Zweiter Anlauf von Red Bull Salzburg zum endgültigen Meisterstück. Wenn das Samstag Nachmittag in Mattersburg, dort vor der Titelverteidiger am 6. November 2016 seine letzte Auswärtsniederlage kassierte, auf die in acht Auswärtspartien sieben Siege und ein Unentschieden folgten, gelingt, wäre das gut für Rapids Nervenkostüm im Abendspiel gegen Wolfsberg. Weil dann Mattersburg in der Tabelle auf jeden Fall hinter Grün-Weiß bleiben würde. Bei Mattersburg gibt´s drei mit Salzburg-Vergangenheit, die das Meisterstück noch hinauszögern wollen. Speziell Trainer Gerald Baumgartner und Stefan Maierhofer, aber auch Michael Perlak.
Aber eigentlich muss es für Rapid egal sein, wie das Match in Mattersburg endet. Gibt es nicht den ersten Sieg über Wolfsberg in dieser Saison, dann ist das Thema Abstieg in Hütteldorf erstmals wirklich heiß. Das verklickerte Sportchef Freddy Bickel zur Sicherheit bereits am Tag nach der unnötigen Niederlage bei der Admira Spielern und Trainern. Im Allianz-Stadion kommt es zum Duell der arg schwächelnden: Rapid in den letzten zwölf Runden mit nur einem Sieg, Wolfsberg in den letzten fünf Runden sieglos, in den letzten sechs Auswärtspartien mit nur einem Punkt, der beim Schlusslicht mit viel Glück, nur dank der Mithilfe von Rieds zweitem Torhüter Reuf Durakovic gelang.
Wolfsberg verlor von den letzten vier Spielen keines gegen Rapid, blieb letztmals gegen Grün-Weiß am 6.Februar 2016 beim 0:3 im Happel-Stadion ohne Punkt. Als zwei Monate später Rapid in Wolfsberg in den letzten elf Minuten einen 2:0-Vorsprung verspielte, in der 94. Minuten den Ausgleich kassierte, zog Präsident Michael Krammer ernsthaft in Erwägung, Trainer Zoran Barisic vor den letzten sechs Runden zu beurlauben. Es passierte erst im Juni. Auch das erwies sich als großer Fehler. Die Resultate in dieser Saison: 1:1 in Wolfsberg, 0:1 im Allianz-Stadion, 1:2 in Wolfsberg. Alle vier Tore der Kärntner fielen nach Standardsituationen: Drei nach Freistößen, eines nach einem Eckball. Diese Schwäche zieht sich wie ein roter Faden durch Rapids verkorkste Saison.
Die Geschichte mit Wolfsberg ist eng mit einer Rapid-Leihgabe bei den Kärntner verbunden: Philipp Prosenik. Im Herbst erzielte der 24jährige beide Tore gegen den Klub, dem er nicht gehört, mit dem goldenen Tor am 6. November in Hütteldorf beendete er die Ära von Sportvorstand Andreas Müller und Trainer Mike Büskens. Seit damals gelang ihm in der Bundesliga kein Treffer mehr. 17 Runden lang oder 181 Tage. Viel zu lange für jeden Stürmer, so etwas nagt gewaltig am Selbstvertrauen. Der Wahnsinn dabei: Trotz seiner langen torlosen Zeit liegt Prosenik mit seinen sieben Treffern noch immer vor dem besten Rapidler in der Schützenliste. Das ist der um eine zu teure Leihgebühr geholte Brasilianer Joelinton mit sechs. Für sechs Tore benötigen selbst auf Topniveau in der Champions League Spieler mit Extraklasse nur zwei Partien. Aktuelles Beispiel: Cristiano Ronaldo. Nur so viel zu den Relationen.
Rapids Hoffnung auf den ersten Saisonsieg über die Kärntner hat einen Namen: Louis Schaub. Seit Mittwoch trainiert er nach den muskulären Problemen beschwerdefrei mit, ein Einsatz ist möglich. Wahrscheinlich wird Trainer Goran Djuricin, der in Schaub einen Topspieler, der immer Impulse geben kann, sieht, ihn als Joker aufheben. Thomas Schrammel fehlt noch zehn Tage, damit muss Djuricin auf der linken Abwehrseite ohne gelernten linken Verteidiger wieder „herumdoktern“ und improvisieren. Abwehrchef Christopher Dibon hat nach dem Training aber ein gutes Gefühl: „Weil die nötige Reibung vorhanden war. Zu glauben, wir spielen so weiter und es wird schon nichts passieren, wäre der völlig falsche Ansatz.“
Einer, dessen Abgang Grün-Weiß sehr weh tat, fliegt zum Daumen halten ein: Florian Kainz steigt Samstag früh in Bremen ins Flugzeug, sitzt am Abend zum Daumen halten erstmals im neuen Stadion auf der Tribüne. Den Rapid-Fans wäre sicher viel wohler, würden sie den Steirer am grünen Rasen sehen. Bei Wolfsberg spielt zwar mit Christian Klem sein ehemaliger Mitspieler von Sturm Graz und persönlicher Freund, aber ein Zerrissener wird Kainz nicht sein. Wer normal denkt, der kann sich einen Abstieg von Rapid nicht wünschen.