Fußball

Neue Spielervereinigung als freie Fußballer-Gewerkschaft

Vom Fußballprofi zum Arbeitslosen. So heißt eine von Lisa Gadenstätter gestaltete Sendung auf ORF 1, die Mittwoch Abend zu sehen sein wird.  Der mit Abstand erfolgreichste österreichische Spieler, David Alaba, redet ebenso wie der arbeitslose Ex-Austrianer Max Sax. Das Interview mit Alaba vermittelte Gernot Zirngast, der Vorsitzende der Vereinigung der Fußballer (VdF), die es ab 21. November, einen Tag nach der WM-Eröffnung in Katar, nicht mehr in der bisherigen Form, unter dem Dach der younion-Gewerkschaft (vormals Gewerkschaft der Gemeindebedientesten) geben wird. Sondern unter dem neuen Namen Spielervereinigung als freie Gewerkschaft. Die Spielervertreter in VdF, wie die Kapitäne von Sturm Graz und LASK, Jörg Siebenhandl und Alexander Schlager oder Michael Liendl, gehen den neuen Weg mit. Ebenso die Legionäre, angeführt von David Alaba bis zum ehemaligen Salzburg-Tormann Cican Stankovic bei AEK Athen. 600 Beitrittserklärungen zur Spielervereinigung gibt es bereits, Zirngast rechnet bis zum Jahresende mit 800 oder mehr.

„Wir haben uns nie politisch instrumentalisieren lassen“, meinte Zirngast, „zuletzt waren die Versuche, dies doch zu tun, unerträglich. Man wollte uns einschränken“, erklärt Zirngast die Gründung der Spielervereinigung. Die sogenannte Fussballergewerkschaft mit ihren „Gründungsvater“ Rudi Novotny entstand vor 34 Jahren. Unter dem Dach der Gewerkschaft Kunst, Sport, Medien und freie Berufe. Ab 1997 hieß sie Vereinigung der Fußballer, gehörte zur SPÖ-Gewerkschaft der Gemeindebedientesten. Zu denen, die sich damals sehr verdient machten, das alles über die Bühne genug, gehörten noch in ihrer Spielerzeit Oliver Glasner, Adi Hütter oder Salzburgs Sportchef Christoph Freund. Seit 2002 beträgt der Mitgliedsbeitrag für Spieler aus der Bundesliga  29 Euro pro Monat, für die aus der zweiten Liga zehn weniger. 2008 gelang es, mit dem damaligen Bundesligavorstand Georg Pangl einen Kollektivvertrag auszuhandeln.

Die Zeit der Boshaftigkeiten, wie Zirngast es nennt, begann vor zwei Jahren, in den Lockdown-Zeiten wegen Corona. Als die Vereinigung der Fußballer alle Pläne, den Spielbetrieb einzustellen, erfolgreich wegverhandelte. Mit Bundesliga und Vereinen.  Das gefiel der younion-Spitze mit Christian Meidlinger (seine Zeit als Präsident des Schwimmverbandes von September 2012 bis August 2013 endete mit einer Diversion) und seiner Stellvertreterin Andrea Lueger offenbar nicht wirklich. Die Übereinkunft zur Kurzarbeit durften zwar noch Zirngast und Vdf_Sekretär Gernot Baumgartner unterschreiben, aber in der offiziellen Version schienen beide nicht mehr auf. Ein weiterer unfreundlicher Akt: Meidlinger ließ eine Presseaussendung über die Einigung wieder zurückziehen.

Das Klima wurde noch schlechter, als Meidlinger mit Thomas Kattnig einen „Spezialisten“ für die Fußballer einsetzte, der sich vielsagend Bereichsleiter nannte. Das 2012 ins Leben gerufene jährliche Sommer-Trainingslager für vertragslose Spieler, für das als Trainer unter anderem der verstorbene Paul Gludovatz, ÖFB-Sportchef Peter Schöttel und zuletzt zweimal Robert Ibertsberger zur Verfügung standen, sollte younion-Camp heißen. Das lehnten Zirngast und Baumgartner ab.  Es kam zu Budgetkürzungen, statt zwei Büros und einem Besprechungsraum stand nur noch ein Büro zur Verfügung. Zudem ging es um die Kosten der jährlichen Bruno-Gala, bei der die besten Spieler und Trainer der Saison ausgezeichnet wurden. Zuletzt im Globe-Theater, zu der auch Alaba kam (Bild oben).  Zirngast und Baumgartner gelang es, mit Spusu einen Sponsor für einige Jahre zu finden. Meidlinger saß in der ersten Reihe, begrüßte im Namen von younion die Gäste, aber da waren die Bestrebungen von Zirngast, Baumgartner und der weiteren Vorstandsmitglieder (Oliver Prudlo, Thomas Hinum), die younion zu verlassen, schon im Laufen und nicht mehr zu stoppen. Erstaunlich, dass Gewerkschaftsbund-Chef Wolfgang Katzian, der von den Differenzen wusste, nichts unternahm. Vor allem, weil er als ehemaliger Austria-Präsident wissen musste, worum es geht.

Die Bundesliga hält sich aus den Gewerkschaftszwistigkeiten raus, wie Vorstand Christian Ebenbauer versichert. Die neue Spielervereinigung hofft Verhandlungspartner für den Kollektivvertrag, der nach Ligaversion unbefristet läuft, zu werden. Ebenbauer steht auf dem Standpunkt, die Liga könne sich nicht den Verhandlungspartner aussuchen, sondern könne nur den akzeptieren, den die Gewerkschaft nennt. Zirngast wird nach der Generalversammlung der Spielervereinigung nicht mehr in der ersten Reihe stehen, sondern an Baumgartner übergeben. Der ist derzeit zur Funktionärs-Ausbildung durch den Weltverband FIFA in Kairo. Am Ende bekommt er das Law-Diplom der FIFA.

 

 

Foto: VdF.

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