Fußball

Im zweiten Anlauf 7:3 für Milletich: Jetzt beginnt der Kampf gegen Vorurteile

Samstag um 18,18 Uhr war es mit einer Aussendung des ÖFB offiziell: Gerhard Milletich, seit neun Jahren Präsident des burgenländischen Verbands, wird vom Wahlausschuss als  Nachfolger von Leo Windtner vorgeschlagen, soll am 17. Oktober in Velden gewählt worden. Knapp drei Stunden dauerte das Hearing der Kandidaten Milletich und Roland Schmid, danach die Abstimmungen. Erst im zweiten Wahlgang fiel die Entscheidung mit 7:3 für Milletich und gegen Schmid.  Für den 65 jährigen Milletich beginnt schon Montag der Kampf gegen Vorurteile, dass sich unter ihm nichts ändern wird. Seine Gegner hatte unter anderem damit argumentiert, dass es mit ihm nicht den Generationswechsel von dem Windtner bei seinem Rückzug gesprochen wurde, geben kann. Weil der erfolgreiche Unternehmer Milletich nur fünf Jahre jünger als Windtner ist.

Schon die Frage, ob die Abstimmung geheim der offen sein soll, verlief spannend. Sie endete nämlich 5:5. So hieß es auch nach dem ersten Wahlgang. Für Milletich stimmten Wien, Niederösterreich, Burgenland, Kärnten und Vorarlberg, für Schmid die Steiermark, der Verband des Wahlausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Bartosch, Oberösterreich, die Westachse Salzburg-Tirol und die Bundesliga. Bei den Landesverbänden hatte Milletich eine 5:4-Mehrheit. Wie es im zweiten zum 7:3 für Milletich kam? Weil die Bundesliga und die Steiermark ihm die Stimme gaben. Bartosch wollte ebenso nicht das Zünglein an der Waage spielen wie die durch ihren Präsidenten Philipp Thonhauser vertretene Liga.

Milletich tritt das Amt unter schwierigen Bedingungen an. Da gilt es zunächst einmal die Frage des von Windtner in Wien-Aspern geplanten ÖFB-Zentrums zu klären. Bisher zeigte Milletich als Realist gegen das Projekt Bedenken, weil die20 Millionen Euro Kosten den ÖFB in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnten. Zudem gibt es seit  einer Woche wegen des unbefriedigenden Verlaufs der WM-Qualifikation Diskussionen um Teamchef Franco Foda. Zu Beginn von Windtners Ära stand 2009 übrigens der Rückzug  des damaligen Teamchefs Karel Brückner. Eine ähnliche Aktion von Foda kann man ausschließen.

Milletich versprach unmittelbar nach seiner Kür, sich nach der Hauptversammlung  mit voller Kraft für den ÖFB, seine Vereine und alle im österreichischen Fußball Engagierten einsetzen wird. Das ist das üblich offizielle Statement.  Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur kündigte er zudem an, er wolle in aller Ruhe alles evaluieren und sich Informationen besorgen. Wäre ihm anzuraten, dies über alle Bereiche im ÖFB zu tun. Im Prinzip halt Milletich den Verband für sehr gut geführt. Ein Satz, der für Kontinutitöä steht, mit dem er nur die Vorurteile bestärkte. Aber Milletich gilt als einer, der auf Zurufe von außen nicht reagiert, sich nicht von seiner Linie abbringen lässt.

Verlierer Roland Schmid? Zum zweiten Mal scheiterte sein Griff nach einem prestigeträchtigen Präsidentenamt. Im Herbst 2019 bei Rapid, zwei Jahre später beim ÖFB. Obwohl hinter den Kulissen eifrig Lobbying für ihn betrieben wurde. Schmid mag sich trösten. Wenn es mit seiner Hilfe gelingt, die Vienna wieder in die Bundesliga zu führen, leistet er auch einen wertvollen Beitrag in Österreichs Fußballszene. Überdies blieb dem Jungehemann ein Verlust an Lebensqualität erspart, den der arbeits-aufwendige Job des ÖFB-Präsidenten bedeutet hätte.

 

 

Foto: BFV.

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