Kevin Danso macht bei Lens, wo der 25 jährige Innenverteidiger mit einem Marktwert von 25 Millionen Euro bis 2027 unter Vertrag steht, in vollen Umfang das Mannschaftstraining mit. Aber er hat keine Erlaubnis vom französischen Verband, Sonntag das Heimspiel gegen Olympique Lyon zu bestreiten. So war es auch zwei Wochen zuvor. Da durfte er beim 1:1 in Monaco nicht spielen. Grund war eine Mitteilung des italienischen Verbands an den französischen: Weil AS Roma beim medizinischen Check Dansons, der um 22 Millionen Euro verpflichtet hätte werden sollen, kardiologische Unregelmäßigkeiten festgestellt haben wollte. Mit dem Herzrhythmus soll etwas nicht in Ordnung gewesen sein.
Dadurch versäumte Danso nicht nur zwei Partien mit Lens, sondern auch seine Länderspiele 24 und 25 mit Österreich in Slowenien und Norwegen. Wegen neuer, umfangreivher medizinischer Untersuchungen in Lens. Das Ergebnis sollte letzten Mittwoch vorliegen. Das passierte aber nicht, sondern wurde um eine Woche verschoben. Was komisch und mysteriös anmutet, Spekulationen Tür und Tor öffnet, dass mit dem Herzrhythmus von Danso doch etwas nicht stimmt. Und das ist nicht nur nicht gut, sondern schlecht und schlimm für das Image des kampfstarken, hünenhaften Innenverteidigers. Da bleibt etwas hängen.
Es ist unvorstellbar, dass die medizinische Abteilung von Lens vor der Saison beim Medizincheck des von der Europameisterschaft zurückgekehrten Danso Herzprobleme übersehen haben könnte. Bevor er nach Rom zur Untersuchung flog, absolvierte er für Lens zwei Spiele in der Ligue 1 und eines in der Qualifikation zur Conference League gegen Panathinaikos Athen. Letzte Saison kam Danso auf mehr als 30 Einsätze für seinen Klub und Österreichs Nationalteam. Nie wäre man auf die Idee gekommen, dass bei ihm mit dem Herz etwas nicht stimmen könnte. Bei Roma lag das Motiv auf der Hand: Man investierte die Millionen lieber in den 23 jährigen französischen Mittelfeldspieler Manu Kone, bezahlte an Borussia Mönchengladbach 18 Millionen Euro Ablöse und engagierte zwei vertragslose Innenverteidiger, die ablösefrei kamen. Den 35 jährigen deutschen Weltmeister Mats Hummels, der bei Borussia Dortmund für viele unverständlich keinen neuen Vertrag erhielt und den 29 jährigen Spanier Mario Hermoso, der zuvor fünf Jahre bei Atletico Madrid war.
Nicht erklärbar ist hingegen das lange „Nachspiel“ in Frankreich und warum Lens das alles akzeptiert. Danso und sein älterer Bruder, der sein Berater ist, werden wütend sein. Was durchaus nachvollziehbar ist. Aber das einzige, was ihm helfen kann, ist wieder zu spielen, So rasch als möglich. Je länger das Rätseln um die medizinischen Untersuchungen prolongiert wird, desto schlechter für ihn. Irgendwann wird dann die Frage aufkommen, ob er vielleicht gar um seine Karriere bangen muss.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.