte letzten Sonntag einen positiven Corona-Test. Weitere zwei Süieler und ein Betreuer kamen dazu. Insgesamt 14 mussten in Quarantäne. Nicht Kevin Stöger und David Nemeth, der möglicherweise  wieder verliehen wird. Nochmals an Sturm Graz? Bei Leipzig ist Kapitän Marcel Sabitzer nach seiner Oberschenkelverletzung retour, Konrad Laimer wird erneut eingewechselt werden. Von Kölns Österreicher-Trio beginnt gegen Hertha BSC Berlin Florian Kainz. Louis Schaub und Dejan Ljubicic sind Ersatz.

Foto: KATi Medien.

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