Fußball

Herzogs Spion sah in Skopje wenig, was Österreich beunruhigen müsste: Wer ersetzt Alaba?

Riesenjubel in Israels Öffentlichkeit  über das souveräne 3:0 in Riga gegen Lettland, dem zweiten Sieg im dritten Qualifikationsspiel unter Andi Herzog, dem Teamchef aus Österreich. Riesenerleichterung in Österreich über das 1:0 gegen Slowenien. Speziell in der Chefetage des ÖFB. Aber die Devise Ende gut, alles gut, wird und kann auf Dauer auch keine erfolgversprechende sein, Nicht vergessen: Seit drei Jahren hat das Team alle gesteckten Ziele verpasst. Drei an der Zahl. Die Gefahr, das dies bei der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 ebenfalls passiert, besteht weiterhin. Sportdirektor Peter Schöttel sprach auch zurecht von Luft nach oben. Damit die Ausgangspostion für ein Duell gegen Israel im Oktober um Platz zwei stimmt, muss Montag ein Sieg in Skopje gegen Nordmazedonien her. Und der ohne David Alaba. Die Befürchtungen, die er selbst Freitag nach dem Match hatte, bewahrheiteten sich:  Muskelfaserverletzung im linken Oberschenkel, erlitten in den letzten fünf Minuten, keine Chance, Montag zu spielen. Alaba (Bild oben) verließ bereits Samstag das Team.

Daher stellen sich zwei Fragen: Wer ersetzt Alaba links im Mittelfeld und wer folgt auf ihn als Kapitän? Als Alaba Freitag vom Feld ging, übergab er die gelbe Kapitänsschleife an Stefan Ilsanker, der zufällig in seiner Nähe war. Kaum hatte die der Noch-Leipzig-Legionär angelegt, reklamierte sie Arnautovic gestenreich für sich und bekam sie. Wird er auch Montag in Skopje Kapitän sein? Da werden sofort Erinnerung an das 0:1 gegen Bosnien in Zenica vom September 2018 wach. Nicht wegen der Niederlage, sondern wegen des „Nachspiels“ mit Bosniens Kapitän Edin Dzeko in Sarajevo, mit dem er befreundet ist. Von dem auch Bilder im Netz auftauchten. Teamchef Franco Foda war darüber damals nicht erfreut. Eigentlich hätte seit damit das Kapitel vom Teamkapitän Arnautovic erledigt sein müssen. Ist es aber nicht.

Die Frage, wer statt Alaba in den Startelf stehen wird, ist weniger brisant. Florian Kainz ersetzte ihn gegen Slowenien für die letzten Minuten. Das wäre seine Stammposition. Zuletzt spielte er im Herbst 2018 beim Wiener 0:0 gegen Bosnien von Beginn an. Noch als Werder Bremen-Legionär, aber im zentralen Mittelfeld. Ein Versuch, der nicht ganz glückte. Bei Köln zählte Kainz im Frühjahr beim Aufstieg zum Stammpersonal _ auf der linken Außenbahn. Eine andere Möglichkeit: Arnautovic auf die Alaba-Position, Guido Burgstaller der Siegestorschütze gegen die Slowenen, als einzige Spitze. Noch zwei Linksfüsse stehen im Kader: Michael Gregoritsch und der von Foda seit der gemeinsamen Zeit sehr geschätzte Peter Zulj. Foda wird seine Wahl erst Montag Abend verraten.

Was erwartet Österreich in Skopje? Nichts beunruhigendes. Das behauptet jedenfalls Andi Herzogs Spion Heinz Hochhauser, der Freitag das 0:1 gegen Polen sah. Er blieb über Pfingsten in Skopje, beobachtet für Sportchef Willi Ruttensteiner und Herzog auch das Österreich-Spiel. Als „bestenfalls Durchschnitt“ bezeichnete Hochhauser das Freitag-Spiel. Von beiden Seiten, selbst von den Polen, die bisher alle drei Spiele gewannen: „Eigentlich war es eine typische 0:0-Partie. Polen ist total von Robert Lewandowski abhängig. Wenn der nicht ins Spiel kommt, was passierte, rührt sich nichts. Polen kam zu keiner Chance, das Tor fiel glücklich nach einem Eckball.“ Durch den zur Pause eingewechselten Milan-Legionär Jerzy Piatek. Die meiste Klasse attestierte Hochhauser bei Nordmazedonien dem 35jährigen Offensivgeist Goran Pandev von FC Genoa. Er spielte früher auch bei Galatsaray Istanbul, Napoli, Inter Mailand und Lazio: „Sein Problem ist, dass ihm nach einer Stunde die Luft ausgeht“, erkannte Hochhauser.

Bei Herzogs Israelis war dies in Riga nicht der Fall. „Es war der Sieg der athletisch stärkeren Mannschaft“ , analysierte Sportchef Ruttensteiner am Tag danach, „zum Glück hat sich die Vorbereitung am Chiemsee, die nicht billig war, bemerkbar gemacht.“ Auch das Comeback des verletzt gewesenen 27jährigen Mittelfeldroutiniers Nir Bitton von Schottlands Meister Celtic Glasgow trug etwas zur physischen Präsenz  bei. Der große Volksheld ist aber jetzt Eran Zahavy. Vor der Ära von Ruttensteiner und Herzog war die Karriere des 31jährigen im Team praktisch beendet. Ruttensteiner und Herzog wollten das wegen der Klasse des Routiniers nicht. Und fuhren gut damit: Er erzielte den Ausgleich beim 1:1 gegen Slowenien, gegen Österreich beim 4:2 mit einem Hattrick in 21 Minuten das 1:1, 2:1 und 3:1, schlug auch in Riga dreimal zu. „Wenn er nicht schon über 30 wäre,  könnte sich noch ein spektakulärer Transfer abzeichnen. So überzeugend spielt er derzeit“, freuten sich Ruttensteiner und Herzog. Im Winter 2016 zahlte Guangzhou an Maccabi Tel Aviv, 7,2 Millionen für Zahavy. In 45 Länderspiele kam er auf 15 Tore, Davon sieben in den letzten drei. um das EM-Ticket. Damit erzielt er vier Tore mehr als Österreichs gesamtes Team. Österreich hat keinen Knipser wie Zahavy. Bester Torschütze bisher: Arnautovic mit zwei Treffern.

Gestern Vormittag war bei Israel Regeneration in Riga angesagt, am Abend folgte der Flug nach Warschau. Zur nächsten Überraschung, die schon ein Unentschieden bedeuten würde? „Es bleibt dabei, Polen und Österreich sind die Mannschaften mit den besten Spielern“ stellten Sportdirektor und Teamchef unisono fest. Um doch zu hoffen, den Aufwärtstrend in Warschau prolongieren zu können: „Wenn uns dort etwas gelingt, müsste man doch glatt überlegen, zu Fuß von Warschau nach Wien zu gehen“, stellte Ruttensteiner fest. Ob er dabei bleiben würde, wenn dies Montag Abend tatsächlich Israel nicht verlieren sollte?

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