Fußball

Rapid lehnt sich etwas aus dem Derby-Fenster: Zu weit?

Trotz prophezeitem Temperatursturz bahnt sich ein heißer Sonntag in der Bundesliga an. Nicht nur wegen des 323. Wiener Derybs zwischen Rapid und Austria, sondern auch wegen des „Vorspiels“ in der Südstadt: Dort fordert die Admira, die alle fünf Spiele mit Ernst Baumeister als Trainer  nicht verloren hat, dabei drei Siege feierte,  Meister Red Bull Salzburg, der in diesem Kalenderjahr eine Superbilanz hat: Von 41 Pflichtspielen 31 gewonnen, nur zwei verloren. In dieser Saison nur eins, das in Graz gegen Tabellenführer Sturm, der Platz eins mit dem mühevollen 3:2 (1:1) gegen Mattersburg nach 0:1 und 1:2-Rückstand verteidigte. Das Siegestor von Stefan Hierländer fiel erst fünf Minuten vor Schluss.

Fünf der letzten sieben Auswärtspartien gegen Admira hat  Salzburg gewonnen, keine verloren. Ob es Baumeister schafft, für Admiras ersten Heimsieg gegen den Titelverteidiger seit 10. November 2013 zu sorgen? Ein interessantes Detail: Mit Salzburgs Israeli Munas Dabbur und Christoph Knasmüllner spielen die ersten zwei der Scorerwertung der Liga gegeneinander. Immer wenn Dabbur trifft, verliert Salzburg nicht. Trainer Marco Rose: „Wir müssen wie beim letzten Sieg in der Europa League über Konyaspor auch gegen Admira von der ersten Minute an bereit sein, alles zu investieren.“ Zwischen der Rückkehr aus der Türkei am Freitag Vormittag und der Fahrt in die Südstadt am Samstag blieb wenig Zeit zum Regenerieren und Trainieren.

Trotz des Admira-Hochs gilt Salzburg bei den tipp 3-Quoten (siehe unten) als 1,45-Favorit, die Heimmannschaft als 4,70-Außenseiter. Auch beim Derby gibt es die niedrigere Quote  auf den „Auswärtssieg“ von Rapid (1,90) als für drei Punkte des Gastgebers Austria (2,90). Denn Violett hat nicht nur in der Europa League eine Heimschwäche, sondern auch in den Derbys: Alle  Derbysiege in der Ära von Trainer Thorsten Fink  gelangen auswärts, hingegen keiner daheim. Egal, ob in der Generali.Arena in Favoriten oder im Prater. Das, was Donnerstag beim 1:3 gegen Rijeka geboten wurde, spricht nicht für die Trendwende. Es geht  eigentlich vor allem um eines: Welche Wiener Mannschaft  in Schlagdistanz zu Sturm und Salzburg bleibt.

Keiner kann sich wundern, dass Rapids Trainer mit Austria-Vergangenheit, Goran Djuricin, nach dem Lokalaugenschein bei Austrias Enttäuschung gegen Rijeka sich einiges ausrechnet, wenn er die Schwächen des violegten Abwewhzentrums  mit Mohmmed Khaadiri und Routinier Heiko Westermann, den Fink aber immer lobt,  erkannte, zudem konstatierte, dass bei jedem zweiten  Pass die Verunsicherung zu merken ist. Aber ob Rapid einen Stürmer vom Format des Mario Gavranovic von Rijeka hat, um dies auszunützen, kann man anzweifeln, Ob es klug war, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen, wie es Rapid vor dem Derby, wird sich zeigen. Das „dirty campaining“ von Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek gegenüber seinem Austria-Kollegen Markus Kraetschmer ganz nach Vorbild der SPÖ, aus der Peschek ja zu Rapid kam, kann man als Kalkül sehen, um in den Medien erwähnt zu werden. Ging auch prompt auf.

Es stimmt schon, dass keine andere Mannschaft in den letzten sechs Runden mehr Punkte als Rapid eroberte, dass Rapid beim letzten hektischen Derby im Allianz-Stadion die „tote“ Austria zum Leben erweckte, ihr durch Nachlässigkeiten die Aufholjagd von 0:2 auf 2:2 ermöglichte. Aber so berauschend und beeindruckend war das letzte 1:0 gegen Schlusslicht St. Pölten auch wieder nicht, um zu tönen, dass so etwas sicher nicht noch einmal passieren wird: „Wir spielen auf so einem hohen Niveau und haben so viel Selbstvertrauen, um beide Derybs für uns zu entscheiden“, kündigte Djuricin selbstbewusst an. Sowohl Sonntag um Punkte als auch Mittwoch im Schlager des Cupachtelfinales, um weiter die sportliche Nummer eins in Wien zu bleiben. Den Status beanspruchte Djuricin, obwohl Rapid anders als der Erzrivale nicht im Europacup dabei ist, durch Platz drei in der Tabelle, einen vor Austria. Nicht von Violett überholt zu werden, wäre günstig, um die laufende Aktion um neue Rapid-Mitgleider (derzeitiger Stand 15.500) unter der Devise „werde Teil des Mythos, werde Mitglied“ anzukurbeln.

Aber mit solchen Sprüchen reizt man auch einen zugegeben angeschlagenen Gegner, macht dort vielleicht sogar  neue Kräfte frei. Was für Rapid spricht, ist außer der Tatsache der vier Tage längeren  Vorbereitung auf das Derby  als der Erzrivale, auch die Sperre von Felipe Pires. Denn Austrias schneller Brasilianer bereitete der grün-weißen Abwehr zuletzt immer Probleme, die sich nicht lösen konnte. Er kann erst am Mittwoch ran. Heute setzt Fink auf den 20jährigenYoungster, mit dessen Einwechslung  sich das letzte Derby in Richtung Violett drehte: Dominik Prokop.

 

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