Fußball

Ist Rapid gut genug, um gegen sieben West Ham-Reservisten zu punkten?

Als er noch die Nummer elf trug, Kapitän, Mittelfeldmotor und Regisseur war, verlor Steffen Hofmann in seinen 74. Europacupspielen für Rapid, in denen er 25 Tore erzielte, keines der drei Heimspiele gegen eine Mannschaft von der britischen Insel. Seine Erinnerung an das 1:0 und 1:1 gegen Aston Villa sowie das 3:3 gegen Celtic Glasgow vor mehr als zehn Jahren wird vor seinem Europa League-Debüt als Interimstrainer nicht weiter helfen, zeigt aber eines: Rapid ist als Außenseiter daheim immer für Überraschungen gut gewesen. Allerdings mit Unterstützung der Fans. Die wird Donnerstag Abend gegen West Ham fehlen. Das 300. Europacupspiel der Klubgeschichte war schon ausverkauft, ehe der Lockdown verkündet wurde. Auch das mindert die Chancen, zum zweiten Mal nach dem 2:1 gegen Dinamo Zagreb zu punkten.

Eine Premiere gab es schon Mittwoch: Die erste Hofmann-Doppelkonferenz auf einer Rapid-Pressekonferenz. Steffen und Max spielen zwar einige Jahre zusammen, aber als Interimstrainer und Kapitän saßen sie nie nebeneinander auf der Bühne. „Wir wollen uns ein Finalspiel in Genk um Platz drei sichern“, versicherte Max.  Daher darf es nicht die vierte Niederlage im fünften Spiel geben. Steffen versicherte, die Herangehensweise an die Aufgabe werde sich im Vergleich zum 1:0 gegen Altach am letzten Samstag nicht verändern, man werde sich mutig präsentieren, obwohl der Vierte der Premier League natürlich ein ganz anderes Kaliber darstelle. Temperamentsausbrüche auf der Bank wird man weder von ihm, noch von Assistent Thomas Hickersberger, noch von Tormanntrainer Jürgen Macho (Bild oben) erleben. Hofmann will auch nicht lauter werden, obwohl ohne Zuschauer ihn die Spieler sicher gut hören würden: „Ich denke nicht, dass es etwas bringt, wenn ich vorne in der Coaching Zone Wirbel machen. Wir trauen den Spielern zu, die Vorgaben auch gegen West Ham zu erfüllen. Wenn etwas geändert werden muss, dann sagen wir ihnen das in aller Ruhe.“  Hofmann sieht es als seine Stärken, sich in die Lage der Spieler hinein versetzen zu können und sich nicht wichtiger zu nehmen als er ist. Das zählte immer zu seinen Vorzügen.

West Ham bezog letzten Samstag gegen Wolverhampton die erste Niederlage nach sieben Runden. Auf der Homepage stand Mittwoch Nachmittag zu lesen, dass Trainer David Moyes drei Tage vor dem Schlager der Premier League bei Meister Manchester City möglicherweise sieben Reservisten bringen wird.  Tormann Alphonse Areola, die Innenverteidiger Vladimir Coufal und Issa Diop, im Mittelfeld Mark Noble und Manuel Lanzini, vorne Nikola Vlasic und Andrij Yarmolenko. Wer glaubt, dass damit die Aufgabe leichter wird, ist auf dem Holzweg. Ohne Rapids Spielern nahe treten zu wollen, aber jeder der sieben West Ham-Reservisten wäre bei Grün-Weiß erste Wahl. Die sieben haben zusammen einen Marktwert von 87 Millionen, Kroatiens Teamspieler Vlasic allein 30. Der ganze Rapid-Kader ist zusammen 34,55 Millionen wert. Dies sagt doch einiges über das Kräfteverhältnis. Nicht mit nach Wien kamen Stammtormann Lukasz Fabianski und Torjäger Michail Antonio.

Rapids letztes Gruppen-Heimspiel ist live in Servus TV zu sehen, danach überträgt ORF 1 den Griff von Sturm Graz nach der zweiten Sensation hintereinander. Selbst wenn es nach dem 1:1 bei Real Sociedad gelingen sollte, auch bei Hollands Tabellenzweiten PSV Eindhoven nicht nur ungeschlagen zu bleiben, sondern sogar zu gewinnen, würde Sturm in der Tabelle Letzter bleiben. Daheim verloren die Grazer glatt 1:4, bekamen dabei die Grenzen aufgezeigt.

Der LASK kämpft in der Conference League bei Maccabi Tel Aviv ohne Peter Michorl (Corona) um den Gruppensieg, braucht dazu nach dem 1:1 im Klagenfurter „Heimspiel“ einen Sieg oder bei einem Unentschieden zwei Auswärtstore. „Maccabi ist im Bloomfield Stadium mit den fanatischen Zuschauern im Rücken schon eine Macht“, prophezeite Israels Teamchef Willi Ruttensteiner seinen oberösterreichischen Landsleuten. Sky Austria überträgt live. Das Bloomfield Stadium hat eine Kapazität für 29.000 Besucher, Ruttensteiner erwartet 15.000 Fans. Der Gruppensieger steigt direkt ins Achtelfinale auf. Wird der LASK Zweiter, müsste er in eine Zwischenrunde gegen einen Dritten aus der  Europa League warten. In der kann Donnerstag Abend Ex-LASK-Trainer Oliver Glasner mit Eintracht Frankfurt den Gruppensieg durch einen Heimsieg gegen Antwerpen fixieren. Ohne Abwehrchef Martin Hinteregger. Der Kärntner muss wegen einer Prellung wie schon letzten Sonntag beim 2:0 in Freiburg pausieren.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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