Die Dreierkette im Abwehrzentrum macht Österreichs Team variabler und flexibler, damit auch Siege möglich. So klingt es quer durch das Land nach dem 1:0 gegen Russland und 2:1 gegen Weltmeister Deutschland, Franco Foda begann seine Teamchefära im November mit einem Viererabwehr beim 2:1 gegen Uruguay, mit Aleksandar Dragovic und Kevin Danso im Zentrum. Erstmals bot er beim 3:0 über Slowenien die Dreierkette auf, damals mit Stefan Ilsanker, Sebastian Prödl und Martin Hinteregger. Beim 4:0 in Luxemburg kehrte er zur Viererabwehr mit Prödl und Dragovic zurück, jetzt zweimal Dreierkette mit Dragovic, Prödl und Hinteregger, die defensiv gemeinsam mit Kapitän Julian Baumgartlinger als Mittelfeldabräumer wenig zuließ.
Die Dreierkette gab´s auch schon unter Fodas Vorgänger Marcel Koller. Nur einmal und das ging gründlich daneben, weil es zuvor nur bei der Vorbereitung für die Europameisterschaft in Laax gegen eine Schweizer Amateurauswahl geprobt wurde. Auch Koller bot Dragovic, Prödl und Hinteregger auf, allerdings anderes positioniert als bei Foda: Im letzten Gruppenspiel der Euro im Stade de France in Paris, beim 1:2 gegen Island, war Dragovic der mittlere Innenverteidiger, Prödl der rechte. Bei Foda ist es umgekehrt, Dragovic als rechter mehr für die Spielöffnung zuständig. Koller stellte damals in Paris zur Pause wieder auf die gewohnte Viererabwehr um, da Island 1:0 in Führung lag. Es gelang zwar der Ausgleich, aber am Ende hieß es 1:2, musste Österreich heim fliegen.
Hinter der ersten Dreierkette stand noch Robert Almer im Tor. Der musste Montag mit 34 Jahren und nach 33 Länderspiele leider das Ende der aktiven Karriere bekanntgaben. Ein Kreuzbandriss im rechte Knie, erlitten im Herbst 2016 beim 3:3 der Austria in der Europa League beim AS Roma, bedeutete die Endstation. Weil es dazu noch einen Knorpelschaden gab. Insgesamt drei Operationen konnten Almer nicht mehr die Rückkehr ermöglichen: Das Knie schwillt bei größeren Belastungen stets an. Nichts geht mehr. Eine diskussionslose Nummer eins im Teamtor wie ihn unter Koller, die gibt es momentan noch nicht.
Der Steirer aus Bruck/Mur musste sich seinen Status hart erkämpfen. Er brauchte eigentlich sechs Jahre, um nach seinem Wechsel von Sturm zur Austria dort richtig anzukommen. 2008 war es so weit. Zuvor spielte er auch bei Unersiebenbrunn, Altach, DSV Leoben und Mattersburg. Nach drei Jahren in Violett begann 2011 die Auslandskarriere: Fortuna Düsseldorf, Energie Cottbus, Hannover 96. Mit Düsseldorf stieg er auf, verlor aber den Status als Stammkeeper. Zweitligist Cofttbus sortierte ihn sogar aus. Aber Koller hielt an Almer fest, seit er ihn zu Beginn seiner Ära, beim 1:2 in Lemberg gegen die Ukraine nach Rücksprache mit dem damaligen Tormanntrainer Otto Konrad ,auch wegen seiner Größe von 1,94 Metern die Chance gab. Almer bewährte sich, Koller fuhr gut damit, denn ohne Almers Topform wäre die Qualifikation zur Europameisterschaft nie so gut verlaufen. 2015 kehrte er zur Austria zurück, bei der Europameisterschaft war er der einzige Spieler im Kader aus Österreichs Bundesliga. Schade um Almer, Seine Persönlichkeit tat der Mannschaft gut. Und 34 ist normal kein Alter für einen Tormann. Dino Zoff war 1982 40, als er mit Italien in Madrid Weltmeister wurde. Almers Zukunft: Tormanntrainer bei Mattersburg.
Foda wird sich erst im Herbst, auf eine Nummer eins festlegen. Am zweiten von drei freien Tagen bereitete das Brasilien-Spiel vor Kehrt Heinz Lindner Sonntag ins Tor zurück? Bei der Dreierkette dürfte es blieben, aber vielleicht wieder mit Ilsanker. Dann würde er so wie beim letzten Duell gegen Brasilien 2015 im Happel-Stadion wieder auf Neymar treffen (Bild oben). Fodas Sponsor tipp3, der ÖFB-Partner in Sachen Wetten, ließ sich wieder eine mit der Quote 40 einfallen. Vor dem Sieg über Deutschland gab es die, falls Österreich wie 40 Jahre zuvor bei der WM in Cordoba 3:2 gewonnen hätte. Diesmal hängt das Team mit Tennisstar Dominik Thiem zusammen: Gewinnt er Sonntag erstmals die French Open in Paris, schlägt das Team erstmals Brasilien, gibt es das 40fache des Wetteinsatzes.
Jogi Löw sorgte zwei Tage nach dem 1:2 in Klagenfurt gegen Österreich bei der Nominierung des endgültigen WM-Kaders für eine große Überraschung: Die Eliminierung von Tormann Bernd Leno und Innenverteidiger Jonathan Tah (beide Mitspieler von Baumgartlinger bei Leverkusen) kam erwartet. Ebenso wie die von Freiburg-Stürmer Nils Petersen. Aber dass auch Manchester City-Legionär Leroy Sane zu den vier „Opfern“ zählt, kam nach seiner starken Saison in der Premier League mit 14 Toren und 19 Assists sehr überraschend. „Löw gab dem Leverkusener Julian Brandt den Vorzug: „Sane findet sich im Team noch nicht zurecht“, begründet der Teamchef seine Wahl auch mit Sanes Leistung vom letzten Samstag. Sein Gegenspieler Stefan Lainer hatte das rot-weiß-rote Siegestor vorbereitet.
Aus Österreichs Bundesliga schaffte es von Meister Red Bull Salzburg noch ein zweiter Legionär nach Südkoreas Stürmer Hee Chan Hwang zur WM nach Russland: Der Kroate Duje Caleta-Car. Der Innenverteidiger feierte Sonntag beim 0:2 gegen Österreichs nächsten Gegner Brasilien an der berühmten Anfield Road von Liverpool sein Debüt. Der 21jährige verdrängte Matej Mitrovic vom FC Brügge, steigerte damit seinen Marktwert.