Donnerstag Start zum Semifinale in der Europa und Conference League mit vier Österreichern: Eintracht Frankfurt mit Trainer Oliver Glasner und Martin Hinteregger im mit 60.000 Zuschauer ausverkauften London Stadium bei West Ham United, dem Siebenten der Premier League, RB Leipzig mit Konrad Laimer daheim gegen die Glasgow Rangers, den Zweiten der schottischen Liga, den Bezwinger von Borussia Dortmund, Roter Stern Belgrad und Sporting Braga aus Portugal mit seinem holländischen Trainer Giovanni van Bronckhorst. Ex-LASK-Kapitän Gernot Trauner empfängt mit Feyenoord Rotterdam im de Kuip Olympique Marseille, den Zweiten in Frankreichs League 1 hinter Meister Paris St. Germain, mit Ex-Salzburg-Legionär Duje Caleta-Car im Abwehrzentrum und großem Offensivpotenzial. Durch den inzwischen 35 jährigen Franzosen Dimitri Payet, den Polen Arkadius Milik und den Türken Cengiz Ünder. Da kommt auf Innenverteidiger Trauner sicher einige Arbeit zu.
ORF 1 kann das attraktivere und emotionalere Semifinale der Europa League mit Barcelona-Bezwinger Frankfurt zeigen. Obwohl ServusTV das Erstauswahlrecht hat. Das machte eine Chefentscheidung bei ServusTV, sprich von Didi Mateschitz, möglich. Vielleicht, weil Servus TV beide Viertelfinalpartien Frankfurts gegen Barcelona übertrug, kommt diesmal RB Leipzig zum Zug. Und damit Laimer. Schon in der Vorberichterstattung bei einem Besuch der rasenden Reporterin aus dem Skilager, Michaela Kirchgasser. Wie es eine Woche später bei den Rückspielen aussehen wird, bleibt offen. Man kann erwarten, dass ServusTV sich das Spiel mit der spannenderen Ausgangsposition sichern wird. Sky Austria bietet beide Spiele in der Konferenzschaltung oder einzeln an.
Glasner (Bild oben) wird wie beim Sensationssieg im Nou Camp auch in London sein Glücksamulett tragen, das ihm ein Schmuckdesigner und Eintracht-Fan zuvor geschenkt hatte. Ein Halsketten-Anhänger mit dem Eintracht-Adler und der Aufschrift „Eintracht Frankfurt International 2021/22“ samt stilisiertem Europa League-Pokal. Alle Verkaufsgerüchte um Landsmann und Abwehrchef Martin Hinteregger hat der Trainer dementiert. Fanliebling „Hinti“ wird kommende Saison bei EIntracht spielen. Alle gewohnten Rituale, die sich bisher bewährten, gab es auch vor dem Duell gegen West Ham: Kein Abschlusstraining im gegnerischen Stadion, sondern vor dem Abflug in Frankfurt. Bereits mit den Europa League-Bällen, die bei Schüssen viel Geschwindigkeit aufnehmen können. Danach gab es bisher vier Siege und ein Unentschieden. Eintracht hat mit London noch eine Rechnung offen. Vom Halbfinaldrama vor drei Jahren unter Glasners Vorgänger und Landsmann Adi Hütter gegen Chelsea an der Stamford Bridge, bei dem im Elfmeterschießen mit 4:5 das Endspiel verpasst wurde. Neun Spieler von 2019 sind noch dabei, darunter die damaligen Elfmeter-Fehlschützen Hinteregger und Goncalo Paciencia.
West Ham bezwang in den Gruppenspielen Rapid zweimal 2:0, träumt vom ersten europäischen Finale seit 46 Jahren, gewann in der Premier League nur vier der letzten 13 Spiele. Superstar Declan Rice wird von den Manchester-Klubs und Chelsea umworben, Ukraine-Routinier Andriy Jarmolenko steht zwischen Krieg, Frankfurt und WM-Hoffnung mit dem Nationalteam, für das er schon 106 Spiele bestritt. Der 32 jährige spendete Millionen an gemeinnützige Organisatoren, kaufte privat militärische Ausrüstung für die ukrainischen Streitkräfte. Gut für die Eintracht: West Hams bester Verteidiger Kurt Zouma fällt verletzt aus. Der Franzose geriet zuletzt mit einem Katzenquäl-Video in die negativen Schlagzeilen.
Ein heikles Thema sind die Fans. Sie gerieten bereits im März aneinander, als sie in Sevilla waren. Die von West Ham zum Achtelfinale gegen FC Sevilla, die von Frankfurt zu ihrem gegen Betis. Die 30.000 Eintracht-Fans im Nou Camp von Barcelona alarmierten natürlich West Ham. Etwas Ähnliches soll verhindert werden. Nur 3000 Karten für den Gästeblock gingen nach Frankfurt. Mit der Ankündigung, dass jeder Eintracht-Fan, der nicht im Gästesektor ist, aus dem Stadion geschmissen wird. Dennoch dürften um die 10.000 Eintracht-Fans in London sein. Präsident Peter Fischer lederte bereits letzten Samstag im ZDF-Sportstudio gegen West Ham: „Das sind die Engländer, die sich einbilden, das Fair Play erfunden zu haben. Das ist ein großer Dreck, ich schäme mich dafür!“
Leipzig erwartet eine schottische Invasion. Offiziell gingen nur 2400 Tickets nach Glasgow, es sollen trotzdem 7000 Fans auf der Reise sein. Die teilweise mithilfe der Anhänger des Hamburger SV an Karten kamen. Beide Klubs haben eine 35-jährige Fanfreundschaft. Mit Abwehrchef Willi Orban, dem Franzosen Mohamed Simakan und dem Ex-Salzburger-Kevin Kampl sind drei Stammspieler der Bullen gesperrt. „Wir werden das kompensieren“, glaubte Laimer, „unser Ziel heißt Sevilla!“ Das Finale am 18. Mai. Für Leipzig wäre es das erste europäische. Ganz Deutschland wünscht sich ein deutsches Endspiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Es wäre das erste überhaupt mit einem Österreicher-Duell.
Foto: UEFA.