Fußball

Mehr als 90.000 Zuschauer weniger: Das stört selbst die EM-Party

Dynamik, Power und Leichtigkeit signalisieren für ÖFB-Präsident Leo Windtner die neuen schwarzen Puma-Teamdressen, mit denen Österreich Samstag gegen Nordmazedonien im 21.Spiel der Ära von Franco Foda den 14. Sieg feiern und damit zum zweiten Mal hintereinander die Qualifikation für die EM-Endrunde schaffen soll. Marko Arnautovic war der Dressman bei der Präsentation in Bad Tatzmansdorf. Die Trikotfarbe schwarz ist nach Rot und Weiß etwas ungewohntes beim Fußballteam, ebenso die goldene Rückennummer. Aber beides war schon 2007, im Jahr vor der Heim-Euro, kurz aktuell. Ganz neu sind die türkisen Hosen und Stutzen mit der Aufschrift Österreich. Vielleicht animieren sie den designierten „türkisen“ Bundeskanzler Sebastian Kurz, erstmals dem Team die Ehre zu geben. Eigentlich sind es die neuen Auswärtsdressen, aber sie werden erstmals daheim im Happel-Stadion getragen. Sie signalisieren laut Ausrüster Puma, der nach 45 Jahren den Vertrag mit dem ÖFB erneut verlängerte, den neuen Jugendstil. Neue Ideen sind überhaupt gefragt, um einen alten Zustand wieder herzustellen: Eine ähnliche Begeisterung und positive Stimmung um das Team wie vier Jahr zuvor.

Geschäftsführer Bernhard Neuhold bewertete es zurecht als positiv, dass im letzten Heimspiel der Qualifikation eine 4 vor der Zuschauerzahl stehen wird. So wie es  beim ersten der Fall war. Möglicherweise kommen im „Finalspiel“ gegen Nordmazedonien mehr Zuschauer als die 40.400 im März beim Start gegen Favorit Polen. Aber Fakt bleibt, dass es zum Unterschied der letzten zwei Qualifikationen in dieser kein ausverkauftes Haus gibt, Als sich Österreich  2014 und 2015 ohne Niederlage gegen Schweden Russland, Montenegro, Moldawien und Liechtenstein für die EURO in Frankreich qualifizierte, kamen in den fünf Heimspielen insgesamt 237.200 Zuschauer, war das Happel-Stadion gegen Schweden, Moldawien und sogar zum Abschluss gegen Liechtenstein, als das bereits fixierte EM-Ticket gefeiert wurde, ausverkauft. Der Zuschauerschnitt betrug 47.450.

Selbst als Österreich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland gegen Serbien, Wales, Irland, Georgien und Moldawien verpasste, kamen zu den fünf Heimspielen mehr Zuschauer als diesmal. Das 0:1 gegen Irland war ausverkauft, mehr als 40.000 kamen auch gegen Wales und Serbien.  Das bedeutete insgesamt 169.500 Zuschauer, im Schnitt 33 900.  Die zwei Heimspiele in der Nations League gegen Nordirlandund Bosnien besuchten 59 500 Fans (Schnitt  29720) Wenn man für Samstag die Zuschauerzahl mit 41.000 annimmt, kommt man insgesamt nur auf 143 100  und einen Schnitt von 28 620. Sogar schwächer als in der Nations League.Mehr als 90.000 Fans weniger als bei der Qualifikation zur Euro 2016, bedeutet doch eine die Bilanz, die selbst die Freude bei der bevorstehenden EM-Party etwas trüben, zum Nachdenken über neue Ideen, zwingen wird, was man ändern sollte oder müsste.

Die Ursachen für die Flaute? Einerseits, weil zweimal nicht in Wien gespielt werden konnte, da die angebliche Sportstadt Konzerten im Prater den Vorzug gab.  In Klagenfurt fehlten beim 1:0 gegen Slowenien 9000 Zuschauer für volle Ränge, in Salzburg beim 6:0 gegen Lettland 13.000. Es bringt nichts, das Happel-Stadion als nicht moderne Arena schlecht zureden, wie es Windtner öfters tat. Auch die nächste Qualifikation für die  Wüsten-WM 2022 in Katar  wird dort über die Bühne gehen müssen. Die Führungsteage wird über die Bücher gehen und alles hinterfragen müssen. Die Termine und Beginnzeiten, die mitunter alles andere als familienfreundlich sind, diktieren infolge der Zentralvermarktung die UEFA und das Fernsehen. Da kann der  ÖFB nichts dafür. Aber sehr wohl für die Eintrittspreise. Vielleicht sind die Karten im obersten Rang etwas zu teuer. Vielleicht ist auch die Informationspolitik etwas zu defensiv angelegt, würde etwas mehr Fannähe sicher nicht schaden. Da sind die richtigen Reaktionen gefragt. Wie sie dem Team in den bisherigen fünf Speilen nach dem Fehlstart gegen Polen und Israel gelangen. Die Spieler trugen auch ihren Teil zur Zuschauerflaute bei, die mitunter fast den Slogan „wir fahren zur EM und kaum einer merkt´s“ zuließ. Weil sie drei Jahre lang wenig lieferten, was die Fans jubeln ließ. Weder bei der EM-Endrunde 2016 in Frankreich noch danach in WM-Qualifikation und Nations League. Nur letztes Jahr mit dem ersten Sieg über den damals noch regierenden Weltmeister Deutschland nach 32 Jahren. Mit dem Ticket für die EM 2020 wäre am Samstag  dieses Thema erledigt.

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