Seit dem Pech von Austrias Torhüter Robert Almer im Olympiastadion von Rom, dem wahrscheinlichen Saisonende für die 32jährige Nummer eins von Österreichs Team, hat Marcel Koller eine neue Groß-Baustelle in einer heiklen Phase der WM-Qualifikation: Wer ist für ihn und seinen Tormanntrainer Klaus Lindenberger der Stellvertreter oder Nachfolger von Almer für diese Saison? Folgt ein 32jähriger dem anderen, also Rambo Özcan? Oder trauen sie auch einem Teamdebütanten, nämlich Andreas Lukse, der vier Tage vor dem Schlüsselspiel gegen Irland seinen 29. Geburtstag feiert, sich international zu bewähren?
Als Almer sich beim 2:2 gegen Wales am 6. Oktober an der Wade verletzte, dann gegen Serbien in Belgrad ausfiel, vertraute Koller Özcan. Dem kann man für die 2:3-Niederlage keinen Vorwurf machen. Es gibt abgesehen vom Alter noch andere Parallelen zwischen Almer und Özcan: Als Almer in der Saison 2012/13 bei Fortuna Düsseldorf nicht spielte, im Frühjahr 2014 bei Energie Cottbus auf der Bank sass, in der Saison 2014/15 bei Hannover nur Ersatz für die Nummer eins, Ron Robert Zieler war, ohne zu einem einzigen Einsatz in der Bundesliga zu kommen, hielt Koller an ihm fest. Und fuhr gut damit. Wenn das für den Teamchef das Kriterium ist, dann bleibt auch Özcan seine erste Wahl. Denn der steht bei Bayer Leverkusen vor einem ähnlichen Schicksal wie Almer in Hannover: Dort ist Bernd Leno Stammtorhüter. Wenn dem keine Verletzung passiert, sitzt Özcan die ganze Saison auf der Bank. Sowohl in der Bundesliga als auch international. Beim Ex-Austrianer Heinz Lindner dauerte Koller hingegen das Bankdrücken schon zu lange: In dieser Saison war er nicht mehr die Nummer drei hinter Almer und Özcan, sondern Lukse.
Der ist, sofern er zur Verfügung steht, bei Altachs Trainer Damir Canadi gesetzt, rechtfertigt auch das Vertrauen. Letzten Samstag etwa beim 1:1 in Hütteldorf gegen seinen ehemaligen Klub Rapid. Zu Lukses Stärken zählt, ein cooler Typ zu sein, sich auch durch Fehler nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Und seine wilden Zeiten außerhalb des Spielfelds sind beim Vater einer Tochter vorbei. Er hat jetzt die Demut vor seinem Beruf, die man für Erfolge braucht. Das letzte Mal für Österreich spielte er 2007 als 18jähriger. Bei der U20-Weltmeisterschaft in Kanada unter Paul Gludovatz. Beim 0:1 gegen Chile im Spiel um Platz drei in Toronto.