Einen Tag, bevor Teamchef Franco Foda im Wiener Votivpark-Kino seinen Kader für die Qualifikationsspiele gegen Lettland und Polen bekannt gibt, gab es einen Rücktritt: Guido Burgstaller verzichtet künftig darauf, den Teamdress zu tragen. Der 30jährige Stürmer von Schalke 04 begründete dies, wie es in solchen Fällen halt üblich ist, damit, dass er auf seinen Körper hören muss, in seinem Alter schon eine längere Regenerationszeit zwischen den Spielen braucht, er sich daher lieber total auf seinen Verein konzentriert, bei dem er erst im März seinen Vertrag um drei Jahre bis 2022 verlängert hat. Zudem möchte er mehr Zeit für sine Familie haben, Seit dem Frühjahr ist Burgstaller Vater einer kleiner Tochter. Natürlich bedauerte Foda, wie es üblich ist, Burgstallers Schritt, von dem er in einem ausführlichen Telefonat Kenntnis erhielt, mit dem Hinweis, dass man dies auch akzeptieren müsste. Aber es gab doch auch einen Anstoß für das Ende von Burgstallers Teamkarriere, die am 29.Februar 2012 unter Marcel Koller mit dem Debüt gegen Finnland in Klagenfurt begonnen hatte.
Nach 25 Länderspielen einen Schlussstrich zu ziehen, hat auch etwas mit dem Wörthersee-Stadion in Burgstallers Heimat zu tun. Am 7. Juni wurde er dort gegen Slowenien nach 71 Minuten für Marcel Sabitzer eingewechselt, sorgte drei Minuten später für das so wichtige Goldtor zum Pflichtsieg. Sein zweiter Treffer für Österreich bedeutete wahrscheinlich Burgstallers größtes emotionales Highlight in der Teamkarriere. Doch drei Tage später sass er beim 4:1 gegen Nordmazedonien in Skopje als „Dank“ wieder auf der Bank. Wurde pro forma vier Minuten vor Schluss für den zweifachen Torschützen Marko Arnautovic eingewechselt. Sicher für ihn ein Beweis, beim Teamchef nicht sonderlich hoch im Kurs zu stehen. Die große „Liebe“ zwischen Foda und Burgstaller war es nie. Nichts hat Burgstaller Rückzug damit zu tun, dass bei Schalke nach keinem erzielten Tor in den ersten zwei Runden Rufe nach mehr Konkurrenz für Burgstaller laut wurden. Genannt wurde Steve Mounie, ein ehemaliger Schützling von Burgstallers neuem Trainer David Wagner bei Huddersfield.
Wer auf Burgstaller im Teamkader als Alternative zu Fixstarter Arnautovic folgen wird? In den letzten zwei Partien sassen mit Augsburg-Legionär Michael Gregoritsch und Mainz-Stürmer Karim Onisiwo zwei Legionäre auf der Bank, die für die Position in Frage kommen. Auch Lukas Hinterseer, der in Hamburg mit Toren auf sich aufmerksam machte, wäre eine Alternative. Die meisten Möglichkeiten hat Foda wie auch zuletzt bei den Innenverteidigern: Zu Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger und Stefan Posch, die in den letzten zwei Partien im Einsatz waren, kommen Philipp Lienhart, Kevin Danso nach seinem Debüt bei Southampton und LASK-Kapitän Gernot Trauner. Max Wöber soll nach nur einem Einsatz bei Red Bull Salzburg diesmal nicht dabei sein.
Die Tormannfrage? Wie man hört, will Foda dem vereinslosen Heinz Lindner, der bisherigen Nummer eins, auch ohne Spielpraxis das Vertrauen schenken. Kann man nach Lindners Leistungen verstehen. Gegen Lettland in Salzburg darf der Tormann keine Rolle spielen. Anders sieht es gegen Polen und seinen Weltklassestürmer Robert Lewandowski in Warschau aus. Da wird es einen Tormann brauchen, der voll im Saft steht, um entscheidende Bälle halten zu können. Ob dazu bei Lindner vier Tage gemeinsames Training mit dem Team in Saalfelden und das Match gegen Lettland reichen, müssen Foda und Tormanntrainer Robert Almer wissen und verantworten.