Michael Gregoritsch lieferte außer seinen beiden Toren für den Hamburger SV beim 2:2 im Nordderby gegen Werder Bremen noch einen Hingucker, den das ZDF-Sportstudio Samstag Abend, weil so ungewöhnlich, ausführlich zeigte: Er stürmte in einer Szene nur mit einem Schuh. Den zweiten verlor er bei einem Zweikampf. Da spielte der Steirer den Konter mit einem Schuh in der linken Hand weiter, verpasste nach einer Flanke nur knapp sein drittes Tor. Da schmunzelte auch der Studiogast, ebenfalls ein Steirer, um den sich alles drehte: Ralph Hasenhüttl, der Trainer von Sensationstabellenführer RB Leipzig. Der zurückgekehrte Bayern-Präsident Uli Hoeneß versicherte in einer Einspielung aus München, er habe sich mit Hasenhüttl immer prima verstanden, als der bei Bayerns Amateuren gespielt hatte, dass er ihn als Trainer „richtig gut“ empfinde. Und entschuldigte sich, Freitag nach der Wiederwahl Leipzig als Feind bezeichnet zu haben: „In meiner Euphonie sagte ich ein völlig falsches Wort.“
Aber dennoch prophezeite Hoeneß, dass Bayern im letzten Spiel vor der Winterpause, drei Tage vor dem Heiligen Abend, im direkten Duell in München die Rangliste an der Spitze wieder zurechtrücken werde: „Davon bin ich überzeugt.“ Aber Hasenhüttl stichelte da knapp vor Mitternacht geich wieder zurück: „Da sind wir das Gästeteam, da reicht uns ein Punkt.“ Kostete auch der ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein ein Lächeln. Hoeneß-Neffe Uli, der Sohn seines Bruders Dieter, hat übrigens einen Job bei Leipzig: Als Trainer der U 17. Hasenhüttl, im schicken dunkelblauen Anzug, machte lediglich am Ende beim Schießen auf die Torwand, als er nur einmal traf, keinen starken Eindruck. Ansonst passte alles, was er Müller-Hohenstein so erzählte:
Er glaubt nicht, dass die Rückrunde für Leipzig schwerer wird, weil sich alles schon auf den aggressiven Spielstil des Aufsteigers eingestellt haben. Letzte Saison bei Ingolstadt habe er das Pressing exzessiver spielen. Jetzt bei Leipzig sei alles schon kontrollierter: „Zu sagen, meine Mannschaft, ist mir nicht wichtig. Die Philosophie des Klubs muss stimmen.“ Er halte es jetzt bei Leipzig so wie vor zwei Jahren bei Ingolstadt: Damals nahm er das Wort Aufstieg nie in den Mund, jetzt weder Meisterschaft noch Champions League. Erst in vier,fünf Jahren werde Leipzig seine Gehalstobergrenze für Spieler, derzeit bei drei Millionen Euro pro Saison, anheben: „Weil wir dann so gut sein werden, dass wir Leute, die unsere Qualität heben, nur um mehr Geld bekommen werden.“ Bei den Vorwürfen, Leipzig sein kein gewachsener Verein mit Tradition, sondern ein Marketing-Produkt des Hauses Red Bull, zog er einen Vergleich mit seiner Heimat: „Ich komm´aus Österreich. Dort ist alles nur Tradition. Es muss doch Leipzig jetzt gestattet sein, seine Tradition neu zu schaffen!“ Dagegen konnte keiner etwas sagen.