Fußball

Kalajdzic übertraf Arnautovic! Alaba braucht Position im Zentrum

Alle die ähnlich wie zu Beginn der Dreißigerjahre zu Zeiten des  berühmten Matthias Sindelar ein Schützenfest gegen Schottland (5:0 am 16. Mai 1932 auf der Hohen Warte) als Geburtsstunde eines neuen österreichischen Wunderteams erwarteten, die waren Donnerstag nach dem 2:2 in Glasgow enttäuscht. Die größten Pessimisten prophezeiten sogar, dass Österreich mit dieser Leistung in drei Monaten bei der Europameisterschaft selbst Nordmazedonien nicht bezwingen wird können. Dabei hat das Team trotz zwei liegen gelassener Punkte den Kurs Richtung erstes WM-Ticket seit 1998 gefunden: Auswärts nicht verlieren, daheim gewinnen. Zur typisch österreichischen Fußballseele gehört auch, dass stets die Spieler die besten sind, die gerade fehlen. Daher das verbreitete Wehklagen, dass der verpasste Sieg auf das Fehlen von Martin Hinteregger, Stefan Posch, Kapitän Julian Baumgartlinger, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer, Valentino Lazaro und Marko Arnautovic zurückzuführen sei. Hinteregger wird auch Sonntag gegen die Färöer und Mittwoch gegen Dänemark in Wien wegen seiner Oberschenkelverletzung nicht dabei sein, Posch kam Freitag hingegen zum Team nach Wien ins Kempinski-Hotel. Aber ganz ehrlich: Was kann er, was Philipp Lienhart nicht kann? Nichts. Genauso ist es schwer vorstellbar, dass Lazaro, der seit 21 Monaten wegen permanenten Verletzungspechs weder bei Inter Mailand, noch bei Newcastle und bei Borussia Mönchengladbach wirklich auf Touren kam, aktuell die große Verstärkung sein könnte. Oder Arnautovic, der seit vier Monaten kein Match bestritt.

Sasa Kalajdzic (Bild oben) übertraf ihn mit seinen ersten Toren für Österreich ohnehin. Er schaffte den ersten Doppelpack bereits in seinem dritten Länderspiel, dem ersten von Beginn an. Arnautovic erst im sechsten, dem zweiten in der Startformation. Das war 2010 beim 4:0 gegen Aserbaidschan unter Didi Constantini im Happel-Stadion. Fast wäre es bei Kaladjzic sogar der Hattrick geworden. Aber der spanische Referee sah bei seinem dritten Treffer zuvor ein Foul des Torjägers. Was der vor allem in der Relation zu den Attacken, nach denen Carlos del Cerro Grande  weiter spielen ließ, nicht verstand. Einen Hattrick hat Arnautovic im Team in 87 Länderspielen noch nicht erzielt. Also hat Kalajdzic noch 84 Zeit, um ihn zu übertreffen. In der aktuellen Form wird er sichr auf so viele kommen. Sein Doppelpack in Glasgow war der erste im Team seit 6. September 2019, der fünfte in der Ära von Franco Foda.  Für die anderen viere sorgte Arnautovic: Am 23. März 2018 beim 3:0 gegen Slowenien in Klagenfurt, dann in der EM-Qualifikation beim 2:4 gegen Israel in Haifa (24. März 2019), beim 4:1 über Nordmazedonien in Skopje (10. Juni 2019) und beim 6:0 gegen Lettland in Salzburg.

Zum EM-Ticket trug Kalajdzic nichts dabei, aber  bei der Endrunde kann der Zweimeter-Riese dank seiner enormen Fortschritte ein Trumpf werden. Nach Glasgow redeten alle über ihn, zumal er auch den besten Spruch des Abends lieferte. Über das Rückziehertor von John McGinn zum 2:2, zu dem ihn einfiel: „Und dann macht der den Zlatan!“ Ein Tor wie sonst nur Zlatan Ibrahimovic in seiner unnachahmlichen Art. Aber auch der Kalajdzic-Kopfball zum 2:1 war sehr spektakulär. Möglich, dass Kalajdzic Sonntag gegen die Färöer einen neuen Partner im Angriff bekommen wird, auch wenn Sabitzer wieder nicht einsatzföhig sein sollte. Der stand Donnerstag trotz Verletzung  am UEFA-Spielbericht unter den zwölf „Substitutes“ als Ersatz, die Neulinge Daniel Bachmann, Yusuf Demir, Ercan Kara und der verletzte Lazaro hingegen nicht.

Es wird beim ersten Heimspiel dieser WM-Qualifikation im Vergleich zum 2:2 nicht nur bei einer Umstellung bleiben. Gegen die Färöer werden drei Innenverteidiger nicht gefragt sein. Hingegen braucht es mehr Spieler vom Typ des Christoph Baumgartner als in Glasgow. Die „eins zu eins“- Duelle suchen und auch gewinnen. Gegen den Außenseiter sollte die Tormannfrage keine Rolle spielen, hingegen die Position von David Alaba. Um das Spiel zu lenken, braucht er eine im Zentrum. Egal ob in Abwehr oder Mittelfeld. Von der kann er das Spiel leichter lenken als in Glasgow von der linken Seite. Eine Neuigkeit steht schon fest: Erstmals wird eine Schiedsrichterin ein Spiel von Österreichs Nationalmannschaft leiten, die 39 jährige Ukrainerin Kateryna Monsul.

Foto: UEFA.

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