Nur 77 Stunden zwischen dem Abpfiff beim 2:2 in Leverkusen und dem Anpfiff für RB Leipzig im Stade Louis II von Monaco gegen den französischen Meister, der einen Tag länger Pause hatte, bereits Freitag Abend in der Ligue 1 bei Aufsteiger Amiens mit dem 1:1 zwei Punkte liegen ließ, als Zweiter sechs Punkte Rückstand auf Paris St. Germain hat. „Nur mit einem Sieg bleiben wir im Rennen“, weiß Marcel Sabitzer, die Leipziger Stütze aus der Steiermark. Auswärts hat RB Leipzig in der Champions League noch nicht gewonnen, sowohl bei Besiktas Istanbul als auch beim FC Porto verloren. Daher haben die Portugiesen zwei Punkte mehr als die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl, die darauf setzt, mit einem Sieg Rang zwei zurückzuholen, da Porto in Istanbul beim Tabellenführer Besiktas gastiert, der den Aufstieg ins Achtelfinale fixieren kann.
Auch Leipzig will ja in der Champions League überwintern. Daher setzt Hassenhüttl darauf, dass sein Mittelfeldmotor Naby Keita auch am grünen Rasen in Monaco so richtig Gas geben wird. Beim 22jährigen Ex-Salzburg-Star aus Guinea wurde mit Gas Geben seit Wochen etwas anderes assoziiert. Ein 415.000-Euro Strafbefehl für zwei gefälschte Führerscheine, gegen den er Einspruch einlegte. Jetzt eine anonyme Anzeige wegen Fahrens ohne Führerschein. Wofür noch einmal eine Strafe in ähnlicher Höhe droht.Womit sich die Frage erhebt: Mit welchem Führerschein fuhr Keita eigentlich in seinen zwei Jahren bei Red Bull Salzburg? Mit einem gefälschten aus seiner Heimat? Offenbar. Denn hätte er einen österreichischen, würde der ja auch in Deutschland gelten. Die zwei aus Guinea, die er in Leipzig zum Umschreiben vorlegte, erwiesen sich als plumpe Totalfälschung. Seither müsste er seinen Mercedes AMG mit 476 PS oder den Porsche Panama Turbo mit 550 PS eigentlich in der Garage stehen lassen. Die parkte er meist vor dem Nachwuchsleistungszentrum, weil Luxus-Wagen nicht auf das Vereinsgelände am Cottaweg dürfen. Das erreichen Spieler nur mit einem Magnetstreifen auf ihren Führerscheinen. Damit will Leipzig kontrollieren, dass keiner ohne gültige Fahrlizenz unterwegs ist.
Keita hat drei große Vertraute. Aus Guinea den Geschäftsmann Malick Kebe, der ihn den Weg aus Afrika nach Frankreich ermöglichte. Dann Leipzig-Sportchef Ralf Rangnick, der ihn 2014, als er auch für Red Bull Salzburg verantwortlich war, gemeinsam mit dem berühmten RB-Berater, Frankeichs Ex-Teamchef Gerard Houllier, vom Zweitligisten Istres zu Österreichs Meister holte, ihn auch mit seiner Herzlichkeit davon überzeugte, dass der Weg über Salzburg sicher bei einem europäischen Topklub enden wird. Adi Hütter, jetzt Tabellenführer in der Schweiz mit Young Boys Bern, war Keitas erster Trainer in Salzburg. Seine Erinnerungen: „Sehr robust im Zweikampf, torgefährlich, technisch versiert, sehr geschmeidig, auch menschlich ein Gewinn.“ Damals war Keita erst 20, vertraute sich der deutsch-österreichischen Agentur Arena 11 des Tirolers Gründers Andreas Sadlo an, der ein Jahr zuvor Peter Stöger zum 1.FC Köln vermittelt hatte, an. Um Keita kümmerte sich Sadlos Kollege Björn Bezemer. Auch beim von Rangnick forcierten Wechsel nach Leipzig vor einem Jahr und letzten Juli, als im tirolerischen Seefeld, wo Leipzig auf Trainingslager war, der Transfer Keitas zum FC Liverpool für Sommer 2018 fixiert wurde. Für 75 Millionen Euro, die höchste Ablöse für einen Afrikaner, für Leipzig und Liverpool, die dritthöchste in der Bundesliga.
In Liverpool verdient Keita 45 Millionen mehr als wenn er den Vertrag bei Leipzig bis 2019 erfüllt hätte. Über Liverpool erfuhr Keita alles von Ex-Salzburg-Star Sadio Mane, der auch zu den Klienten von Sadlo und Bezemer zählt. Keita war ja erst kurz in Salzburg, als Mane seinen Wechsel nach England zu Southampton provozierte, von wo ihn Trainerstar Jürgen Klopp an die Anfield Road nach Liverpool holte. Da dies ab Juni 2018 die sportliche Heimat von Keita wird, stehen jetzt die deutschen Behörden unter Druck. Denn wenn bis dahin das Verfahren gegen Keita nicht rechtskräftig abgeschlossen wird, droht der Finanz durch die Übersiedlung des Guinea-Stars, der diese Saison auch durch drei rote Karten innerhalb von nur 33 Tagen aufgefallen war, eine Einbuße in sechsstelliger Höhe.
All das soll Keita Dienstag Abend in Monaco ausblenden und verdrängen, um Leipzig in der Champions League zu halten. Monacos Präsident aus Russland, Dimitri Rybolowlew, sieht dem Match ganz gelassen entgegen. Er hatte bereits vergangene Woche sein großes Erfolgserlebnis, kassierte 383 Millionen Euro. So viel bekam er für den Verkauf von „Salvator Mundi“, eines Gemäldes von Leonardo da Vinci, in New York via das berühmte Auktionshaus Christie´s. Aber das Geld investiert der Oligarch nicht in neue Stars für Monaco, sondern in eine 110 Meter lange Jacht.