15.000 Zuschauer Montagnachmittag bei der Titelfeier für Doublegewinner Sturm Graz am Hauptplatz der steirischen Landeshauptstadt. Ungefähr so viele wie am Tag zuvor beim Meisterstück in der Merkur-Arena. „Samma Schwarz, Samma Weiss, Samma Meister“ stand auf den schwarzen T-Shirts, die von Präsident Christian Jauk angefangen über die Geschäftsführer Andreas Schicker und Thomas Tebbich sowie Trainer Christian Ilzer und sein Staff alle bei den stundenlangen Feiern trugen. Mit einer Ausnahme: Der dänische Stürmer Mika Biereth kam mit Perücke und falschem Schnurbart und noch im schwarzen Dress, den er beim 2:0 gegen Austria Klagenfurt trug. Die Spuren der meisterlichen Nacht.
Es gab meisterliche Sprechchöre: „Sportklub Sturm Graz braucht eine Heimat“, skandierten die Spieler. Das hörten der Vizekanzler, Sportminister Werner Kogler ebenso wie die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr, ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer und Ligavorstand Christian Ebenbauer. Der deklarierte Sturm-Fan Kogler versicherte, die Botschaft verstanden zu haben und sich um Hilfe zu bemühen. Aber zu viel erwarten sollte man sich davon vorerst besser nicht. Das weiß wohl auch Jauk. Immerhin ernannte Kogler Jauk, Schicker und Ilzer zum neuen magischen Sturm-Dreieck. In Erinnerung an das, von dem beim letzten Double vor 25 Jahren geschwärmt wurde. Das waren Spieler: Ivo Vastic, Mario Haas und Hannes Reinmayr.
Bei der Europameisterschaft wird Meister Sturm wahrscheinlich mit fünf Spielern vertreten sein: Sicher mit Alexander Prass bei Österreich, Otar Kiteishvili bei Georgien, Ion Gorenc Stankovic und Tomi Horvat bei Slowenien sowie Tormann Viteszlav Jaros bei Tschechien. „Heimatlos“ wird Sturm die vier Heimspiele in der Champions League in Klagenfurt austragen. Die „alte“ Merkur-Arena erfüllt nicht die UEFA-Auflagen, in der könnte Hartberg in der Conference League spielen, falls die Qualifikation für die Gruppenhase gelingt. Punkto Einnahmen ist Klagenfurt sogar für Sturm ein Vorteil, weil dort 30.000 Zuschauer Platz haben, in Graz nur 15.322. Aber das ist kein „Trost“.
Auf Schicker kommt, wenn der Meisterjubel einmal abgeklungen ist, rasch wieder etwas Stress zu. Die Tormannfrage muss geklärt werden. Mit Brighton wegen des Holländers Kjell Scherpen, der nach dem Kreuzbandriss bis zum Start der Vorbereitung wieder voll belastbar sein sollte. Ein neues Leihgeschäft oder ein Kauf? Auch Biereth ist nur Leihspieler von Englands Vizemeister Arsenal. Aber die Champions League ist für den Stürmer sicher die richtige Bühne, um sich weiter entwickeln zu können. Weitere Themen: Die Verhandlungen mit Kiteishvili über die Vertragsverlängerung. Könnte sein, dass sich er erst nach der Europameisterschaft entscheiden wird. Außerdem gilt es, den Kader für die Champions League aufzurüsten. Fad wird Schicker nach der Sternstunde sicher nicht.
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