In Wien und Innsbruck springt die Corona-Ampel Mittwoch auf Orange, aber der Hammer für die Bundesligaklubs kam bereits letzten Freitag. Mit der Ankündigung von Gesundheitsminister Rudi Anschober, die erlaubte Zuschauerzahl von höchstens 10.000 auf 3.000 herabzusetzen und der gleichzeitigen Prognose von Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass sich dies bis Jahresende nicht ändern werde. Damals stand in Salzburg die Ampel auf grün. Nur Rapid kam letzten Freitag noch einmal in den Genuss einer Kulisse, aber das bleibt die Ausnahme. Jetzt kämpfen die Klubs mit den Folgen, brauchen neue Lösungen. Meister Red Bull Salzburg hat schon die Konsequenzen gezogen. Die sich aber in dieser Form kein anderer Klub in Österreich leisten kann.
Nur 3000 Besucher am kommenden Samstag gegen Altach erlaubt, aber über 9000 Dauerkarten verkauft. Was tun? Der Ärger und die Verwunderung bei Geschäftsführer Stephan Reiter (Bild oben) sind groß. Weil weder der ÖFB noch die Liga in die Entscheidung der Politik eingebunden war. Weil Konzepte, in denen auch festgelegt war, was bei gelber und oranger Ampelfarbe zu passieren hat, nicht mehr gelten. Weil damit viele, viele Arbeitsstunden umsonst waren. Aus Fairness gegenüber den Fans entschloss sich Salzburgs Chefetage, den Abonnenten den Preis für die gelösten Dauerkarten zurückzuzahlen. Das bedeutet außer einem großen Mehraufwand natürlich einen wirtschaftlichen Schaden, aber Salzburgs Kassa kann den auch nach dem Lockdown ab März und den Geisterspielen im Juni abfedern. Die 3000 Tagestickets verlost Salzburg unter den Dauerkartenbesitzern.
Die Austria stoppte nach Anschobers Tiefschlag sofort den Verkauf von Dauerkarten. Somit können alle , die bis letzten Freitag eine kauften, am Sonntag zum ersten Heimspiel gegen Ried in die Generali-Arena kommen. Das will aber Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer nicht als Lösung für die Herbstsaison akzeptieren. Weil er die neuen Maßnahmen der Politik in Sachen Zuschauer nicht mit Logik begründet sieht, nicht mit Fakten: „Es entstand nach Spielen, die ab August mit Publikum durchgeführt wurden, keine einziger Corona-Cluster!“ Daher nahm Kraetschmer bereits zu ÖFB, Bundesliga und den anderen Klubs Kontakt auf. Mit dem Ziel, eine gemeinsame Initiative für mehr Fans in den Stadien zu starten.
Sturm Graz brauchte eine rasche Lösung für das Heimspiel gegen Rapid am Samstag, fand sie nach stundenlangen Besprechungen: Ins Stadion dürfen Samstag, die Abonnenten , die zugleich auch Klubmitglieder sind, und jene 1000, die ihre Dauerkarten als erste bis 25. Juni kauften. Alle anderen Abonnenten können ihre Dauerkarten ohne finanzielles Risiko auf unbestimmte Zeit still legen. Geschäftsführer Thomas Tebbich sprach von einem Verlust in Millionenhöhe. Rapid hat bis zu seinem nächsten am 3. Oktober gegen den LASK noch etwas Zeit, die Frage zu beantworten, wie man 6800 von 9800 Dauerkartenbesitzern erklären soll, dass sie nicht ins Stadion dürfen. Kraetschmers Angst, dass die Bindung zu den Fans verloren gehen wird, ist auf Grund der ersten Runde wohl begründet. Zum LASK kamen Freitag statt der möglichen 6000 nur 4000 Fans ins Linzer Stadion, nur 2600 statt der erlaubten 3000 verfolgten in Wolfsberg den Start gegen Salzburg, nur knapp über 1000 St.Pöltens Auftakt gegen Sturm. Das muss zu denken geben.
Bis 15. Oktober haben alle Klubs Zeit, bei der Bundesliga ein aktualisiertes Budget für die laufende Saison abzugeben. Aber es stellt sich die Frage, wie man das derzeit seriös planen kann. Denn ob die Kompensationszahlungen für den Spitzensport aus dem Sportfonds über den 30.September hinaus fließen werden, weiß zwei Wochen vorher noch keiner. Bisher wurden keine Gelder für den Einnahmeverlust zwischen März und Ende Juni ausbezahlt.