Ein Tor und ein Assist von Guido Burgstaller bei Schalkes 2:0 gegen Mainz, damit macht er sich noch preiswerter: Jeder der bisher 15 „Burgknaller“ des Kärntners für den Traditionsklub kostete umgerechnet auf die Ablöse von 1,5 Millionen Euro inzwischen nur 100.000 Euro. Der Trainer, der Burgstaller zu Schalke holte, aber im Juni gehen musste, da sich Schalke nicht für den Europacup qualifizieren konnte, ist inzwischen laut „Bild“ auch ein Kandidat für den Job von Österreichs Teamchef: Der 42jährige Markus Weinzierl soll sich mit Sportdirektor Peter Schöttel und Geschäftsführer Bernhard Neuhold an einer Autobahnraststtäte getroffen haben. Damit gibt es mit den Trainern von Sturm und Austria, Franco Foda und Thorsten Fink sowie Weinzierl schon drei deutsche Kandidaten. Wie viele österreichische?
Peter Stöger rechnet „Bild“ auf jeden Fall dazu. Denn wenn die Samstag-Schlagzeile „Kölle kaputt“ den Tatsachen entspricht, geht es beim 1.FC Köln seit Donnerstag, seit dem 0:1 in Weißrussland gege Bate Borissow in der Europa League, rund. Die zehnte Pleite des Fünften der abgelaufenen Saison in den letzten elf Pflichtspielen. Der einzige Sieg gelang in der ersten Cuprunde gegen die Amateure der Turnerschaft Lehen. Sportvorstand. Sportvorstand Jörg Schmadtke und Stöger werden bereits als einstiges Erfolgsduo bezeichnet. Soll bedeuten: Sie haben ein Ablaufdatum, angeblich keine Zukunft mehr. Weil Donnerstag erstmals „Schmadtke raus“-Rufe der Fans, die bisher als der größte Rückhalt galten, durch das Stadion hallten. Ebenso „wir haben die Schnauze voll“ und „wir wollen euch kämpfen sehen.“ Immerhin nahmen 1500 den Trip nach Weißrussland auf sich.
Die Stimmung kippt also. Aber Stöger schert sich trotzdem wenig um das, was momentan opportun wäre, sondern widerspricht den Fans. Aus Überzeugung und weil das eben sein Charakter ist. Den Vorwurf des fehlenden Kampfgeists konnte er nicht nachvollziehen. Das sagte er noch im Stadion. Und er zeigte auch Flagge für Schmadtke, den Sündenbock der Fans, dem seine Kritiker falsche Personalpolitik nach dem Abgang von Torjäger Anthony Modeste nach China vorwerfen, weil zu viele angedachte Transfers wie etwa von Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger nicht über die Bühne gingen, jetzt Alternativen fehlen: „Man sollte sich einmal erinnern, wo Köln stand, als Jörg Schmadtke hier vor fünf Jahren begann“, sagte Stöger klipp und klar.
Er hat Kredit bei den Anhängern, in der Mannschaft und auch bei den entscheidenden Leuten im Verein. Und aber immer öfters liest man in den Medien, die sich mit dem 1.FC Köln beschäftigen, dazu das Wort „noch“. Weil sie ohne Trendwende das Thema Trainerwechsel viel stärker als bisher thematisieren werden. Das weiß Realist Stöger: „Ich laufe nicht davon. Solange niemand kommt und mir sagt, er habe eine bessere Idee. Ohne Erfolgserlebnisse wird es von Woche zu Woche schwerer, sich immer wieder neu aufzustellen. Beim ersten Rückschlag reagieren alle panisch. Jeder will alles reparieren und wir verlieren die Ordnung.“ Sollte Sonntag beim Mittags-Knaller der Sieglosen mit Anpfiff um 13.30 Uhr, dem Keller-Duell gegen Werder Bremen nicht mehr passieren. Da seine Stürmer nicht treffen, wird Stöger wohl Schmadtkes Notkauf, den 39jährigen Claudio Pizarro, gegen seinen Ex-Klub erstmals von Beginn an bringen. Bei nur vier erzielten Toren in den Sieglos-Partien kann es eigentlich nur besser werden.
„Jetzt wieder aufzustehen, ist Charaktersache“, versucht Stöger seine Verlierer bei der Ehre zu packen. Bremens Lage ist mit nur vier Punkten ebenfalls prekär. Bei Werder geht es bereits um den Trainer, so sehr auch Sportchef Frank Baumann und Kapitän Zlatko Junuzovic Alex Nouri in der Öffentlichkeit unterstützen. Da kursiert bereits der Name von Bruno Labbadia als möglicher Nachfolger. So weit ist es in Köln noch nicht. Nouri kündigte nach der 0:2-Heimpleite gegen Gladbach Florian Kainz noch letzten Sonntag an, ihn in Köln von Beginn an zu bringen. Mittlerweile scheint Nouri es sich wieder anders überlegt zu haben.
Der zweite österreichische Trainer in der Bundesliga, Ralph Hasnhüttl, konnte Samstag zum dritten Mal mit einem blauen Glückspulli einen Sieg bejubeln. Dank seines steirischen Landsmannd Marcel Sabitzer: Mit links sorgte er aus 20 Meternfür das Goldtor zum 1:0 (1:0) gegen VfB Stuttgart. Eigentlich wollte Hasenhüttl Sabitzer für die Kracher gegen Bayern in der kommenden Woche schonen: Aber als beim Portugiesen Bruma während des Aufwärmens der Oberschenkel zwickte, kam der Einsatzbefehl für Sabitzer. Das dritte österreichische Tor dieser Runde ging auf das Konto von Michael Gregoritsch, der Augsburg gegen Hannover in Führung brachte. Aber der operierte Martin Hinteregger, den sein Landsmann Kevin Danso ersetzte, ging im Abwehrzentrum ab. Daher gelang es Hannover mit einem diskreten Martin Harnik im Finish das Match zu drehen, 2:1 zu gewinnen. Eine abgefälschte Flanke von David Alaba führte zu Bayerns Goldtor beim Hamburger SV, der ab der 40. Minute mit zehn Mann spielen musste. Die Überraschung: Trainer Jupp Heynckes schonte zu Beginn mit Jerome Boateng, Joshua Kimmich, Thiago, Sebastian Rudy und Thomas Müller fünf seiner Stammformation für die Spiele gegen Leipzig. Mit dem 1:0 holte Bayern Tabellenführer Borussia Dortmund (nach 2:0-Führung 2:2 bei Eintracht Frankfurt) ein, Leipzig liegt auf Platz drei nur einen Punkt zurück.