Fußball

Rücktritt von Milletich verdient Respekt! Aber die Aufregungen sind nicht vorbei

Drei Tage vor der nächsten Sitzung des ÖFB-Präsidiums in Graz zog ÖFB-Präsident Gerhard Milletich etwas unerwartet und auch überraschend die Konsequenzen aus den Vorwürfen gegen ihn mit der sogenannten Inseratenaffaire: Er trat zurück. Kurz nach 17 Uhr mittels einer offiziellen Aussendung des ÖFB. Die mediale Negativ-Kampage gegen ihn, Angriffe aus dem Präsidium, führten zu seiner Entscheidung, die er zum Schutz seines privaten und geschäftlichen Umfelds ebenso traf wie, um weiteren Schaden für den Fußballbund abzuwenden. Denn es machte auch wirklich keinen guten Eindruck, wenn einer der vier ÖFB-Vizepräsidenten (Gerhard Götschhofer) vor Gericht gegen Milletich aussagt. Dabei ging es um die Klage des Präsidenten gegen den „Kurier“ wegen der Vorwürfe, Milletich habe sein Amt dazu benutzt, um Teamsponsoren zu Inseraten in den Medien seines Verlags zu überreden. Das Gericht lehnte Milletichs Antrag auf eine Gegendarstellung ab, er legte Berufung ein. Milletich ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst, wie er in der Rücktrittserklärung festhielt. Er habe sein Ehrenamt niemals missbraucht, um daraus geschäftliche Vorteile zu ziehen. Aus heutiger Sicht hätte er lediglich manche Kommunikation etwas anders geführt. Da trotz seiner Bemühungen, alle Vorwürfe restlos und transparent aufzuklären, die Feindseligkeiten einiger Präsidiumsmitglieder nicht eingedämmt wurden, sei ihm letztlich kein anderer Weg geblieben, als seine Funktion zurückzulegen.

Milletichs Ära dauerte nur von Oktober 2021 bis Jänner 2023, also 15 Monate. So kurz war noch kein anderen ÖFB-Präsident im Amt. In dieser Zeit setzte er die Bestellung von Ralf Rangnick zum Teamchef durch, kam der Beschuss des Präsidiums zustande, ein Trainingszentrum in Aspern zu errichten. Die Verhandlungen darüber hatte bereits sein Vorgänger Leo Windtner begonnen. Kein Zweifel, dass Milletichs Entscheidung jetzt die einzig mögliche war, die ihm blieb. Sein Rückzug verdient Respekt. Denn die Berichte in den letzten Monaten über ihn beschädigte stark das Ansehen des ÖFB. Auch mancher Auftritt von ihm verlief nicht glücklich. Die Frage bleibt, was Milletich jetzt bewog, diesen Schritt zu setzen.

Freitag sollte im Präsidium der Bericht des Ethikkomitees der Bundesliga, in dem mehrere Juristen sitzen, zu den Vorwürfen gegen Milletich vorliegen. Rund fünf Stunden vor Milletichs Rücktritt erklärte Ligavorstand David Reisenauer auf der Pressekonferenz der Liga zum Saisonstart, seines Wissens sei der Bericht des Komitees noch nicht fertig. Bekam Milletich bereits einen dezenten Hinweis, dass der nicht gut für ihn ausfallen wird, kam daher mit seinem Rücktritt allen Diskussionen im Präsidium bevor? Es wird noch viel spekuliert werden. Ebenso über angeblich laufende strafrechtliche Ermittlungen gegen den 66 jährigen Burgenländer.

Kein Zweifel, mit seinem Rücktritt werden die Aufregungen noch nicht vorbei sein. Einerseits beginnt das Rätseln um einen möglichen Nachfolger. Man hörte schon von einer Interimslösung, die aus der Bundesliga kommen soll. Das wäre Ligapräsident Philipp Thonhauser, der bei seinem Klub, Zweitligist Admira, im operativen Geschäft keine entscheidende Rolle spielt. Thonhauser, einer der vier ÖFB-Vizepräsidenten soll bereit sein, der erste Präsident zu werden, der aus der Bundesliga kommt. Bisher hieß die Marschroute der Liga bei Entscheidungen im ÖFB-Präsidium meistens, sich der Mehrheit der Landesverbände anzuschließen. So war es auch bei der Wahl von Milletich. Christian Ebenbauer, der Vorstandsvorsitzende der Bundesliga, ist derzeit nach einem Skiunfall außer Gefecht.

Einer, dem Milletichs Rückritt sicher Kopfschmerzen bereiten wird, ist ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer. Er galt als engster Vertrauter von Milletich, der ihm blind vertraute. Hollerers Rolle sahen die Landesverbände von Salzburg, Tirol und Oberösterreich, die offen gegen Milletich waren, zunehmend kritisch. Wobei die Landespräsidenten von Salzburg (Herbert Hübel) und Tirol (Sepp Geisler) vor Jahren an Hollerers Bestellung nicht unwesentlich beteiligt waren. Einen Tag vor Milletichs Rücktritt sorgte Hollerer ÖFB-intern für etwas Aufregung, weil er das Arbeitsverhältnis mit dem Schiedsrichter-Manager Andreas Fellinger auflöste. Schiedsrichterchef Robert Sedlacek, zugleich Wiens Verbandpräsident, hat nach eigenen Aussagen nichts damit zu tun. Fellinger gehörte als Assistent an der Linie zu Sedlaceks Team, als der noch aktiver Referee war.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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