Der Prophet gilt mitunter in eigenen Lande nichts. Das gilt auch für den Fußball. Österreichische Trainer sind in der Heimat nicht unbedingt gefragt. Man frage einmal bei Andreas Herzog nach, aktuell auch bei Didi Kühbauer oder Zoran Barisic. In Deutschland liefern Österreicher auf der Betreuerbank Schlagzeilen. Nicht nur Peter Stöger mit dem 1.FC Köln, sondern auch sein Freund aus gemeinsamen Zeiten, Ralph Hasenhüttl mit Aufsteiger RB Leipzig. Der hat zwar dank Didi Mateschitz mehr Mittel als Stöger zur Verfügung. Köln könnte sich keinen Spieler um 15 Millionen Euro Ablöse leisten wie Leipzig den 19jährige Schotten Burke. Aber trotzdem muss man erst schaffen, seine Mannschaft zum besten Aufsteiger aller Zeiten zu formen. Sieben Spiele mit einem Aufsteiger ohne Niederlage schaffte vor Hasenhüttl keiner. Auch nicht er letzte Saison mit Ingolstadt. Aber in seiner Ära war Ingolstadt nie schlechter als auf Platz zwölf, nie in wirklicher Abstiegsgefahr – in Saison eins nach dem Steirer läuten bereits die Alarmglocken. Nach sieben Runden nur ein Punkt und Letzter.
Die Schlagzeilen in den deutschen Medien von den zwei Ösis als Bayern-Jäger sind unübersehbar. Hasenhüttls Aufsteiger liefen beim 1:0 in Wolfsburg um 4,5 Kilometer mehr als die Stars des VW-Werksklubs, der vom Umfeld her sicher die gleichen Möglichkeiten hätte wie Leipzig. Der einzige, der sich nicht wirklich über den vierten Sieg freuen konnte, war Marcel Sabitzer wegen der bereits nach einer Viertelstunde erlittenen Knöchelverletzung. Hasenhüttl befürchtet eine mehrwöchige Pause. Fehlt der Torschütze von Belgrad vielleicht gegen Irland?
Nur ein zweites Tor in Wolfsberg fehlte und Hasenhüttl hätte Freund Peter Stöger als Spitzenzweiter abgelöst. Leipzigs Himmelstürmer sind eine junge Mannschaft (Durchschnittsalter 23,4 Jahre ) mit acht aus der letztjährigen Zweitligatruppe. Darunter auch Stefan Ilsanker. Aber die war schon hochkarätig besetzt: „Wir machen es durch unsere aggressive Spielweise jedem schwer, zu Chancen zu kommen. Wir bearbeiten jeden Gegner intensiv, jagen ihn geradezu.“ So wie es Hasenhüttl auch mit Ingolstadt praktiziert hatte. Er traut Leipzig noch eine oder andere Überraschung zu. Ob es zur Sensationsmannschaft der Saison reicht,weiß er noch nicht: „Es ist leichter, mit jüngeren Spielern etwas aufzubauen. Weil Ältere länger brauchen, sich zu regenerieren.“ Hasenhüttl ist schon gespannt, wo die Limits von Leipzig liegen. Nächsten Sonntag könnte daheim gegen Werder Bremen der Aufsteigerrekord noch verbessert werden.
Hasenhüttl konstatiert als begeisterter Skifahrer, dass jetzt nicht nur rot-weiß-rote Skitrainer im Ausland gefragt sind, sondern auch welche im Fußball. Und er weiß auch, was sowohl Stöger als auch ihn verbindet und vielleicht auszeichnet. Sie wissen beide, dass sie keine Wunderwuzzis sind: „Wir müssen hart an uns arbeiten. Uns ist nichts geschenkt worden, wir mussten uns hochdienen. Wir nehmen uns beide nicht zu wichtig.“ Kann man das auch von allen Trainerlegionären in Österreichs Fußball sagen? Von einigen schon, von allen nicht.