Der 7. Jänner 2020 wird ein bemerkenswerter Tag in der Geschichte der Erste Bank Eishockey-Liga bleiben. Nicht so sehr, weil Titelverteidiger KAC durch eine 0:1-Heimpleite gegen Bozen nicht mehr unter den ersten fünf aufscheint, sieben Runden vor Schluss des Grunddurchgangs noch um den fixen Einzug ins Play-off kämpfen muss, Trainer Petri Matikainen danach auf „Sky“etwas drastisch formulierte, seine Mannschaft habe auf ihn wie „hirntot“ gewirkt. Sondern vor allem wegen der Ereignisse Stunden davor auf der außerordentlichen Generalversammlung der Liga in Salzburg. Auf der mit Jochen Pildner-Steinburg der einzige Präsidentschaftskandidat nicht die nötige Zweidrittelmehrheit, die eigentlich als fix galt, fand. Das ist ein einzigartiger Paukenschlag. Auch wenn der 72 jährige Boss der Grazer 99ers , ohne den es den Klub nicht geben würde, auf seine „Niederlage“ außerordentlich gelassen reagierte und feststellte, ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen.
Pildner-Steinburg wäre ein Präsident gewesen, der direkt aus der Wirtschaft kommt. In Zeiten wie diesen, in denen die Liga für nächste Saison noch ohne Sponsor und TV-Partner da steht, da die Erste Bank und Servus TV aussteigen, hätte das durchaus hilfreich und nützlich sein können. Aber Pildner-Steinburg, der in der Steiermark bereits für sein Lebenswerk geehrt wurde, beging einen Fehler. Er wollte zwar konkret über Ideen erst nach der Wahl reden, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er die Dinge nicht schleifen lassen würde. Und damit läuteten bei einigen die Alarmglocken, die bei Pildner Steinburg als Präsident um ihren Job hätten fürchten müssen. Konkret Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger (Bild oben links) und Lyle Seitz, der für die Strafen zuständig ist. Als noch nicht davon die Rede war, dass er neuer Liga-Präsident werden sollte, hatte Pildner-Steinburg sowohl die Liga als auch Seitz nicht nur einmal heftig kritisiert.
Es soll nur zwei konkrete Nein-Stimmen gegen Pildner-Steinburg gegeben habe. Für ihn waren der KAC, die Vienna Capitals und logischerweise die Grazer 99ers. Bleiben noch sechs Unentschlossene. Die Vermutungen, dass Feichtinger hinter dieser Konstellation stehen und sie organisiert haben könnte, sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Mit dem Interimspräsidenten Karl Safron (Bild oben rechts) und seinen Salzburger Vize Rene Dimter und Bozen-Boss Dieter Knoll als Sprecher der ausländischen Vereine hat es sich Feichtinger „gerichtet“, wie man so schön sagt. Wenn nicht jemand wieder eine außerordentliche Generalversammlung fordert, bleibt es dabei bis Juli 2021. Erhebt sich nur die Frage, wie diejenigen aus Wien und Klagenfurt reagieren werden, die Pildner Steinburgs Kandidatur forcierten. Speziell Hans Schmid, der Boss der Vienna Capitals. Ein neuerliches Erdbeben ist nicht auszuschließen.